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Avalons böse Schwestern

Avalons böse Schwestern

Titel: Avalons böse Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bestimmten Stelle zu warten.
    Und so hoffte ich, daß sie bald erscheinen würde.
    Auch die Vögel schliefen. Sie hielten sich im dicht belaubten Geäst der Bäume verborgen. Hin und wieder ein leises Rascheln der Blätter. Das Summen der Insekten, das Pitschen des Wassers – und plötzlich war Nadine Berger da.
    Ich hatte sie nicht kommen sehen. Sie war lautlos gegangen und selbst die Richtung hatte ich nicht erkannt. Sie stand einfach da und hielt sich an der gegenüberliegenden Seite des Teiches auf, wie eine in die Luft gezeichnete Gestalt.
    Sie stand so nahe am Rand des Wassers, daß ihre Zehen sicherlich von der trüben Flüssigkeit gekitzelt wurden, aber sie schaute nicht hin, sondern blickte über den Teich hinweg, um mich anzusehen.
    Ich stand langsam auf.
    Zuvor hatte ich mir zurechtgelegt, was ich ihr sagen wollte, alles war vergessen, ich konnte sie nur anschauen und wurde gleichzeitig von Erinnerungen durchwühlt.
    Über den Teich hinweg schauten wir uns an.
    Lächelte sie, blieb sie ernst? Es war nicht zu sehen. Zudem traute ich mich nicht, meine Leuchte hervorzuholen und den Strahl über die Wasserfläche zu schicken. Ich wollte und mußte abwarten.
    Trotz der Dunkelheit sah ich sie sehr gut. Das mußte an dem aus ihrem Inneren hervorstömenden Leuchten liegen, das ihren Körper wie ein Schild umgab. Sie trug zudem ein helles Kleid oder Gewand, und das rötlichbraune Haar umgab ihren Kopf wie eine Flut.
    Wir waren stumm, wir blieben stumm.
    Daß einer von uns den Anfang machen mußte, stand fest, und so überwand ich als erster die Barriere und redete mit ihr.
    »Hallo, Nadine… wie… wie geht es dir?«
    Nach kurzem Zögern hob sie den rechten Arm zum Gruß. Ich glaubte auch, auf ihrem im Schatten liegenden Gesicht ein Lächeln zu sehen, war mir aber nicht sicher.
    »Du bist gekommen, John…«
    Ich hob die Arme etwas an, streckte sie und drehte ihr meine Handflächen zu. »Ja, ich bin gekommen. Du hast es doch so gewollt. Du hast mich gebeten, ich habe gehorcht. Wenn ich ehrlich bin, habe ich mich auf diese Begegnung sehr gefreut. Ich möchte wissen, wie es dir ergangen ist, ich habe auch innerlich eine gewisse Sehnsucht nach dir verspürt, obwohl gewisse Zeiten schon lange zurückliegen.«
    »Da hast du recht, John. Bevor du mich fragst, will ich dir sagen, daß es mir gutgeht.«
    »Das freut mich.«
    »Avalon ist wunderbar. Ich habe dort einige Freunde gefunden, und auch dein Gral ist in diesem Reich sicher.«
    Diesmal schwieg ich, nickte aber so sauer, als hätte ich gerade ein Stück Stacheldraht verschluckt. Sie hatte den Dunklen Gral erwähnt, und das wiederum hatte mir einen harten Stich gegeben. Nun ja, durch den Tausch damals hatte ich Leben praktisch gerettet, aber den Gral woanders zu wissen, tat mir schon leid, obgleich ich ihn wenig eingesetzt hatte. [1]
    »Ja, ich hatte es mir gedacht, Nadine.« Meine Stimme klang etwas kratzig, die Worte schwebten über das Wasser.
    »Auch Merlin ist zu einem Freund geworden.«
    »Schön und…«
    »Du solltest dich nicht grämen. Die Zeit in Avalon hat mich gelehrt, daß alles ein Schicksal ist, ein Kreislauf, der das gesamte Geschehen der Welt umfaßt, von seinen Anfängen bis zu seinem Ende in einigen Milliarden Jahren, wenn die Sonne ihre Energie verloren hat, die Erde erkaltet und wieder zu dem wird, was sie einmal gewesen ist. Bis dahin gibt es viel zu tun. Jeder Mensch ist vom Schöpfer in ein bestimmtes Zimmer gestellt worden, das ich als sein Leben betrachte. Er hat dafür zu sorgen, daß dieses Zimmer stets aufgeräumt bleibt. Läßt er es vergammeln, ist es nicht würdig, darin zu leben. Räumt er es auf, sorgt er dafür, wird ihn irgendwann die Belohnung erreichen, die er verdient. So ist das Schicksal, das gewisse Bögen schlägt.«
    »Ich habe es ja akzeptiert. Nur als du dich bei mir gemeldet hast, kehrten die Erinnerungen zurück, und ich muß sagen, daß sie bisher nicht verschwunden sind.«
    »Ja, das ist sehr menschlich. Ich kann dich verstehen, John. Es war auch schön mit dir, und du hast mich ja in Avalon gefunden, und ich hatte dir damals versprochen, daß der Kontakt zwischen uns nicht abreißen wird. Ich habe das Versprechen gehalten. Das Band besteht noch, an dem wir uns aufeinander zubewegen können. Du siehst auch, daß es mir gutgeht, und dies wird so bleiben.«
    »Ich müßte mich freuen, daß es dir wieder gutgeht.«
    »Wenn ich dir noch etwas bedeute, dann ja. Unsere Probleme sind andere als die eurigen. Wir haben

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