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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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schien in der Burg zu sein und gleichzeitig draußen in den Hügeln. Ein Teil ihres Wesens folgte dem Pendragonbanner, das Lancelot manchmal trug… ein großer, roter, sich windender Drache … aber es gab keine Drachen, nicht dieser Art. Pellinores Ungeheuer war sicher nur ein Scherz, ein Traum – so unwirklich wie das Banner, das irgendwo weit im Süden über den Zinnen von Camelot wehte… ein Künstler hatte diesen Drachen ersonnen wie Elaine sich Muster für ihre Wandbehänge ausdachte. Lancelot wußte das sicher. Wenn er den Drachen suchte, genoß er nur den angenehmen Ritt in der Sommersonne über die Hügel. Er folgte einem Traum, einer alten Mär, und so blieb ihm Zeit, sich tagträumend in Gwenhwyfars Armen zu sehen… Morgaine sah hinunter auf die aufwallende Flüssigkeit im Kessel. Geistesabwesend goß sie etwas Wein nach, damit das Gebräu nicht einkochte. Er träumte sicher von Gwenhwyfar. Heute nacht würde eine Frau in seinen Armen liegen, die nach der Königin duftete. Aber vorher würde er Morgaines Wein trinken, der ihn willenlos seinen Trieben auslieferte. Er würde sich nicht beherrschen können, selbst wenn er feststellte, daß er weder ein erfahrenes Weib noch seine Geliebte in den Armen hielt, sondern eine ängstliche Jungfrau… Morgaine bedauerte einen Augenblick lang Elaine, denn was sie hier kaltblütig vorbereitete, unterschied sich kaum von einer Vergewaltigung. Elaine mochte sich noch so sehr nach Lancelot sehnen, aber sie war unberührt und hatte keine Vorstellung vom Unterschied zwischen mädchenhaften Träumen, seinen Küssen und dem, was sie wirklich erwartete – von einem Mann genommen zu werden, der zu berauscht war, um noch Herr seiner selbst zu sein. Gleichgültig, wie es für Elaine auch sein würde, wie tapfer sie es auch ertragen mochte, es würde kaum ein zu Herzen gehendes Erlebnis werden.
    Ich habe meine Jungfräulichkeit dem Hirschkönig geopfert… aber das war etwas anderes. Ich wußte seit meiner Kindheit, was mich erwartete. Man unterwies mich in der Anbetung der Göttin, die Mann und Frau in Liebe oder Lust zusammenführt… Elaine wurde als Christin erzogen. Man lehrte sie immer wieder, diese Lebenskraft als Ursünde zu mißbilligen, für die die Menschheit zum Tode verurteilt wurde…
    Sie dachte daran, Elaine zu suchen, sie vorzubereiten, sie zu ermutigen, die Vereinigung wie eine Priesterin zu erleben: als eine große Naturgewalt, rein und frei von Sünde, als einen willkommenen Lebensstrom, der einen mit sich riß… aber Elaine würde das für eine noch schwerere Sünde halten. Gut, sie mußte es hinnehmen, wie es kam. Vielleicht würde die Liebe zu Lancelot ihr helfen, es unbeschadet zu überstehen.
    Morgaine konzentrierte sich wieder auf den siedenden Wein mit den Kräutern. Gleichzeitig schien sie irgendwie über die Hügel zu reiten … es war kein schöner Tag für einen Ritt. Am Himmel standen dunkle Wolken. Ein leichter Wind wehte, und die Hügel wirkten nackt und trostlos. Der lange Arm des Sommermeers am Fuß der Hügel wirkte grau und unergründlich wie frisch geschmiedetes Metall. Die Wasseroberfläche schien aufzuwallen, oder war es nur der Wein in ihrem Kessel? Dunkle Blasen stiegen auf und verbreiteten einen widerlichen Duft. Plötzlich tauchte langsam aus der See ein langer, dünner Hals mit einem Pferdekopf und einer Mähne auf. Ein langer sehniger Körper ringelte sich dem Ufer zu… erhob sich aus dem Wasser und kroch in ganzer Länge an Land. Lancelots Hunde rannten bellend herbei und stürzten sich wie rasend zum Wasser hinunter. Morgaine hörte, wie Lancelot verzweifelt nach ihnen rief, dann aber reglos und wie gelähmt auf das Wasser blickte und kaum glauben konnte, was er mit eigenen Augen sah. König Pellinore blies das Jagdhorn, um die anderen herbeizurufen. Lancelot gab seinem Pferd die Sporen und galoppierte mit eingelegter Lanze den Hügel hinunter. Ein Hund heulte jämmerlich auf. Dann herrschte Schweigen, und Morgaine sah aus weiter Ferne die seltsam klebrige Spur, die zu dem halbverschwundenen Hundekörper führte, der sich in dunklem Schleim auflöste. Jetzt griff Pellinore an.
    Sie hörte Lancelots Schrei, mit dem er ihn davor warnte, das Ungeheuer von vorne anzugehen… es war schwarz und wirkte wie ein Riesenwurm, wenn man von dem pferdekopfähnlichen Haupt und der
    Mähne absah. Lancelot ritt heran, wich dabei geschickt dem Kopf des Riesenwurms aus, der böse hin und her schwang, und stieß dem Untier die Lanze in den

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