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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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geschmiegt. Camelot schien an Regentagen eine aus Steinen und Mauern geschaffene Insel inmitten von Nebel und Dunst zu sein – wie Avalon. Aber im klaren Sonnenschein, wie heute, erhob es sich hoch und frei über das Land. Man sah Meile um Meile und ringsum nur Hügel und Wälder…
    Camelot war dem Himmel zu nahe! Sicher war es nicht recht, daß Menschen… einfache Sterbliche so weit sehen konnten. Aber Artus erklärte, die Burg eines Königs müsse gut zu verteidigen sein, selbst wenn Frieden im Land herrsche.
    Doch nicht der König kam, um sie zu begrüßen, sondern Lancelot. Er sah noch besser aus, dachte Gwenhwyfar. Nun mußte er seine Haare wegen des Helms nicht mehr kurz schneiden; er hatte sie wachsen lassen. Und die Locken fielen ihm auf die Schultern. Er trug einen kurzen Bart… an ihm gefiel es ihr, obwohl Artus ihn verspottete und sagte, er sei eitel. Artus hielt seine Haare kurz wie ein Krieger, und seine Kammerherren rasierten ihn jeden Morgen so sorgfältig und glatt wie er seine Haare kämmte.
    »Herrin, der König erwartet Euch«, sagte Lancelot und bot ihr den Arm. Er geleitete sie zu den Sitzplätzen, die Artus dicht hinter der hölzernen Begrenzung des Turnierplatzes in Stufenform hatte errichten lassen.
    Artus verbeugte sich, dankte Lancelot mit einem Lächeln und ergriff Gwenhwyfars Hand. »Komm, Gwen, setz dich neben mich… ich habe dich hierher gebeten, weil ich dir etwas Besonderes zeigen will. Sieh dort…«
    Sie sah, daß ein paar jüngere Ritter und etliche Knappen, die am Hof des Königs dienten, sich ein Scheingefecht lieferten. Die beiden gegnerischen Gruppen kämpften mit Holzschwertern und großen Schilden. »Dort«, sagte Artus und zeigte in die Richtung, »siehst du den Großen in dem safranfarbenen Hemd? Erinnert er dich nicht an jemanden?«
    Gwenhwyfar betrachtete den jungen Mann und verfolgte sein geschicktes Agieren mit Schwert und Schild… er löste sich von den anderen, griff wie ein Rasender an, warf die Gegner um und traf einen so hart am Kopf, daß er besinnungslos niederstürzte. Einen anderen brachte er durch einen gewaltigen Hieb auf den Schild ins Wanken. Er war wirklich noch sehr jung… auf seinem rosigen Gesicht zeigte sich der erste Flaum, und er wirkte immer noch wie ein unschuldiger Engel… aber er war beinahe sechs Fuß groß und breitschultrig wie ein Stier.
    »Er kämpft wie ein Teufel«, sagte Gwenhwyfar. »Aber wer ist es? Ich habe ihn, glaube ich, noch nicht am Hof gesehen…«
    »Er ist der Jüngling, der nach Camelot kam und seinen Namen nicht nennen wollte«, erklärte Lancelot, der dicht neben ihr stand. »Deshalb habt Ihr ihn Cai übergeben, der ihn in die Küche steckte. Man nennt ihn ›Schönling‹, weil er so weiße und feine Hände hat. Cai erlaubte sich derbe Späße mit ihm, ließ ihn den Bratenspieß drehen und Gemüse putzen, um seinen Händen die Schönheit zu nehmen. Ja, ja, unser Cai hat es faustdick hinter den Ohren!«
    »Aber der Junge hat sich nie gewehrt«, sagte Gawain mißmutig, der an Artus' anderer Seite stand. »Er könnte Cai mühelos das Genick brechen. Als die anderen Jungen ihn drängten, Cai zu verprügeln – der Hofmarschall machte einmal einen schlechten Witz über seine Herkunft und behauptete, er müsse von einem Bauern und einer Küchenmagd abstammen, da ihm alle diese Dinge so gut von der Hand gingen –, da sah unser Schönling einfach durch Cai hindurch und antwortete: Es sei unrecht, einen Mann niederzuschlagen, der im Dienst seines Königs verwundet worden sei.«
    Lancelot bemerkte trocken: »Das war für Cai schlimmer, als wenn er bewußtlos geschlagen worden wäre. Cai glaubt von sich, er sei zu nichts anderem gut, als den Bratenspieß zu drehen und Teller aufzutragen. Artus, eines Tages müßt Ihr für Cai eine Aufgabe finden, und wenn Ihr ihn auch nur ausschickt, um Pellinores Drachen zu finden.«
    Elaine und Meleas kicherten hinter vorgehaltener Hand. Artus aber antwortete: »Das werde ich auch. Cai ist zu gut und zu treu, um so zu versauern. Ich wollte ihm Caerleon geben, aber er nahm es nicht an. Er sagte, sein Vater habe ihm befohlen, mir solange er lebe mit seinen Händen zu dienen, und deshalb wolle er auch in Camelot mein Haushofmeister sein. Aber dieser Junge… Schönling nennt Ihr ihn, Lance? Erinnert er dich nicht an jemand, meine Gwenhwyfar?«
    Sie stand hinter Artus und betrachtete den Jungen, der gerade mit wehenden Haaren den letzten Gegner angriff. Er hatte eine hohe, breite Stirn, eine

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