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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Seite gekämpft hatten; auch Lancelot würde unter ihnen sein…
    Dem letzten Pfingstfest war er ferngeblieben. Ein Bote hatte berichtet, er halte sich auf Wunsch seines Vaters, König Bans, in der Bretagne auf, um ihm gegen Feinde im eigenen Land beizustehen. Aber in ihrem Herzen wußte Gwenhwyfar, weshalb Lancelot nicht kam und den Hof mied.
    Es lag nicht daran, daß sie ihm die Ehe mit Elaine nicht vergab – dies war das Werk der gehässigen Morgaine.
Sie
hatte Lancelot für sich haben wollen und alles getan, um ihn von seiner wahren Geliebten zu trennen. Gwenhwyfar vermutete, Morgaine würde ihn lieber in der Hölle oder im Grab als in ihren Armen sehen. Gwenhwyfar hatte bemerkt, daß auch Artus Lancelot sehr vermißte. Der Großkönig saß zwar auf seinem Thron und sprach Recht – er wurde von seinem Volk geliebt, er wurde mehr geliebt als irgendein anderer König, von dem Gwenhwyfar je gehört hatte –, aber ihr entging nicht, daß er sehnsüchtig an die Zeit der Kriege und der Schlachten zurückdachte.
    Vermutlich waren alle Männer so. Artus war stolz auf seine großen Narben, die er bis ins Grab hinein tragen würde. Damals, als er mit seinen ritterlichen Gefährten darum kämpfte, dem Land den Frieden zu bringen, hatte er zwar oft davon gesprochen, sein größter Wunsch sei, in Muße auf Camelot zu leben und sich am Frieden zu erfreuen. Trotzdem war er nie glücklicher, als wenn einer der alten Kämpen an den Hof kam, und sie mit leuchtenden Augen von den vergangenen schrecklichen Zeiten sprachen, als die Sachsen, Juten und die Barbaren aus dem Norden Land und Leute bedrohten.
    Gwenhwyfar warf einen Blick auf ihren schlafenden König und Gemahl. Ja, Artus war immer noch der Schönste und Liebenswürdigste seiner Tafelrunde. Manchmal dachte sie sogar, daß er mit seiner hellen Haut und den blonden Haaren noch besser aussah als Lancelot – obwohl es nicht gerecht war, den Dunklen mit dem Blonden zu vergleichen. Schießlich waren sie Vettern, aus einem Geschlecht… wie, so fragte sie sich, konnte es sein, daß Morgaine ebenfalls in diese Familie gehörte? Vielleicht war sie tatsächlich ein teuflischer Wechselbalg, in keiner Hinsicht menschlich, und von dem hinterhältigen Feenvolk zurückgelassen worden, um unter den Menschen Unheil anzurichten… Sie war eine heidnische Zauberin. Auch auf Artus hatte diese Herkunft abgefärbt. Allerdings war es ihr gelungen, ihn zu überreden, oft die Messe zu besuchen und sich als Christ zu betrachten. Denn auch das gefiel Morgaine nicht. Gwenhwyfar würde bis zum letzten Atemzug kämpfen, um ihres Königs Seele zu retten.
    Sie liebte Artus aufrichtig; er war der beste Gemahl, den eine Frau sich wünschen konnte, selbst wenn er nur ein einfacher Ritter und nicht Großkönig gewesen wäre. Diese verrückte Liebe zu Lancelot, die über sie gekommen war wie ein Sturmwind, hatte sie sicher lange überwunden. Es war nur richtig und angemessen, daß sie für den Vetter ihres Mannes freundliche Gefühle hegte. Und außerdem hatte Artus selbst darauf bestanden, daß sie in Lancelots Armen lag. Inzwischen war das alles längst vorbei und vergessen. Sie hatte die Sünde gebeichtet und war von ihr losgesprochen worden.
    Der Priester hatte zu ihrer Beruhigung erklärt, sie könne jetzt so unschuldig leben, als habe die Sünde sie nie befleckt; sie müsse darum kämpfen, das alles zu vergessen. Und doch konnte Gwenhwyfar sich nicht dagegen wehren, an diesem Morgen, ehe Lancelot und seine Gemahlin mit ihrem Sohn an den Hof kamen, sich an damals zu erinnern… Er war ein verheirateter Mann, vermählt mit ihrer Nichte.
    Nun war er nicht nur ein Verwandter ihres Königs, sondern gehörte auch zu ihrer eigenen Familie. Sie konnte ihn mit einem Kuß begrüßen, und es war keine Sünde.
    Artus drehte sich um, als könnten ihre Gedanken ihn beunruhigen. Er lächelte sie an.
    »Heute ist Pfingsten, Liebste«, sagte er, »alle unsere Verwandten und Freunde werden kommen. Ich möchte, daß du dich freust.«
    Gwenhwyfar lächelte ihn an, und er zog sie an sich. Artus küßte sie und streichelte ihre Brüste.
    »Bist du sicher, daß unser Vorhaben dich auch nicht verletzt? Ich möchte nicht, daß jemand glauben könnte, du seist mir weniger wert«, sagte er eifrig. »Du bist nicht alt, Gwenhwyfar, und wenn Gott will, kann er uns immer noch Kinder schenken. Aber meine Vasallen haben es von mir gefordert… wir müssen alle jederzeit mit dem Tod rechnen, und deshalb muß ich einen Erben

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