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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Mein Zuhause! Nach Avalon kann ich nicht zurückkehren. Aber ich bin nicht heimatlos… mir gehört Cornwall.
    »Nach römischem Gesetz«, erklärte Uriens, »bin ich als dein Gemahl vermutlich Herzog von Cornwall, meine Liebe.« Wieder stieg heftiger Zorn in Morgaine auf.
Erst wenn ich tot und begraben bin,
dachte Morgaine.
Ihm liegt nichts an Cornwall. Für ihn bedeutet Tintagel nur Besitz – wie ich –, der das Zeichen seiner Herrschaft trägt. Könnte ich doch nur allein in Tintagel leben wie Morgause in Lothian. Dann wäre ich meine eigene Herrin, und niemand hätte mir zu befehlen…
Morgaine sah das Schlafgemach der Königin in Tintagel vor ihrem Auge. Sie war wieder das kleine Mädchen und spielte mit einer alten Spindel am Boden…
Wenn Uriens wagt, auch nur eine Meile von Cornwall zu beanspruchen, werde ich ihm sechs Fuß zugestehen und die Erde zwischen seinen Zähnen!
    »Aber was gibt es denn hier Neues?« fragte Accolon. »Der Frühling muß spät gekommen sein, denn ich habe gesehen, daß die Bauern erst jetzt die Felder pflügen.«
    »Aber sie sind damit so gut wie fertig«, antwortete Maline. »Am Sonntag werden die Priester die Felder segnen…«
    »Und sie wählen die Frühlingsjungfer«, rief Uwain. »Ich habe unten im Dorf gesehen, wie sie dafür die hübschen Mädchen ausgesucht haben… Ihr wart im letzten Jahr noch nicht hier, Mutter«, sagte er zu Morgaine. »Die Hübscheste wird zur Frühlingskönigin gewählt, und sie geht in der Prozession mit dem Priester über die Felder, wenn er
    das Land segnet… Und die anderen tanzen um die Felder… sie tragen eine Puppe aus Gerstenstroh von der letzten Ernte. Unserem Vater Eian gefällt das nicht«, fügte er hinzu, »aber ich weiß nicht warum. Es ist doch so hübsch…«
    Der Priester hüstelte und sagte selbstsicher: »Der Segen der Kirche sollte genügen… Was brauchen wir mehr als das Wort Gottes, um die Felder zu reichem Wachstum zu bringen? Die Strohpuppe, die sie herumtragen, ist ein Rest aus den alten schlimmen Tagen, als Männer und Tiere bei lebendigem Leib verbrannt wurden, damit ihr Blut den Feldern Fruchtbarkeit schenkte. Auch die Frühlingsjungfer ist eine Erinnerung an… doch vor den Kindern möchte ich nicht von
dieser
sündigen und heidnischen Sitte sprechen!«
    »Es gab eine Zeit«, sagte Accolon und richtete das Wort an Morgaine, »als die Königin die Frühlings-und die Erntekönigin war, und
sie
segnete die Felder, damit Leben und Fruchtbarkeit über das Land kamen.« Morgaine sah die blassen blauen Umrisse der Schlangen von Avalon auf seinen Handgelenken.
    Maline bekreuzigte sich und sagte naserümpfend: »Gott sei Dank leben wir in einem fortschrittlichen Land.« Accolon erklärte: »Vermutlich würde man Euch ohnedies nicht um diesen Dienst bitten, Schwägerin.« »Sicher nicht«, rief Uwain unüberlegt: »Sie ist nicht hübsch genug. Aber unsere Mutter ist schön, nicht wahr, Accolon?«
    »Ich bin froh, daß du meine Königin hübsch findest«, warf Uriens hastig ein. »Aber die Vergangenheit ist vergangen… wir verbrennen keine lebenden Katzen oder Schafe mehr auf den Feldern. Wir opfern auch nicht den Sündenbock des Königs und besprengen die Erde mit seinem Blut, und es ist auch nicht mehr nötig, daß die Königin wie früher die Felder segnet.«
    Nein,
dachte Morgaine,
jetzt ist alles öde. Heute haben wir die Kirchenmänner mit dem Kreuz, die die Fruchtbarkeitsfeuer verbieten… Es ist ein Wunder, daß die Göttin nicht das Korn auf den Feldern verdorren läßt, weil sie den Menschen grollt, die ihr den Dienst verweigern…
    Die Tafel wurde bald aufgehoben, und alles begab sich zur Ruhe. Morgaine erhob sich als letzte. Sie überzeugte sich, daß alle Türen verriegelt und verschlossen waren. Dann ging sie mit einer kleinen Lampe zu Accolon hinüber, um sich zu vergewissern, daß man ihm ein gutes Lager bereitet hatte… Uwain und seine Ziehbrüder schliefen jetzt in Accolons früherer Kammer.
    »Seid Ihr damit zufrieden?« erkundigte sie sich.
    »Ich habe alles, was ich mir wünschen kann«, antwortete Accolon, »nur keine edle Dame, um meine Kammer zu verschönen. Mein Vater ist ein glücklicher Mann, und Ihr verdient, die Gemahlin eines Königs zu sein und nicht die eines Sohnes, der nicht einmal Anspruch auf den Thron hat.«
    »Müßt Ihr mich immer damit quälen?« brach es aus ihr heraus. »Ich habe Euch gesagt, man hat mir keine andere Wahl gelassen.«
    »Ihr habt
mir
Euer Wort gegeben!«
    Morgaine

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