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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Burghof hin und her gehen konnte. Die Narben würden nie verschwinden …
    »Es wird Frühling sein, ehe ich wieder auf einem Pferd sitzen kann«, bemerkte er düster zu Gwenhwyfar, die, ihren blauen Mantel eng um sich gezogen, dicht an der Mauer stand.
    »Das kann schon sein«, sagte Lancelot. »Vielleicht dauert es noch länger, mein König, wenn Kälte in die Wunde kommt, ehe sie ganz verheilt ist. Kommt mit hinein, ich bitte Euch. Seht Ihr, auf Gwenhwyfars Mantel liegt schon Schnee.«
    »Und auf deinem Bart, Lance… oder ist es das erste Grau?« fragte Artus spöttisch, und Lancelot lachte.
    »Vermutlich beides… darin seid Ihr mir gegenüber im Vorteil, mein König. Euer Bart ist so blond, daß man das Grau nicht sehen wird. Stützt Euch auf meinen Arm.«
    Artus wollte abwehren, aber Gwenhwyfar mahnte: »Nehmt seinen Arm, Artus. Wenn Ihr fallt, waren alle Heilkünste vergebens… das Pflaster ist schlüpfrig, denn der Schnee schmilzt schnell.«
    König Artus stützte sich seufzend auf den Arm seines Freundes. »Jetzt habe ich einen Vorgeschmack auf das Alter.« Gwenhwyfar nahm seinen anderen Arm. Lachend fragte er: »Werdet ihr mich so lieben und stützen, wenn mein Bart und meine Haare tatsächlich grau sind und ich am Stock gehe wie der Merlin?«
    »Selbst wenn Ihr neunzig seid, mein Gebieter«, antwortete Lancelot und stimmte in sein Lachen ein. »Ich sehe es schon vor mir:
    Gwenhwyfar stützt Euch an einem Arm, ich am anderen, und wir schlurfen auf Euern Thron zu… dann werden wir alle bald neunzig sein!« Er wurde plötzlich ernst: »Ich mache mir Sorgen um Taliesin, mein König. Er wird schwach und sieht nicht mehr gut. Sollte er nicht nach Avalon zurückkehren und dort friedlich seine letzten Jahre verbringen?«
    »Ganz sicher sollte er das«, antwortete Artus. »Aber er sagt, er will mich nicht meinen Ratgebern in Christo überlassen…«
    »Welch bessere Ratgeber als christliche Priester könntet Ihr haben, mein Gemahl?« brauste Gwenhwyfar auf. Sie mißbilligte dieses sündige Wort
Avalon.
Sie fürchtete sich bei dem Gedanken, daß Artus geschworen hatte, die heidnischen Bräuche zu schützen. Sie traten in die Halle. Dort brannte ein Feuer, und Artus machte eine abwehrende Geste, als Lancelot ihm in seinen Sessel half. »Ja, ja, setzt den alten Mann nur ans Feuer und gebt ihm seinen Schlummertrunk… mich wundert, daß ich noch Schuhe und eine Hose tragen darf und nicht im Nachtgewand herumsitzen muß!«
    »Mein lieber Gemahl…«, begann Gwenhwyfar, aber Lancelot legte ihr die Hand auf die Schulter.
    »Regt Euch nicht auf, Gwenhwyfar, alle Männer sind gereizt, wenn sie krank sind… er weiß nicht, wie gut es ihm geht. Er wird von schönen Frauen gepflegt, mit Leckerbissen verwöhnt und frischer Wäsche versorgt und dem Schlummertrunk, den er so verachtet… ich lag einmal verwundet im Zeltlager und wurde von einem griesgrämigen alten Mann betreut. Ich lag in meinem eigenen Dreck, denn ich konnte mich nicht rühren, und niemand half mir. Der Alte brachte mir nur schales Bier und hartes Brot. Hört auf, Euch zu beklagen, König Artus, oder ich werde dafür sorgen, daß Eure Wunde von Männerhänden gepflegt wird, wie sich das für einen echten Kriegsmann gehört.«
    »Ja, dazu wärst du in der Lage«, antwortete Artus mit einem liebevollen Lächeln. »Ihr macht Euch keine großen Sorgen um Euren König, Prinz Galahad…«
    Er nahm Gwenhwyfar den Hornlöffel aus der Hand und aß gehorsam die warme Weinsuppe mit Brot und Honig. »Ah, das tut gut und wärmt das Herz… da sind Gewürze drin, nicht wahr? Die Gewürze, die ich aus Londinium kommen lassen sollte…«
    Nachdem Artus gegessen hatte, gesellte Cai sich zu ihnen und fragte: »Was macht die Wunde, mein Gebieter, nachdem Ihr eine Stunde auf den Beinen wart? Habt Ihr noch Schmerzen?«
    »Nicht so stark wie beim letzten Mal. Mehr kann ich nicht sagen«, antwortete Artus. »Zum ersten Mal weiß ich, was Angst ist… die Angst zu sterben, ehe mein Werk vollbracht ist.«
    »Gott läßt das nicht zu«, sagte Gwenhwyfar.
    Artus tätschelte ihr die Hand. »Das habe ich mir auch gesagt. Aber eine innere Stimme wiederholte: Der Stolz ist eine große Sünde. Wie kannst du glauben, du oder ein anderer Mensch seien nicht ersetzbar, wenn es darum geht, das Werk Gottes zu vollenden… Ich habe viel über solche Dinge nachgedacht, während ich keinen Fuß aus dem Bett setzen konnte.«
    »Ich kann nicht behaupten, daß Ihr wenig getan habt. Es fehlt nur noch

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