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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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sagte schnell: »Ich bin sicher, Ihr habt richtig gehandelt, mein Gemahl«, und nahm noch einmal von der duftenden Salbe aus dem Topf. Sie wußte nicht, in welcher Sache sie ihm gerade beigepflichtet hatte. Aber Uriens fuhr lächelnd in seinem Bericht fort, und Morgaine überließ sich wieder ihren eigenen Gedanken.
    Ich bin immer noch Priesterin. Merkwürdig, mit welcher Sicherheit ich das nach all diesen Jahren plötzlich wieder weiß, nachdem selbst meine Träume von Avalon der Vergangenheit angehören.
Sie erinnerte sich, daß Accolon erzählt hatte, Elaine habe eine Tochter geboren. Selbst konnte sie Avalon keine Tochter mehr schenken; aber wie Viviane würde sie der Göttin eine Ziehtochter bringen… Morgaine half Uriens beim Ankleiden und begleitete ihn in die Halle. Eigenhändig brachte sie ihm frischgebackenes Fladenbrot aus der Küche und einen Krug mit schäumendem neuen Bier. Sie bediente ihn und strich ihm Honig auf sein Brot. Er sollte sie ruhig für die gehorsamste seiner Untertanen halten und nichts anderes als seine treuergebene, fügsame Gemahlin in ihr sehen. Es bedeutete ihr nichts. Aber eines Tages konnte es von Bedeutung sein, sein Vertrauen zu besitzen, wenn es um die Verwirklichung ihrer Pläne ging.
    »Schon im Sommer habe ich das Reißen in den Knochen… ich glaube, Morgaine, ich werde in den Süden reiten und in den heißen Quellen von Aquae Sulis baden. Dort steht ein alter Tempel der Sul… die Römer errichteten dort ein großes Badehaus, und es ist zum Teil noch erhalten. In den großen Becken liegen Steine, und als die Sachsen dorthin kamen, plünderten sie, nahmen die besten Dinge mit und stürzten die Statue der Göttin. Aber die Quelle ist unversehrt… Tag für Tag, Jahr um Jahr sprudelt kochend heißes, dampfendes Wasser aus den Tiefen der Erde. Ein ehrfurchtgebietender Anblick! Dort gibt es Becken mit heißem Wasser, in denen man seine schmerzenden Glieder baden kann. Ich war zwei oder drei Jahre lang nicht dort. Aber jetzt herrscht im Land Frieden, und ich sollte wieder hingehen.«
    »Warum auch nicht?« stimmte sie ihm zu. »Es sind keine neuen Unruhen zu befürchten.«
    »Möchtest du mich begleiten, liebe Morgaine? Wir können alles, die Burg und den Hof, für die Zeit meinen Söhnen überlassen, und der alte Schrein wird dich sicherlich neugierig machen.«
    »Ich würde den Schrein gerne sehen«, entgegnete Morgaine aufrichtig. Sie dachte an das kalte, ewig fließende Wasser der Heiligen Quelle von Avalon, das rein und klar seit urdenklichen Zeiten sprudelte… »Trotzdem, ich weiß nicht, ob es klug wäre, alles Euren Söhnen anzuvertrauen.
    Avalloch ist nicht besonders klug. Accolon wäre schon fähig, den Hof und die Burg zu besorgen, aber er ist nicht Euer Ältester. Ich weiß nicht, ob Eure Leute auf ihn hören. Vielleicht wird Avalloch den Rat seines jüngeren Bruders annehmen, wenn ich hierbleibe.«
    »Ein ausgezeichneter Gedanke, meine Liebe«, rief Uriens fröhlich. »Ach, und es wäre auch eine lange und beschwerliche Reise für dich. Wenn du hier bleibst, habe ich nicht die geringsten Bedenken, alles in die Hände der jungen Männer zu legen… Ich werde ihnen auftragen, sich in allen Dingen mit dir zu beraten.«
    »Wann gedenkt Ihr aufzubrechen, Herr?« Morgaine dachte, es sei nicht schlecht, wenn bekannt wurde, daß Uriens ihr das Reich ohne Zögern anvertraute.
    »Vielleicht morgen. Vielleicht sogar noch heute, nach dem Feldersegen. Kannst du veranlassen, daß alles gepackt wird?«
    »Seid Ihr sicher, so weit reiten zu können? Selbst für einen jungen Mann ist es eine lange Strecke Wegs…«
    »Aber meine Liebe, noch bin ich nicht zu alt für den Rücken eines Pferdes«, antwortete er leicht verdrießlich. »Und ich bin sicher, das heiße Wasser wird mir guttun.«
    »Daran zweifle ich nicht.« Morgaine erhob sich – sie hatte selbst kaum etwas gegessen. »Ich werde Eurem Leibdiener befehlen, alles für die Reise vorzubereiten.«
    Während der langen Prozession um die Felder stand Morgaine an Uriens' Seite. Von einem kleinen Hügel über dem Dorf beobachteten sie die Tänzerinnen, die von oben wie Zicklein wirkten. Morgaine überlegte, ob auch nur eine von ihnen die Bedeutung der grünen Stäbe kannte – Symbol des samenlegenden männlichen Geschlechts –, die mit roten und weißen Girlanden umwunden waren, und des hübschen Mädchens, das ernst und gelassen mit offenen Haaren zwischen ihnen ging: ein frisches, junges Ding, noch nicht einmal vierzehn, und

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