Avalon 08 - Die Nebel von Avalon
läßt!«
Gareth wurde rot wie ein Puter. Er hatte tatsächlich Artus den Becher gereicht… ein Dienst, den die jungen Edelmänner verrichteten, die am Hofe aufwuchsen. Der junge Ritter hatte vergessen, daß dies nicht mehr zu seinen Pflichten gehörte, und Artus mochte ihn zu sehr, um ihn daran zu hindern.
Die Frau richtete sich stolz auf. »Mein König und Gebieter, ich bin gekommen, um von Euch einen oder mehrere der großen Ritter für meinen Beistand zu erbitten, die sich im Kampfe ruhmreich ausgezeichnet haben, damit der Rote Ritter eingeschüchtert wird… Gawain, Lancelot oder Balan, irgend jemand, der sich gegen die Sachsen heldenhaft hervorgetan hat. Erlaubt Ihr, daß Eure Küchenjungen mich verspotten?«
Artus erwiderte: »Mein Gefährte Gareth ist kein Küchenjunge, Lady. Er ist ein Bruder des edlen Gawain, und er verspricht ein ebenso guter Ritter wie sein Bruder zu werden… vielleicht sogar ein noch besserer. Ich habe ihm die erste Aufgabe versprochen, die ich ihm in Ehren übertragen kann. Er soll mit Euch in den Norden ziehn. Gareth!« sagte er freundlich, »ich beauftrage Euch, mit dieser Dame zu reiten und sie vor den Gefahren der Reise zu schützen. Helft ihrer Herrin bei der Verteidigung ihres Landes gegen diese üblen Räuber. Sendet mir einen Boten, wenn Ihr Hilfe braucht. Aber ich bin sicher, Ihr werdet selbst genug kampferprobte Männer finden… die Männer brauchen nur einen Führer mit planerischem Wissen und Können, und das habt Ihr bei Cai und Gawain gelernt. Meine Dame, ich gebe Euch einen guten Ritter.«
Sie wagte nicht, dem König zu widersprechen, warf aber Gareth wütende Blicke zu. Der junge Ritter erwiderte förmlich: »Ich danke Euch, mein König und Gebieter. Ich werde diese Burschen das Fürchten lehren, die das Land dort oben tyrannisieren.« Er verbeugte sich vor Artus und wendete sich der Dame zu. Aber die stürmte bereits aus der Halle.
Lancelot sagte leise: »Er ist zu jung für diese Aufgabe, mein Gebieter. Glaubt Ihr nicht, Ihr solltet Balan oder oder einen anderen kampferprobten Ritter damit beauftragen?«
König Artus schüttelte den Kopf. »Ich glaube wirklich, Gareth kann die Aufgabe lösen. Und ich möchte nicht, daß einer meiner Gefährten den anderen vorgezogen wird… der Dame muß es genügen, daß einer aus meiner Runde ihr zu Hilfe kommt.« Artus lehnte sich in seinen Sessel zurück und gab Cai ein Zeichen, ihm vorzulegen. »Rechtsprechen macht hungrig. Warten noch andere Bittsteller?«
»Einer, König Artus«, sagte Viviane ruhig und erhob sich von ihrem Platz zwischen den Hofdamen der Königin. Morgaine machte Anstalten, sie zu begleiten, aber Viviane hielt sie mit einer Geste zurück.
Die Herrin von Avalon wirkte größer als sie war, denn sie hielt sich aufrecht. Aber zum Teil lag es auch an dem Zauber der Priesterin, dem Zauber der Heiligen Insel… ihre geflochtenen weißen Haare waren hoch aufgesteckt, an ihrem Gewand hing das kleine sichelförmige Messer – das Messer der Priesterin –, und auf ihrer Stirn leuchtete das Zeichen der Göttin – die strahlende Mondsichel. Artus sah sie einen Augenblick lang erstaunt an, dann erkannte er die Frau und bat sie durch eine Geste näherzutreten.
»Es ist lange her, Herrin von Avalon, daß Ihr diesen Hof mit Eurem Besuch beehrt habt. Kommt, setzt Euch neben mich, Tante, und sagt mir, wie ich Euch am besten dienen kann.«
»Indem Ihr Avalon die Ehre erweist, die zu bewahren Ihr geschworen habt«, erwiderte Viviane. Ihre Stimme klang klar. Sie sprach leise, und doch drangen die Worte der Priesterin bis in den entferntesten Winkel der Halle. »Mein König, ich bitte Euch, richtet den Blick auf das Schwert, das Ihr tragt, und denkt an jene, die es in Eure Hand gelegt haben. Erinnert Euch an Euren Schwur…«
In späteren Jahren wurden die Ereignisse dieses Tages überall berichtet. Aber nicht zwei der vielen hundert Anwesenden in der Halle stimmten in dem überein, was im nächsten Augenblick geschah.
Morgaine sah, wie Balin aufstand und vorwärtseilte. Sie sah eine Hand, die nach der großen Axt griff, die Meleagrant zurückgelassen hatte. Dann gab es Gedränge und einen Aufschrei. Sie hörte sich selbst schreien, als die große Axt niedersauste. Sie sah den furchtbaren Hieb nicht. Sie sah nur, wie Vivianes weißes Haar sich plötzlich rot färbte, als sie schwankte und ohne einen Laut zu Boden sank. Dann erfüllten Schreie und Rufe die Halle.
Lancelot und Gawain warfen sich auf , der versuchte,
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