Avalons böse Schwestern
Veränderungen dieser Welt. Oder irre ich mich?«
»Sie sind ahnungslos. Sie denken noch immer, sie würden so leben wie damals.«
Das alles gefiel mir nicht so recht. Hier lief einiges krumm. Natürlich glaubte ich Nadine. Da waren also drei Frauen erschienen, um sich ihre Geliebten zu suchen. Sie hatten in der Vergangenheit gelebt, sie waren dann durch einen Zeitsprung in meine Gegenwart hineingelangt, und sie würden sicherlich auch das Grauen bringen, sonst hätte Nadine mich nicht gewarnt.
»Aber die Ritter existieren nicht mehr«, sagte ich. Meine Stimme hörte sich lahm an. Ich wußte einfach nichts mehr hinzuzufügen.
»Das wissen sie nicht, John. Sie werden sich deshalb auf die Suche machen, und sie sind gefährlich. Sie haben den Fluch überlebt, sie werden auch an dieser Welt nicht scheitern. Ich weiß leider nicht, wie sie sich verändert haben, gehe aber davon aus, daß diese Zeit der Verbannung Spuren bei ihnen hinterlassen hat, und ich glaube auch nicht, daß du auf Menschlichkeit und Gnade hoffen kannst. Sie werden jedes Hindernis aus dem Weg räumen, und sie werden auch nicht vor einem Mord zurückschrecken, das steht fest. Sie sind es leider gewohnt, sich gegen die Gewalt einzusetzen, die ihnen im Wege stehen. Sie wissen nichts von dir, aber du weißt von ihnen. Du solltest deshalb versuchen, sie zu stoppen.«
Ich verzog den Mund zu einem bitteren Lächeln. »Das habe ich jetzt gehört, Nadine. Nur frage ich dich, wie ich es schaffen soll, sie zu stoppen. Muß ich sie verfolgen?«
»So wird es aussehen.«
»Bleiben sie zusammen?«
»Ich glaube es nicht. Sie werden sich wohl verteilen und einzeln auf die Suche nach ihren ehemaligen Geliebten machen. Dann werden sie erkennen müssen, daß sie die Ritter der Tafelrunde nicht mehr finden. Daß sich dieses Land sehr verändert hat und die Menschen nicht mehr in Burgen oder kleinen Dorfgemeinschaften zusammenleben. Es wird für dich eine schwere Aufgabe werden…«
»Darf ich dich unterbrechen, Nadine.«
»Du hast es schon getan.«
»Klar, ich weiß. Es will mir einfach nicht in den Sinn, daß sie sich jetzt in dieser Zeit befinden sollen. Warum werden sie nicht nach Avalon zurückgeholt?«
»Das geht nicht. Merlin hat sie verflucht. Er hat den Bann über sie gesprochen. Die Insel Avalon ist für sie tabu. Aus diesem Grunde werden sie in deiner Welt bleiben. Ob sie bereits hier sind, weiß ich nicht. Ich wollte dich nur gewarnt haben, denn der Fluch ist mittlerweile durchbrochen worden.«
»Ja, das weiß ich jetzt.«
»Dann kann ich dir nur alles Gute und viel, viel Glück wünschen. Ich bin sicher, daß du sie treffen wirst, denn in einer Zeit wie dieser müssen sie einfach auffallen. Sie können sich nicht verändert haben und sind noch immer so wie damals.«
»Danke für den Ratschlag. Ich werde versuchen, mein Bestes zu geben. Auch Suko und Bill werden mir helfen.« Ich räusperte mich, weil ich vor einer Frage stand, die persönlich war, die ich aber unbedingt loswerden wollte. »Interessiert es dich denn, wie es den Conollys geht, besonders Johnny.«
»Gut, denke ich.«
»Da hast du recht, aber sie haben dich nicht vergessen. Sehr oft sprechen wir über dich. Sie würden dich gern wiedersehen und haben viele Fragen. Aber auch, um sich bei dir zu bedanken, denn du hast ihnen oftmals einen Gefallen erwiesen…«
Während meiner Worte hatte Nadine den Kopf gesenkt. »Ich weiß es, John«, flüsterte sie, »aber ich habe mich für einen bestimmten Weg entschlossen, den kann ich nicht mehr verlassen. Das solltest du akzeptieren, darum bitte ich dich.«
»Ich schon. Ob die Conollys es schaffen werden, kann ich dir nicht sagen. Ich werde sie von dir grüßen und ihnen sagen, daß du dich wohl fühlst.«
»Darum möchte ich dich bitten.« Sie hob den rechten, dann den linken Arm und streckte sie mir dann entgegen, als wollte sie meine Hände berühren. Doch zwischen uns lag die Wasserfläche, so blieb es beim Versuch.
»Soll ich zu dir kommen? Ich laufe schnell um den Teich herum. Es wird nicht lange dauern…«
»Auf Wiedersehen, John… bis bald… irgendwann einmal.« Ihre geflüsterten Worte flössen über den Teich hinweg zu mir hin und bedrückten mich. Ein Abschied bedrückt mich immer.
Sie ging zurück.
Einen Schritt, den zweiten, auch den dritten, und beim vierten war sie verschwunden.
Aufgelöst, eingetaucht in das Element Luft.
Ich aber blieb am Teichufer stehen. Sehr nachdenklich war ich geworden. Erst jetzt, wo ich
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