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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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weist auf eine noch schwerere Sünde hin. Lady Morgaine, wißt Ihr nichts darüber? Ihr seid doch seine Schwester.«
    »Seine Schwester ja, nicht sein Beichtvater.« Morgaine wußte, daß ihre Stimme scharf klang und schwieg. Uriens sagte: »Jeder Mann, der fünfzehn Jahre lang Krieg gegen die Sachsen geführt hat, muß mehr auf dem Gewissen haben, als er freiwillig erzählt. Aber nur wenige machen sich die Mühe, ihr Gewissen zu erforschen, wenn die Schlacht vorüber ist. Wir alle haben Mord, Raub, Plünderung und das Gemetzel Unschuldiger erlebt. Gott gebe, daß diese Schlachten für uns endgültig geschlagen sind. Und nachdem wir Frieden mit unseren Feinden geschlossen haben, haben wir nun Zeit, mit Gott unseren Frieden zu machen.«
Also muß Artus immer noch Buße tun. Der alte Bischof Patricius fordert einen hohen Tribut für seine Seele. Ich frage mich, wie Gwenhwyfar das wohl gefällt.
    »Erzählt uns mehr von Camelot«, bettelte Maline. »Was ist mit der Königin? Was trug sie auf dem Thron?«
    Accolon lachte. »Ich verstehe nichts von Gewändern hoher Damen. Irgend etwas Weißes mit Perlen… der große irische Ritter Marhaus überbrachte sie ihr als Geschenk des Königs von Irland. Und ich habe gehört, daß ihre Nichte Elaine eine Tochter geboren hat… oder war das schon im letzten Jahr? Ich glaube, sie hatte einen Sohn, und ihn hat Artus zum Erben bestimmt. Und am Hof von König Pellinore gab es ein öffentliches Aufsehen. Pellinores Sohn Lamorak wurde in einer Mission nach Lothian entsandt, und jetzt erzählt man sich, daß er Lots Witwe, die alte Königin Morgause, heiraten will…«
    Avalloch kicherte: »Der Junge muß verrückt sein. Morgause ist mindestens fünfzig, vielleicht noch älter!«
    »Fünfundvierzig!« stellte Morgaine fest. »Sie ist zehn Jahre älter als ich.« Dann dachte sie:
Warum muß ich mir das Messer selbst in die Brust stoßen… möchte ich unbedingt, daß Accolon bewußt wird, wie alt ich, die Großmutter von Uriens
'
Enkelkindern, bin…?
    »Er hat wirklich den Verstand verloren«, fuhr Accolon fort. »Er singt Balladen, trägt das Strumpfband dieser Dame und ähnlichen Unsinn…«
    »Ich glaube, aus diesem Strumpfband könnte man inzwischen gut ein Pferdehalfter machen«, sagte Uriens. Aber Accolon schüttelte den Kopf. »Nein… ich habe Königin Morgause gesehen, und sie ist immer noch eine schöne Frau. Sie ist kein junges Mädchen mehr, aber das macht sie nur noch schöner. Ich frage mich nur, was eine solche Frau mit einem grünen Burschen anfangen kann. Lamorak ist nicht älter als zwanzig.«
    »Was könnte ein Kerl wie er an einer so alten Frau wohl finden?« fragte Avalloch.
    »Vielleicht«, antwortete Uriens mit einem anzüglichen Lachen, »vielleicht kennt diese Dame das Lagerleben besonders gut. Obwohl man sich kaum vorstellen kann, daß sie bei dem alten Lot besonders viel gelernt haben soll. Aber wir wissen, sie hatte auch andere Lehrer…«
    Maline wurde rot und sagte: »Bitte! Sind das schickliche Reden für einen christlichen Hausstand?«
    Uriens entgegnete: »Aber liebe Schwiegertochter, wenn es anders wäre, hättet Ihr im Augenblick wohl nicht so schwer zu tragen.«
    »Ich bin eine verheiratete Frau!« antwortete Maline mit hochrotem Kopf.
    Morgaine entgegnete heftig: »Wenn über ein christliches Haus zu herrschen bedeutet, daß man nicht mehr von Dingen spricht, deren man sich nicht schämt, dann möge die Göttin mich davor bewahren, daß ich mich je als Christin bezeichne.«
    »Trotzdem«, entgegnete Avalloch, »ist es vielleicht nicht richtig, hier an der Tafel zu sitzen und häßliche Geschichten über die Tante unserer Lady Morgaine aufzutischen.«
    Accolon sagte: »Königin Morgause hat keinen Gemahl, dem sie damit Schande machen würde. Sie ist eine erwachsene Frau und ihre eigene Herrin. Ihre Söhne sind bestimmt damit zufrieden, daß sie sich
    mit einem Geliebten begnügt und den Burschen nicht noch heiratet. Ist sie nicht auch Herzogin von Cornwall?«
    »Nein«, erwiderte Morgaine. »Igraine wurde Herzogin von Cornwall, nachdem Gorlois den Pendragon verraten hatte. Gorlois hatte keinen Sohn, und da Uther Tintagel Igraine als Morgengabe schenkte, glaube ich, daß es inzwischen mir gehört.«
    Plötzlich überfiel Morgaine Heimweh nach diesem fast vergessenen Land. Sie sah die düsteren Umrisse der Burg und der Klippen vor dem blauen Himmel, die verschwiegenen Täler vor sich und hörte das ewige Rauschen des Meeres am Fuß der Burg…
Tintagel!

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