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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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große Nase, und seine Hände, die die Waffen umklammerten, waren glatt und weiß – dann entdeckte sie die gleiche Nase, die gleichen blauen Augen, allerdings unter dichten roten Haaren, und sagte: »Oh, er sieht aus wie Gawain!« Und sie sagte es, als sei es etwas Unanständiges…
    »Gott steh uns bei, so ist es«, bemerkte Lancelot lachend. »Es ist mir nie aufgefallen, und ich habe ihn oft gesehen. Ich habe ihm auch dieses Hemd gegeben. Er hatte nichts Richtiges anzuziehen…«
    »Und noch andere Dinge«, sagte Gawain. »Als ich ihn fragte, ob er alles habe, was seinem Stand angemessen sei, erzählte er mir von deinen Geschenken. Es war sehr edel von dir, dem Jungen zu helfen, Lance.«
    Artus wendete sich Gawain zu und fragte überrascht: »Dann ist es also dein Sprößling, Gawain? Ich wußte nicht, daß du einen Sohn hast…«
    »Nein, mein König. Es ist mein… mein jüngster Bruder Gareth. Er bat mich, es Euch nicht zu sagen.«
    »Und das habt Ihr bisher wohl getan«, bemerkte Artus vorwurfsvoll. »Habt Ihr Geheimnisse vor Eurem König?«
    »Nein, nein«, widersprach Gawain, peinlich berührt. Sein kantiges Gesicht färbte sich glühend rot, und die ziegelsteinroten Haare und die Wangen schienen nur noch eine Farbe zu sein.
Wie merkwürdig,
dachte Gwenwyfar,
daß ein so großer und starker Mann errötet wie ein Kind.
»Ganz bestimmt nicht, mein König. Aber der Junge bat mich, still zu sein… Er behauptet, Ihr, Artus, begünstigt mich als Euren Vetter und Verwandten. Aber wenn er an Eurem Hof und ›bei dem großen Lancelot‹ … ja, Lance, das hat er gesagt, bei dem großen Lancelot… Ruhm gewinnt, dann soll es wegen seiner Taten geschehen und nicht auf Grund seiner Herkunft.«
    »Wie närrisch«, sagte Gwenhwyfar. Aber Lancelot lächelte. »Nein«, entgegnete er, »es ist ehrenhaft gedacht. Ich habe oft gewünscht, den Mut und den Verstand zu haben, genau so zu handeln, anstatt ge
    duldet zu sein, denn ich war schließlich Bans Bastard und mußte nichts durch Leistung erringen… Deshalb kämpfte ich immer darum, mich in der Schlacht hervorzutun, damit niemand behaupten konnte, ich sei der Gunst nicht würdig…«
    Artus drückte sanft Lancelots Arm: »Das brauchst du nicht zu befürchten, mein Freund! Alle wissen, du bist mein bester Ritter und stehst dem Thron am nächsten. Aber Gawain…«, damit wendete er sich wieder dem rothaarigen Mann zu, »… auch dich habe ich nicht als meinen Erben und Verwandten begünstigt, sondern weil du treu und standhaft bist und mir mehr als ein dutzendmal das Leben gerettet hast. Es gab Männer, die sagten, mein Thronerbe dürfe nicht mein Leibwächter sein, denn wenn er seine Pflicht zu gut erfülle, käme er nie auf den Thron. Aber ich hatte immer und immer wieder Gelegenheit, mich darüber zu freuen, einen so treuen Ritter in meinem Rücken zu wissen.« Er legte den Arm um Gawains Schultern und sagte: »Das ist also dein Bruder. Und ich wußte es nicht.«
    »Ich wußte es auch nicht, als er an den Hof kam«, sagte Gawain. »Ich hatte ihn an Eurer Krönung das letzte Mal gesehen, und damals ging der kleine Bursche nur bis zu meinem Schwertknauf. Und jetzt… Ihr seht ja selbst…«, er deutete auf Gareth. »Aber einmal begegnete ich ihm in der Küche und dachte, er müßte ein Bastard meines Vaters sein… Lot hat weiß Gott genug… Damals erkannte ich ihn, und Gareth bat mich, ihn nicht zu verraten. Er wollte aus eigener Kraft Ruhm erringen.«
    »Ein Jahr unter Cais hartem Regiment, und jedes Muttersöhnchen wird zu einem Mann«, erklärte Lancelot, »und er hat sich weiß Gott als Mann erwiesen.«
    »Ich wundere mich, daß du ihn nicht erkannt hast, Lancelot… an Artus' Hochzeit verlor er beinahe sein Leben«, sagte Gawain gutmütig. »Oder weißt du nicht mehr, wie du ihn unserer Mutter zurückbrachtest? Du hast ihr aufgetragen, ihm eine ordentliche Tracht Prügel zu verpassen, damit er nicht noch einmal so leichtsinnig vor die Pferde lief…«
    »Und ich hätte mir kurz darauf beinahe den Hals gebrochen… Ja, jetzt erinnere ich mich«, sagte Lancelot lachend. »Das ist also dieser kleine Bursche! Aber er ist den anderen Jungen bereits weit überlegen und sollte bei den Männern und den Rittern sich im Waffenhandwerk üben. Mir scheint, er hat das Zeug, einmal der beste von allen zu werden. Erlaubt Ihr, mein Gebieter?«
    »Tu, was dir gefällt, mein Freund.«
    Lancelot legte das Schwert ab und übergab es Gwenhwyfar mit den Worten: »Darf ich es Euch

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