Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
sich ihrem eisernen Griff zu entwinden. Morgaine zückte ihren Dolch und wollte entgegenstürzen. Aber Kevin riß sie zurück. Seine entstellten Finger umklammerten ihr Handgelenk.
    »Morgaine, Morgaine! Nein! Nicht doch! Es ist zu spät…«, rief er, und seine Stimme klang heiser vor Schluchzen. »Ceridwen! Große Mutter! Göttin…! Nein, nein, sieh nicht hin, Morgaine…« Er versuchte, sie wegzuziehen. Aber Morgaine stand wie zu Stein erstarrt und hörte, wie mit sich überschlagender Stimme wüste Beschimpfungen ausstieß.
    Cai rief plötzlich: »O Gott, der Ehrwürdige Taliesin!« Der alte Mann war ohnmächtig vom Stuhl gefallen. Der Haushofmeister beugte sich hinunter, richtete ihn wieder auf. Dann nahm er mit einer gemurmelten Entschuldigung den Becher des Königs und flößte Taliesin etwas Wein ein. Kevin ließ Morgaine los, schleppte sich zu dem alten Druiden und beugte sich über ihn. Morgaine dachte:
Ich sollte zu ihm gehen!
Aber ihre Füße schienen festgewachsen zu sein, und sie konnte nicht einen Schritt tun. Sie starrte auf den halb bewußtlosen alten Mann, um nicht noch einmal auf die entsetzliche rote Lache am Boden zu blicken, die Vivianes Gewand, ihr Haar und den langen Umhang färbte. Im letzten Augenblick hatte Viviane nach ihrem kleinen Sichelmesser gegriffen. Sie umklammerte es noch… und ihre Hand war vom eigenen Blut besudelt… soviel Blut, soviel Blut. Ihr Schädel war gespalten und überall war Blut.
Blut auf dem Thron, vergossen wie das Blut eines Opfertiers… hier vor König Artus
'
Thron…
    Endlich fand Artus die Sprache wieder. »Du Elender«, keuchte er heiser. »Was hast du getan? Das ist Mord, kaltblütiger Mord vor dem Thron deines Königs…«
    »Mord sagt Ihr?« erwiderte mit rauher, haßerfüllter Stimme. »Ja, sie war die übelste Mörderin im Reich. Sie hat mehr als einmal den Tod verdient… ich habe Euer Reich von einer teuflischen und bösen Zauberin befreit, mein König!«
    Artus schleuderte ihm zornig entgegen: »Die Herrin vom See war meine Freundin und meine Wohltäterin! Du wagst es, so über meine Verwandte zu sprechen? Sie hat mir geholfen, diesen Thron zu besteigen!«
    »Ich rufe den edlen Lancelot zum Zeugen an, daß sie meiner Mutter den Tod gebracht hat«, erwiderte Balin. »Sie war eine gute, fromme Christin. Ihr Name war Priscilla, und sie war die Ziehmutter von Lancelots Bruder Balan! Sie hat meine Mutter ermordet. Ich sage Euch, sie hat meine Mutter durch üble Zauberei ermordet…« Balins Gesicht verzerrte sich, der große Mann weinte wie ein Kind. »Ich sage Euch, sie hat meine Mutter ermordet, und ich habe sie gerächt, wie es sich für einen Ritter ziemt!«
    Lancelot hielt vor Entsetzen die Augen geschlossen. Sein Gesicht war entstellt, aber er weinte nicht. »Mein König, das Leben dieses Mannes gehört mir! Laßt mich hier an dieser Stelle meine Mutter rächen.«
    »Und die Schwester meiner Mutter«, setzte Gawain hinzu. »Und meiner…«, ließ sich Gaheris leise vernehmen. Morgaine erwachte aus ihrer Betäubung.
    Sie rief: »Nein, Artus! Überlaß ihn mir! Er hat die Herrin vom See vor deinem Thron ermordet, laß eine Frau aus Avalon das Blut aus Avalon rächen… sieh dort den Ehrwürdigen Taliesin. Wahrscheinlich hat er auch unseren Großvater zu Tode gebracht…!«
    »Schwester, Schwester…« Artus streckte Morgaine die Hand entgegen. »Nein, nein, Schwester… nein, gib mir deinen Dolch…«
    Morgaine blieb stehen und schüttelte den Kopf, ohne den Dolch aus der Hand zu legen. Plötzlich erhob sich Taliesin und nahm ihn ihr mit zitternden Händen ab. »Nein, Morgaine. Kein Blutvergießen mehr… die Göttin weiß, es ist genug… ihr Blut ist als Opfer für Avalon hier in dieser Halle vergossen worden…«
    »Geopfert! Ja, ein Opfer für Gott! Denn Gott wird alle diese bösen Zauberinnen und ihre Götter niederwerfen!« schrie Balin in seiner Raserei. »Überlaßt mir diese auch, mein König. Reinigt den Hof von diesem Natterngezücht…« Er wand sich so heftig, daß Lancelot und Gawain ihn kaum festhalten konnten. Sie winkten Cai, der ihnen half, den rasenden vor dem Thron niederzuwerfen.
    »Sei still!« rief Lancelot rauh und riß ihm den Kopf hoch. »Ich warne dich, wenn du den alten Merlin oder Morgaine auch nur anrührst, kostet es dich den Kopf, gleichgültig, was Artus sagt… ja, mein Gebieter, und ich bin bereit, dafür von Eurer Hand zu sterben, wenn Ihr es so wollt!« Aus dem Ritter sprachen nur noch helle Verzweiflung und

Weitere Kostenlose Bücher