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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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dort oben hausen.« Er gab dem Knappen ein Zeichen, ihm den Becher zu füllen. »Ich glaube, am besten betrinke ich mich heute abend, sonst wird mir dieses Untier in den nächsten Monaten immer wieder im Traum begegnen!«
    Wäre das nicht das beste?
überlegte Morgaine. Nein, es würde nicht in ihren Plan passen, wenn alle in der Burg betrunken wären. Sie sagte: »Hört auf mich, mein König, wenn ich Eure Wunde heilen soll! Ihr dürft nicht mehr trinken. Elaine soll Euch zu Bett bringen und Euch heiße Steine an die Füße legen. Ihr habt Blut verloren. Ihr müßt heiße Suppe und Buttermilch trinken, aber keinen Wein.« Er brummte unwillig, gab aber nach. Elaine brachte ihn mit Hilfe seines Leibdieners zu Bett.
    Morgaine blieb mit Lancelot zurück. »Wie möchtest du deinen ersten Drachen feiern?« fragte sie.
    Er hob den Becher und antwortete: »Indem ich bete, daß es mein letzter war. Ich glaubte wirklich, mein letztes Stündlein sei gekommen. Lieber würde ich nur mit einer Axt bewaffnet gegen eine ganze Horde Sachsen kämpfen.«
    »Die Göttin gebe, daß dir weitere Begegnungen dieser Art erspart bleiben«, sagte Morgaine und füllte ihm den Becher mit dem Wein aus ihrer Flasche. »Ich habe diesen Wein für dich gemischt. Er wird dir Linderung verschaffen und den Schmerz aus deinen Wunden nehmen. Ich muß noch einmal nach Pellinore sehen, um mich davon zu überzeugen, daß Elaine ihn für die Nacht richtig versorgt hat…«
    »Aber du kommst doch zurück, Base?« fragte er und hielt sie sanft am Arm fest. Morgaine sah an seinen Augen, daß der Wein zu wirken begann.
Und nicht nur der Wein,
dachte sie,
eine Begegnung mit dem Tod, und ein Mann ist zu allem fähig.
    »Ich verspreche es. Aber nun laß mich gehen«, sagte Morgaine, und schmerzliche Bitterkeit erfaßte sie.
Also bin ich so tief gesunken, daß ich ihn selbst betrunken nehmen würde, wenn ihm jede Frau recht wäre. Elaine wird ihn in diesem Zustand in den Armen halten… weshalb soll es für sie gut genug sein? Aber sie möchte ihn unter allen Umständen heiraten. Ich nicht. Ich bin eine Priesterin und weiß, in mir brennt nicht das Verlangen der Göttin, sondern etwas Unheiliges… Bin ich so schwach, daß ich mich nicht nur mit Gwenhwyfars abgelegten Gewändern, sondern mit ihrem abgelegten Liebhaber zufriedengeben würde?
    Ihre Verachtung rief
nein,
die Schwäche, die ihren ganzen Körper durchrann, rief
ja.
Und Morgaine verabscheute sich selbst zutiefst, während sie durch die Gänge zu König Pellinores Schlafgemach ging.
    »Wie geht es deinem Vater, Elaine?« Morgaine wunderte sich, daß ihre Stimme so gelassen klang.
    »Er hat sich beruhigt, und ich glaube, er wird bald einschlafen.« Morgaine nickte. »Du mußt jetzt zum Pavillon gehen. Irgendwann im Lauf der Nacht kommt Lancelot zu dir. Vergiß das Duftwasser nicht.«
    Elaine sah sie bleich und mit brennenden blauen Augen an. Morgaine ergriff sie am Arm, hielt ihr die Flasche mit dem gemischten Wein entgegen und sagte mit zitternder Stimme: »Trinke zuerst diesen Wein, mein Kind.«
    Elaine hob die Flasche an die Lippen und trank. »Er schmeckt süß und nach Kräutern… Ist es ein Liebestrank?«
    Morgaine lächelte dünn: »Du kannst ihn dafür halten, wenn du willst.«
    »Merkwürdig, er brennt in meinem Mund. Er brennt in meinem Leib… Morgaine, es ist doch kein Gift? Du… haßt mich doch nicht, weil ich Lancelot heiraten will?«
    Morgaine zog die junge Frau fest an sich und küßte sie. Der warme Körper erregte sie auf merkwürdige Weise – sie wußte nicht, ob es Verlangen oder Zärtlichkeit war. »Dich hassen? Nein, nein, mein Kind. Ich schwöre dir, ich würde Lancelot nicht heiraten, selbst wenn er mich auf Knien darum anflehen sollte… Komm, trinke den restlichen Wein… betupfe dich mit dem Duftwasser… und hier… vergiß nicht, was er von dir möchte! Du kannst erreichen, daß er die Königin vergißt. Jetzt geh, mein Kind. Erwarte ihn draußen – im Pavillon.« Sie drückte Elaine noch einmal an sich und küßte sie. »Die Göttin segne dich.«
    Sie ist Gwenhwyfar so ähnlich. Lancelot ist schon beinahe in sie verliebt. Und ich habe mein Werk getan…
    Aufgewühlt holte sie tief Luft, um sich zu sammeln, ehe sie zu Lancelot in die Halle zurückging. Er hatte noch mehr von ihrem Wein getrunken und blickte ihr mit glänzenden, seligen Augen entgegen.
    »Oh, Morgaine… meine Base…« Er zog sie neben sich auf die Bank. »Trinke mit mir…«
    »Nein, nicht jetzt. Hör zu,

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