Avalon 08 - Die Nebel von Avalon
Geburtszaubern, Liebestränken, Wahrsagerei und Bannsprüchen abgibt. Ich bin eine Priesterin, keine Kräuterhexe!«
»Nun, nun«, redete Meleas beruhigend auf die anderen ein. »Laßt Morgaine in Frieden. Diese stechende Sonne bringt jeden dazu, Dinge zu sehen, die nicht da sind. Wenn sie Blut im Feuer gesehen hat, kommt es vermutlich daher, daß irgendwann ein hirnloser Page eine halbrohe Keule dort absetzt und der rote Bratensaft ins Feuer spritzt.
Wollt Ihr etwas trinken, Herrin?« Sie ging zum Wasserkrug, schöpfte eine Kelle voll und reichte Morgaine das Wasser, die durstig trank. »Ich habe immer gehört, daß die meisten Prophezeiungen nicht in Erfüllung gehen… Wir könnten sie ebensogut fragen, ob Elaines Vater diesen Drachen finden und töten wird, den er jahrein, jahraus verfolgt.«
Wie erwartet, gelang das Ablenkungsmanöver. Calla spottete: »Wenn es überhaupt einen Drachen gibt und Pellinore nicht nur eine Entschuldigung sucht, um die Burg zu verlassen, wenn er sich am Herd langweilt!«
»Wenn ich ein Mann und mit Pellinores Gemahlin verheiratet wäre«, sagte Alienor, »würde ich auch die Gesellschaft eines Drachens vorziehen, den ich nie finde, um nicht mit ihr ins Bett zu müssen.«
»Sag mir, Elaine«, fragte Meleas, »gibt es wirklich einen Drachen, oder jagt dein Vater ihn nur, weil das unterhaltsamer ist, als sich um die Kühe zu kümmern? Solange Krieg ist, müssen die Männer nicht zu Hause sitzen und spinnen, aber im Frieden langweilen sie sich vielleicht mit Hühnern und Kühen auf der Weide.«
»Ich habe den Drachen nie gesehen«, antwortete Elaine. »Gott behüte. Aber
etwas
wütet von Zeit zu Zeit unter den Kühen. Einmal sah ich eine große Schleimspur auf den Feldern und roch den stechenden Gestank. Außerdem lagen die Überreste einer Kuh dort, noch ganz überzogen vom stinkenden Schleim. Es war nicht das Werk eines Wolfes oder eines Bären.«
»Verschwindende Kühe«, echote Calla. »Ich vermute, die Männer vom Feenvolk sind nicht christlich genug, um nicht hin und wieder eine Kuh zu stibitzen, wenn ihnen kein Hirsch über den Weg läuft.«
»Da wir gerade von Kühen reden«, ließ sich Gwenhwyfar energisch vernehmen, »ich glaube, ich muß Cai fragen, ob wir nicht ein Schaf oder ein Lamm schlachten können. Wir brauchen Fleisch. Wenn die Männer heute oder morgen zurückkommen sollten, können wir sie nicht mit Grütze und Schmalzbrot füttern. Außerdem wird bei dieser Hitze die Butter ranzig. Begleitet mich doch, Morgaine. Ich wollte, Euer Gesicht würde uns verraten, wann es endlich regnen wird! Und ihr anderen, räumt Faden und Wolle beiseite. Für heute ist es genug. Elaine, mein Kind, bringe die Stickerei in meine Kammer und paß auf, daß keine Flecken daraufkommen.«
Als sie die Halle verließen, fragte sie leise: »Habt Ihr wirklich Blut gesehen, Morgaine?«
»Ich habe geträumt«, wiederholte Morgaine beharrlich. Gwenhwyfar sah sie prüfend an, aber manchmal empfanden beide echte Zuneigung füreinander, und so ließ sie das Thema fallen. »Wenn Ihr wirklich Blut gesehen habt, dann gebe Gott, daß es das Blut von Sachsen war, das aber nicht an diesem Herd vergossen wurde. Kommt, wir wollen Cai fragen, ob wir noch genug Fleisch vorrätig haben. Es ist keine Jagdzeit, und ich möchte auch nicht, daß die Männer gleich auf die Jagd gehen müssen, wenn sie zurückkommen.«
Sie gähnte: »Ach, wäre doch diese Hitze endlich vorbei. Vielleicht gibt es ein Gewitter. Die Milch war heute morgen sauer. Ich sollte den Mägden sagen, sie sollen Kochkäse daraus machen, anstatt sie den Schweinen zu verfüttern.«
»Du bist eine gute Hausfrau, Gwenhwyfar«, sagte Morgaine trocken. »Ich hätte das nicht gedacht. Da sieht man wieder einmal, was mir mein Gesicht nützt. Aber der Geruch nach saurer Milch und Kochkäse hängt noch tagelang in der Meierei. Ich würde lieber die Schweine damit mästen.«
»Bei diesem Wetter sind sie von den vielen reifen Eicheln fett genug«, entgegnete Gwenhwyfar und blickte wieder zum Himmel. »War das nicht ein Blitz?«
Morgaine sah den Lichtschein am Himmel. »Ja. Die Männer werden naß und durchfroren zurückkommen. Wir sollten heißen Wein für sie bereithalten«, sagte sie geistesabwesend und fuhr auf, als sie Gwenhwyfars erstauntes Gesicht sah.
»Jetzt glaube ich wirklich, daß du die Zukunft siehst… Man hört keinen Hufschlag, und auch vom Turm haben sie kein Signal gegeben«, sagte Gwenhwyfar. »Ich werde Cai auf jeden Fall
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