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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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sanft. Wenn er nur ein Rechtgläubiger wäre! Er wäre besser als jeder Priester. Aber Taliesin sagte, es sei nicht recht, dem Landvolk die schlichte Anbetung einer Göttin zu nehmen, die über Felder und Ernten wachte und die den Tieren und den Menschen Fruchtbarkeit schenkte. Ganz bestimmt konnten solche Menschen keine großen Sünden begehen. Sie hatten genug damit zu tun, ihre Felder zu bearbeiten und die Ernte einzubringen, um wenigstens nicht zu verhungern. Man konnte nicht annehmen, daß der Teufel sich um diese Menschen kümmern würde – wenn es überhaupt einen Teufel gab. Aber Gwenhwyfar entgegnete: »Ich nehme an, Ihr glaubt, sie sündigen nicht, wenn sie zu den Beltanefeuern gehen, ihre unzüchtigen, heidnischen Riten abhalten und sich dort Fremden hingeben…?«
    »Gott weiß, sie haben nicht viele Freuden in ihrem Leben«, erwiderte Taliesin ruhig. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß etwas falsch daran sein soll, wenn sie viermal im ganzen Jahr… einmal in jeder Jahreszeit … feiern und tun, wonach ihnen der Sinn steht. Für mich gäbe es wenig Gründe, einen Gott zu lieben, der daran Anstoß nimmt und es als Sünde bezeichnet. Haltet
Ihr
es für Sünde, meine Königin?«
    Ja, das tat sie! Jeder Christin mußte es als eine Sünde erscheinen, auf die Felder zu gehen, nackt zu tanzen und mit dem ersten Mann zu liegen, der ihr geschickt wurde… Es war unanständig, schamlos und sündhaft! Taliesin schüttelte seufzend den Kopf. »Trotzdem, meine Königin, niemand kann über das Gewissen eines anderen befehlen. Selbst wenn ihr es für sündhaft und schamlos haltet, könnt Ihr doch nicht vorgeben zu wissen, was für einen anderen Menschen recht ist. Selbst die Weisen wissen nicht alles. Und vielleicht haben die Götter noch andere Absichten, als wir mit unserem geringen Wissen ahnen.«
    »Wenn ich richtig von falsch unterscheiden kann… wie ich es tue, weil die Priester es uns lehren und Gott es uns in der Heiligen Schrift zeigt, dann müßte ich Gottes Strafe fürchten, wenn ich
nicht
Gesetze machen und erlassen würde, die mein Volk davon abhalten zu sündigen«, entgegnete Gwenhwyfar herausfordernd. »Ich glaube, Gott verlangt es von mir, daß ich der Sünde in meinem Reich keinen Platz einräume, und wenn ich König wäre, hätte ich es schon lange untersagt.«
    »Dann, Herrin, kann ich nur sagen, ist es ein großes Glück für das Land, daß Ihr nicht König seid. Ein Herrscher muß seine Untertanen vor Eindringlingen, vor äußeren Feinden schützen und sein Volk zur Verteidigung des Landes in den Krieg führen… ein König muß sich als erster zwischen das Land und jede Gefahr stellen, so wie ein Bauer seine Felder gegen alle Räuber verteidigt. Aber es ist nicht die Pflicht eines Königs, den Menschen seines Landes vorzuschreiben, was in ihren Herzen zu geschehen hat!«
    Aber sie widersprach ihm heftig: »Ein König ist der Beschützer seines Volks. Was nützt es, ihre Körper zu verteidigen, wenn er zuläßt, daß ihre Seelen dem Bösen verfallen? Seht, Ehrwürdiger Merlin, ich bin Königin. Die Mütter dieses Landes senden ihre Töchter an den Hof, damit sie mir dienen und höfische Lebensart lernen… versteht Ihr? Was für eine Königin müßte ich sein, wenn ich zuließe, daß die Tochter einer anderen Frau sich unanständig benimmt und ein Kind bekommt, oder… wie Königin Morgause, zumindest habe ich das gehört… zuließ, daß ihre Hofdamen im Bett des Königs lagen, wenn er es wünschte? Mütter vertrauen mir ihre Töchter an, weil sie wissen, daß ich sie beschütze…«
    »Es ist etwas anderes, wenn man Euch Mädchen anvertraut, die zu jung sind, um ihren eigenen Willen zu kennen und Ihr sie wie eine Mutter richtig erzieht«, antwortete Taliesin. »Aber ein König herrscht über erwachsene Menschen.«
    »Gott hat nicht gesagt, es gibt ein Gesetz für den Hof und ein anderes für das gemeine Volk! Er verlangt, daß sich alle Menschen Seinem Willen beugen… und stellt Euch vor, es gäbe keine Gesetze? Was glaubt Ihr, würde aus dem Land werden, wenn ich und meine Hofdamen in die Felder gingen und uns so schamlos aufführen würden? Wie kann man zulassen, daß solche Dinge in Hörweite der Kirchenglocken geschehen?«
    Taliesin lächelte und antwortete: »Ich halte es für unwahrscheinlich, daß Ihr zum Beltanefeuer auf die Felder gehen würdet, selbst wenn Euer Gott es nicht verbieten würde, meine Herrin. Mir ist aufgefallen … daß Ihr den freien Himmel meidet.«
    »Ich habe

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