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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Aus eigener Kraft konnte sie das Zimmer unmöglich verlassen, und auch nicht die Aufmerksamkeit eines Menschen auf sich ziehen, der kommen und sie herauslassen würde.
    Ihre Eskorte war verschwunden… tot oder gefangen. Von ihren Männern konnte sie auf keinen Fall Hilfe erwarten. Der Page und ihre Kammerfrau waren wahrscheinlich bereits tot. Sie war einem Mann auf Gnade und Barmherzigkeit ausgeliefert, der sie wahrscheinlich als Geisel benutzen würde, um Artus Zugeständnisse abzuringen. Sie war vermutlich sicher vor ihm. Wie sie Morgaine dargelegt hatte, beruhte sein ganzer Anspruch darauf, daß er der leibliche Sohn ihres Vaters war; ein Bastard zwar, aber von königlichem Geblüt. Wenn sie jedoch an diesen Riesen mit seinem widerlichen Grinsen dachte, erfaßte sie blankes Entsetzen. Womöglich würde er ihr etwas antun oder sie zwingen, ihn als Regenten anzuerkennen. Der Tag schlich dahin. Die Sonnenstrahlen wanderten langsam durch den Raum, und schließlich wurde es dunkel. Gwenhwyfar ging in die kleine Kammer hinter Alienors Gemach. In dem engen dunklen Raum, kaum größer als ein Schrank, fühlte sie sich sicher. Wer konnte ihr hier schon etwas anhaben? Obwohl alles schmutzig, feucht und voller Schimmel war, legte sie sich in ihren Mantel gehüllt auf das Bett. Wenig später stand sie wieder auf, ging in das größere Gemach zurück und versuchte, Alienors schwere Truhe vor die Tür zu schieben. Gwenhwyfar mußte sich eingestehen, daß sie sich vor Meleagrant wirklich fürchtete und noch mehr vor seinen barbarischen Kriegern.
    Sicher würde er nicht erlauben, daß sie ihr etwas antaten – ihre Sicherheit war sein einziges Pfand.
Artus würde ihn umbringen,
beruhigte sie sich.
Artus würde ihn umbringen, wenn er mir auch nur die leiseste Beleidigung zufügen sollte.
Aber dann fragte sie sich voller Verzweiflung, ob der König wirklich um sie kämpfen würde. Er hatte sie in all diesen Jahren freundlich und liebevoll behandelt, hatte ihr alle Ehren widerfahren lassen, aber vielleicht wäre er nicht traurig, auf diese Weise seine Gemahlin loszuwerden, die ihm kein Kind schenken konnte…
    Außerdem liebte diese Gemahlin einen anderen Mann und hatte es nicht verheimlicht.
    An Artus
'
Stelle würde ich nichts gegen Meleagrant unternehmen. Ich würde ihm sagen, er soll mich behalten, nachdem er mich schon einmal hat.
Was wollte Meleagrant von ihr? Wenn sie tot war, gab es niemanden mehr, der auch nur den leisesten Anspruch auf das Sommerland erheben konnte. Zwar lebten noch etliche junge Neffen und Nichten – aber weit entfernt. Wahrscheinlich wußten sie nichts von diesem Land oder hatten kein Interesse daran. Vielleicht wollte Meleagrant sie einfach ermorden oder hier verhungern lassen. Die Nacht brach herein. Einmal hörte sie Männer und Pferde unten vor dem Stall. Sie eilte an das kleine Fenster und rief und schrie, bis sie heiser war.
    Gwenhwyfar fiel in einen alptraumartigen Schlaf, aus dem sie erschreckt auffuhr, da sie glaubte, Morgaine rufe sie. Angespannt lauschte sie in die Dunkelheit – nichts rührte sich.
Morgaine, Morgaine. Wenn du mich durch deine Zauberkunst sehen kannst, sage Artus, meinem Herrn und Gebieter, bei seiner Rückkehr, daß Meleagrant ein Verräter ist und mich in eine Falle gelockt hat…
Dann überlegte sie, ob Gott ihr nicht zürnen würde, wenn sie sich Morgaines Zauberkünsten zu ihrer Rettung bediente. Leise begann Gwenhwyfar zu beten, bis ein tiefer Schlaf über sie kam. Sie erwachte mit trockenem Mund und sah, daß es bereits heller Tag war. Hunger und Durst quälten sie. Der stinkende leere Raum ekelte sie an – es roch nicht nur nach Moder und fauligem Stroh, sie hatte in einer Ecke auch ihre Notdurft verrichten müssen. Wie lange wollte Meleagrant sie hier allein lassen? Doch auch der Morgen verging, und Gwenhwyfar hatte nicht einmal mehr die Kraft, geschweige denn den Mut zu beten.
    Wurde sie nun für ihre Sünden bestraft? Hatte sie das, was sie besaß, nicht genügend gewürdigt? Als Artus' sittsame Gemahlin hatte sie sich nach einem anderen Mann verzehrt und sich auf Morgaines Zauberkünste eingelassen. Verzweifelt dachte sie:
Aber wenn ich schon für meine sündige Liebe zu Lancelot bestraft werde, warum wurde ich dann auch schon bestraft, als ich Artus noch treu war?
Würde Morgaine ihr helfen, wenn sie mit dem Gesicht sah, daß man die Königin gefangen-hielt? Morgaine hatte keinen Grund, sie zu lieben. Vermutlich verachtete sie diese schwache Königin. Gab es

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