Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
einen Augenblick lang glaubte sie, er verspotte sie. Aber das Lächeln verschwand, und Gwenhwyfar vermeinte, sich geirrt zu haben. »Wenn Ihr Musik hören möchtet, Artus, wird Taliesin sicher bereit sein, für Euch zu spielen. Obwohl er alt ist und nicht mehr singen kann, sind seine Hände immer noch geübt im Harfenspiel.«
    »Dann lasse ihn rufen«, sagte Artus lachend. »In der Bibel steht, der alte König Saul rief nach seinem jungen Harfenspieler; ich bin ein junger König, der einen alten Harfenspieler braucht, um ihm die trüben Gedanken zu vertreiben.«
    Lancelot machte sich auf die Suche nach dem Merlin, und als der alte Mann mit der Harfe kam, saßen sie lange in der Halle und lauschten seinen Klängen.
    Gwenhwyfar dachte daran, wie Morgaine hier gesessen und gespielt hatte.
Wäre sie doch hier, um mir einen Zauber zu geben… aber erst, wenn Artus wieder gesund ist…
Dann blickte sie über das Feuer hinweg zu Lancelot, und ihr sank das Herz. Er saß auf der Bank, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, die langen Beine ausgestreckt und lauschte der Musik. Auch die anderen Männer und Frauen hatten sich eingefunden, um dem Merlin zuzuhören. Pellinores Tochter Elaine war so kühn, sich neben Lancelot auf die Bank zu setzen. Aber er achtete nicht auf sie.
    Lancelot braucht eine Frau. Ich sollte mich durchringen und König Pellinore empfehlen, seine Tochter Elaine dem Ritter zur Frau zu geben. Sie ist meine Nichte, mir nicht unähnlich und im heiratsfähigen Alter…
Aber Gwenhwyfar wußte, sie würde es nicht tun. Sie sagte sich vor, es sei früh genug, wenn Lancelot den Wunsch äußerte zu heiraten.
Und wenn Artus nicht gesund werden sollte… Oh, nein, nein! Daran möchte ich nicht denken.
Verstohlen bekreuzigte sie sich.
    Aber sie hatte lange nicht in Artus' Armen gelegen; war es dann nicht wahrscheinlicher, daß er ihr kein Kind machen konnte? Sie fragte sich, wie es wohl sein würde, in Lancelots Armen zu liegen… Konnte
er
ihr das Kind geben, nach dem sie sich sehnte? Angenommen, sie nahm sich Lancelot zum Geliebten. Sie wußte, es gab Frauen, die so etwas taten… Morgause machte daraus kein Geheimnis, und seit sie keine Kinder mehr bekam, waren ihre Liebschaften ebenso peinlich wie die von Lot. Gwenhwyfar spürte, wie die Röte ihr Gesicht überzog und hoffte, niemand habe gesehen, wie sie auf Lancelots Hände blickte, die ruhig in seinem Schoß lagen. Gwenhwyfar fragte sich, wie es wohl sein würde, von ihnen liebkost zu werden… Nein, sie wagte nicht, daran zu denken. Eine Frau, die sich einen Liebhaber nahm, mußte darauf achten, nicht schwanger zu werden, kein Kind zu bekommen, das sie entehrte oder ihren Gemahl dem allgemeinen Spott preisgab. Wenn sie unfruchtbar war, konnte ihr nichts geschehen… es wäre ihr Glück… In Gottes Namen, wie konnte sie, eine tugendhafte Christin, solche sündigen Gedanken hegen? Sie hatte es sich schon einmal vorgestellt; und als sie es beichtete, antwortete der Priester, es sei sicher darauf zurückzuführen, daß ihr Mann schon so lange krank lag. Sie müsse sich nicht schuldig fühlen, aber aus ganzem Herzen um die Gesundung ihres Mannes beten und daran denken, daß es für ihn noch schlimmer sei. Gwenhwyfar wußte, es war ein guter, vernünftiger und freundlicher Rat. Aber sie dachte:
Er hat mich nicht ganz verstanden. Er weiß nicht, wie sündhaft ich bin und welch böse und verderbte Gedanken ich habe. Sonst hätte er mich streng getadelt und mir eine schwere Buße auferlegt. Danach wäre es mir besser gegangen, und ich hätte mich freier gefühlt… Lancelot würde ihr nie vorwerfen, daß sie unfruchtbar war…
    Gwenhwyfar hörte plötzlich ihren Namen. Verwirrt hob sie den Kopf, als könnten alle ihre Gedanken lesen.
    »Genug Musik, mein edler Merlin«, sagte Artus. »Seht, es wird bereits dunkel, und Gwenhwyfar ist im Sitzen eingeschlafen. Wahrscheinlich ist sie völlig erschöpft, sie pflegt mich so hingebungsvoll … Cai, laßt das Abendessen für die Männer auftragen, ich gehe zu Bett und esse dort etwas.«
    Gwenhwyfar erhob sich, ging zu Elaine und bat sie, ihren Platz an der Tafel einzunehmen. Sie wolle beim König bleiben. Cai ging hinaus zu den Dienstleuten; Lancelot reichte Artus den Arm und half ihm beim Aufstehen. Auf einen Stock gestützt, humpelte der König in sein Gemach. Lancelot half ihm behutsam und liebevoll wie eine Amme ins Bett.
    »Wenn er heute nacht etwas braucht, laßt mich rufen. Ihr wißt, wo ich schlafe«, sagte er leise

Weitere Kostenlose Bücher