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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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glaubte sie plötzlich, sie sei alt, häßlich und nicht mehr begehrenswert. Sie hatte sich nie für eine Schönheit gehalten, aber früher gehörte sie immer zu den Jüngeren. Heute saß sie als Großmutter am
    Kopfende der Tafel. Sie brachte das Kind wieder zum Schweigen, denn Maline erkundigte sich bei Accolon nach Neuigkeiten von Artus' Hof.
    »Große Dinge haben sich auf Camelot nicht ereignet«, erwiderte Accolon, »ich glaube, diese Zeiten sind vorüber, zumindest solange wir leben. An Artus' Hof ist es sehr ruhig. Der König büßt noch immer für eine unbekannte Sünde… Selbst an hohen Festtagen rührt er keinen Wein an.«
    »Gibt es Anzeichen, daß die Königin ihm einen Erben schenkt?« erkundigte sich Maline.
    »Keine«, antwortete Accolon, »obwohl mir eine ihrer Hofdamen vor dem Turnier erzählte, daß die Königin möglicherweise schwanger sei.«
    Maline wandte sich an Morgaine und fragte: »Ihr kanntet Gwenhwyfar gut, nicht wahr, Schwiegermutter?«
    »Gewiß«, antwortete Morgaine, »und was dieses Gerücht angeht, nun, Artus' Gemahlin hält sich jedesmal für schwanger, wenn ihre Blutungen auch nur einen Tag später einsetzen.«
    »Der König ist ein Narr«, ließ Uriens sich vernehmen, »er sollte sie verstoßen und sich eine Frau suchen, die ihm einen Sohn gebären kann. Ich weiß noch sehr gut, was für ein Durcheinander im Land herrschte, als alle glaubten, Uther habe keinen Sohn hinterlassen. Artus muß allmählich für einen Thronfolger Sorge tragen.«
    Accolon erklärte: »Wie ich gehört habe, hat der König einen seiner Vettern zum Nachfolger bestimmt… Lancelots Sohn. Das gefällt mir nicht. Lancelot ist ein Sohn des Königs Ban von Benwick, und wir wollen nicht, daß ein fremder Großkönig über uns herrscht.«
    Morgaine sagte nachdrücklich: »Lancelot ist der Sohn der Herrin von Avalon. Er entstammt dem alten Königsgeschlecht.«
    »Avalon!« rief Maline geringschätzig. »Wir leben in einem christlichen Land. Was bedeutet uns schon Avalon?«
    »Mehr als Ihr glaubt«, entgegnete Accolon. »Ich habe gehört, daß sich unter der Landbevölkerung noch viele an den Pendragon erinnern und über einen christlichen Hof nicht glücklich sind, wie Artus ihn führt. Sie haben auch nicht vergessen, daß der Großkönig vor seiner Krönung den Schwur geleistet hat, Avalon zu schützen.«
    »Ja«, bekräftigte Morgaine, »und Artus trägt Excalibur, das mächtige Schwert der Heiligen Insignien von Avalon.«
    »Die Christen scheinen ihm das nicht zu verübeln«, erwiderte Accolon, »jetzt fallen mir auch wieder etliche andere Neuigkeiten ein. Der Sachsenkönig Edric ist Christ geworden und hat sich mit seinem ganzen Gefolge in Glastonbury taufen lassen. Er kniete auch vor Artus nieder und leistete ihm den Treueschwur zum Zeichen, daß alle Sachsen ihn als ihren Großkönig anerkennen.«
    »Artus? König der Sachsen? Wunder über Wunder!« rief Avalloch fassungslos. »Ich habe immer gehört, daß er verkündete, er würde den Sachsen nur mit gezogenem Schwert gegenübertreten!«
    »Aber so war es… Der Sachsenkönig kniete in der Kirche von Glastonbury, Artus nahm seinen Schwur entgegen und reichte ihm die Hand«, fuhr Accolon fort. »Vielleicht wird er die Tochter von Edric mit Lancelots Sohn vermählen, damit alle Feindschaft ein Ende hat. Und unter Artus' Räten saß Kevin, der Merlin von Britannien. Man hätte glauben können, er sei ein ebenso guter Christ wie alle anderen.«
    »Jetzt wird Gwenhwyfar wohl wirklich glücklich sein«, sagte Morgaine. »Schon immer hat sie behauptet, Gott habe Artus am Berg Badon den Sieg geschenkt, weil er das Banner der Heiligen Jungfrau in die Schlacht trug. Und später hörte ich sie einmal sagen, Gott habe ihm das Leben gerettet, damit er die Sachsen in den Schoß der Kirche führt.«
    Uriens erklärte achselzuckend: »Ich würde keinem Sachsen mit einer Streitaxt hinter mir trauen, selbst wenn er die Mitra eines Bischofs trägt!«
    »Ich auch nicht«, stimmte Avalloch zu, »aber so lange die Sachsenhäuptlinge beten und zum Heil ihrer Seele Buße tun, ziehen sie wenigstens nicht mehr brennend und plündernd durch das Land und zerstören unsere Dörfer und Klöster. Aber wenn wir gerade von Büßen und Fasten sprechen… was glaubst du, welche Sünde kann Artus auf der Seele liegen? Als ich in seinem Heer kämpfte, gehörte ich nicht zu seinen Rittern und kannte ihn nicht so gut. Aber er schien mir ein höchst ehrenhafter Mann zu sein. Eine so schwere Buße

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