Avalon 08 - Die Nebel von Avalon
zu warten und Artus zu bitten, heiraten zu dürfen… Aber in einem Winkel ihres Herzens, wo sie es nicht sehen mußte, wußte sie, daß Lancelot dieses nicht wollte. Er begehrte sie vielleicht in einem Augenblick der Leidenschaft wirklich… mehr nicht. Und wollte sie ihm für einen Augenblick der Leidenschaft ein Eheversprechen entlocken? Die Stammesfeste waren ehrlicher: Mann und Frau sollten sich vereinigen nach den Gezeiten von Sonne und Mond, die sie im Blut spürten… so wollte es die Göttin. Und nur wenn es später ihr Wunsch war, ein Heim zu teilen und Kinder großzuziehen, sollten sie heiraten. Morgaine wußte in ihrem Herzen, daß sie weder Lancelot noch einen anderen Mann wirklich für die Ehe wollte – obwohl sie glaubte, es wäre für ihn, für Artus und sogar für Gwenwyfar das beste, Lancelot von Caerleon zu entfernen. Aber das waren flüchtige Gedanken. Lancelots Nähe verwirrte sie.
Sie spürte das Klopfen seines Herzens an ihrer Wange… er begehrte sie. Und jetzt dachte er weder an Gwenwyfar noch an eine andere Frau. Er dachte nur an sie!
Soll mit uns geschehen, was die Göttin will. Mann und Frau…
»Ich weiß«, flüsterte Morgaine und nahm ihn bei der Hand. Hinter den Ställen und der Schmiede führte ein Pfad in den Obstgarten. Dort wuchs dichtes und weiches Gras. An sonnigen Nachmittagen saßen die Frauen manchmal unter den Bäumen. Lancelot breitete seinen Mantel aus. Der Duft von grünen Äpfeln und Gras lag in der Luft. Morgaine dachte:
Es könnte beinahe auf Avalon sein.
Mit seiner Gabe, ihre Gedanken aufzunehmen, murmelte er: »Heute nacht haben wir für uns einen Winkel von Avalon gefunden…«, und zog sie neben sich auf den Mantel. Er nahm ihr den Schleier ab, liebkoste ihre Haare, schien aber keine Eile zu haben. Er hielt sie zart im Arm, beugte sich immer wieder über sie und küßte sie auf die Wange und auf die Stirn. »Das Gras ist trocken… es ist kein Tau gefallen. Wahrscheinlich wird es noch vor dem Morgen regnen«, murmelte er und streichelte zärtlich ihre Schultern und die kleinen Hände. Sie spürte die Schwielen und die harte Haut seiner Schwerthand… sie war so hart, und er war doch vier Jahre jünger als sie – Morgaine kannte die Geschichte. Er wurde geboren, als Viviane glaubte, schon zu alt zu sein, um noch ein Kind zu kriegen. Lancelot konnte ihre ganze Hand mit den Fingern umfassen. Er spielte mit ihren Fingern, mit den Ringen, seine Hand glitt über den Stoff zu ihrer Brust, und er öffnete die Bänder. Morgaine fühlte sich benommen und aufgewühlt. Eine Woge der Leidenschaft überflutete sie wie Wellen den Strand, trug sie davon, und sie ertrank in seinen Küssen. Er murmelte etwas, das sie nicht verstand. Aber sie fragte ihn nicht; sie hörte nichts mehr. Er mußte ihr aus dem Gewand helfen. Die Kleider am Hof waren aufwendiger als die einfachen Gewänder der Priesterinnen. Sie kam sich ungeschickt und unbeholfen vor. Würde sie ihm gefallen? Ihre Brüste schienen weich und schlaff… nach Gwydions Geburt waren sie so geworden.
Sie erinnerte sich, daß sie klein und fest gewesen waren, als er sie zum ersten Mal berührte. Aber er schien nichts zu bemerken. Er liebkoste ihre Brüste, nahm die Knospen zwischen die Finger und dann zart zwischen Lippen und Zähne. Sie konnte nichts mehr denken. Auf der ganzen Welt gab es für sie nur noch seine Hände, die sie berührten, die bebende Wahrnehmung ihrer Finger, die über seine geschmeidigen Schultern und seinen Rücken hinunterglitten zu den feinen, dunklen Haaren dort… sie hatte immer geglaubt, die Haare auf der Brust eines Mannes seien hart und rauh. Aber die seinen waren weich und seidig wie ihre Haare und kräuselten sich zu vielen Löckchen. Benommen dachte sie daran, daß sie ihr erstes Erleben mit einem siebzehnjährigen Jüngling gehabt hatte, der kaum wußte, was er tat. Sie hatte ihn leiten, es ihm zeigen müssen … in plötzlicher Trauer wünschte sie, es wäre das erste Mal, damit sie sich immer voll Glück daran erinnern könnte.
Es hätte so sein sollen… sie kam seinem Körper entgegen, umklammerte ihn flehend und stöhnte. Sie konnte es nicht ertragen, noch länger zu warten…
Er schien noch nicht bereit zu sein, obwohl sie sich ihm öffnete. Ihren Körper durchströmte pulsierendes Leben und wildes Verlangen. Sie drängte sich hungrig, mit gierigem, flehendem Mund an ihn; sie flüsterte seinen Namen, bettelnd, beinahe furchtsam. Er küßte sie immer noch sanft, seine Hände glitten
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