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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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darüber überfluteten sie… Morgaine schluchzte herzzerreißend. Viviane legte den Kamm beiseite und zog Morgaine an ihre Brust, hielt sie und wiegte sie tröstend wie ein Kind. »Liebes, mein liebes kleines Mädchen… du darfst nicht weinen. Du darfst nicht weinen… wenn ich es gewußt hätte, mein Kind, ich wäre zu dir gekommen. Weine nicht mehr… ich werde dich selbst zurückbringen. Wir werden zusammen den Hof verlassen, nachdem ich Artus meine Botschaft überbracht habe. Ich werde dich mit mir nehmen, ehe er es sich in den Kopf setzt, dich mit einem aufgeblasenen christlichen Esel zu verheiraten… ja, ja, Kind, du wirst nach Avalon zurückkehren… wir werden zusammen auf die Insel gehen…« Sie trocknete Morgaines Tränen mit ihrem eigenen Schleier. »Hilf mir jetzt, mich anzukleiden, damit ich vor Artus, den Großkönig treten kann…«
    Morgaine holte tief Luft. »Ja, Mutter, ich will Euch Eure Haare flechten.« Sie versuchte zu lachen. »Heute morgen habe ich das Haar der Königin geflochten.«
    Viviane schob sie von sich und fragte zornig: »Hat Artus dich, eine Priesterin von Avalon und eine Prinzessin, zur Dienstmagd seiner Königin gemacht?«
    »Nein, nein«, antwortete Morgaine schnell. »Ich stehe in Ehren wie die Königin selbst… heute morgen habe ich Gwenhwyfar einen Freundschaftsdienst erwiesen. Sie würde mir jederzeit auch die Haare flechten oder das Gewand schnüren wie eine Schwester.«
    Viviane seufzte erleichtert. »Ich würde nicht dulden, daß du entehrt wirst. Du bist die Mutter von Artus' Sohn. Er muß lernen, dich in diesem Sinne zu ehren… und die Tochter von Leodegranz muß es ebenfalls…«
    »Nein!« rief Morgaine erschrocken. »Nein, ich bitte Euch… Artus darf es nicht erfahren, nicht vor dem ganzen Hof… hört auf mich, Mutter«, flehte sie. »Sie sind alle Christen. Wollt Ihr mich vor ihnen in Schande stürzen?«
    Viviane erklärte unbeirrt: »Sie müssen lernen, heilige Dinge nicht als Schande zu empfinden!«
    »Aber die Christen haben die Macht im Land«, erwiderte Morgaine. »Und mit ein paar Worten läßt sich ihr Denken nicht verändern…«
    Und im stillen fragte sie sich, ob Viviane mit zunehmendem Alter den Verstand verloren hatte. Es gab einfach keine Möglichkeit zu verkünden, daß die alten Gesetze von Avalon wieder gelten und zweihundert Jahre Christentum ausgelöscht sein sollen. Die Priester würden sie als Wahnsinnige vom Hof vertreiben und sich nicht im geringsten beeindrucken lassen. Viviane mußte doch genug von Regierungsgeschäften wissen, um das zu verstehen.
    Viviane nickte tatsächlich und sagte: »Du hast recht. Wir müssen langsam vorgehen. Aber Artus muß zumindest an sein Versprechen erinnert werden, Avalon zu schützen. Über das Kind werde ich eines Tages mit ihm unter vier Augen sprechen. Du hast recht. Wir können es nicht laut unter den Unwissenden verkünden!«
    Morgaine half Viviane beim Aufstecken der Haare und beim Anlegen der prächtigen Gewänder einer Priesterin von Avalon, die sie bei hohen Zeremonien trug. Es dauerte nicht lange, ehe sie Lärm hörten, der ihnen verriet, daß die Spiele zu Ende waren. Die Preise würden diesmal bestimmt an der runden Tafel verliehen werden. Morgaine fragte sich, ob Lancelot sie wieder zu Ehren seines Königs gewonnen hatte.
Oder,
dachte sie säuerlich,
zu Ehren seiner Königin.. . Aber konnte man das als Ehre bezeichnen?
    Die beiden Frauen wandten sich zum Gehen. Ehe sie das Gemach verließen, berührte Viviane sanft Morgaines Hand. »Du wirst doch mit mir nach Avalon zurückkehren, nicht wahr, liebes Kind?«
    »Wenn Artus mich ziehen läßt…«
    »Morgaine, du bist eine Priesterin von Avalon. Du mußt niemanden, selbst den Großkönig nicht, um Erlaubnis bitten zu kommen und zu gehen, wie es dir gefällt. Ein Großkönig ist der Anführer in der Schlacht… er herrscht nicht über das Leben seiner Untertanen oder seiner Vasallen, wie einer dieser Tyrannen im Osten, die glauben, die Welt und das Leben jedes Mannes und jeder Frau gehöre ihm. Ich werde ihm sagen, daß ich dich in Avalon brauche, und wir werden hören, was er darauf antwortet.«
    Morgaine glaubte an ungeweinten Tränen zu ersticken.
Oh, nach Avalon zurückzukehren! Nach Hause zu kommen…
Aber obwohl sie Vivianes Hand hielt, konnte sie nicht glauben, daß sie nach diesem Tag wirklich dorthin gehen würde. Später sagte sie:
Ich wußte es! Ich wußte es!,
und sie konnte die Verzweiflung und Vorahnung deuten, die sie bei diesen

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