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AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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gibt es an den Siegelbewahrer im Patriarchenpalast weiter. Dem musst du mit alten Abdrücken und eben jenem Riesengedöns beweisen, dass es tatsächlich dein Wappen ist und du das Recht hast, es als Siegel zu führen. Die Namen aller Personen, die es benutzen, werden eingetragen, meistens der Siegelführer und sein Sohn. Und für alles muss man zahlen, je nach Reichtum der Familie. Deshalb lohnt es sich, Siegel zu klauen, für den Besitzer ist es billiger, sie auszulösen«, er grinste.
    »Das neue Siegel sieht also genauso aus wie das alte, das verlorengegangen ist?«
    »Ja, bis auf eine Kleinigkeit, es wird an einer Stelle vermerkt, das wievielte Siegel gleichen Aussehens es ist. Taucht dann der Ausreißer wieder auf, ist er ungültig und muss vernichtet werden. Je geringer die Zahl dieser Markierungen ist, desto höher das Ansehen der Familie. Ich hab mir sagen lassen, das Siegel der Castlerea trägt nur drei Kerben und die Castlerea gehören zu den ältesten Familien.«
    »Sie gehören zu den Sieben«, warf Ninian abwesend ein, »woher kennst du dich so gut mit Siegeln aus?«
    »Und wer sind die Sieben?«, fragte Jermyn dagegen und zog sie mit ins Schlafgemach, »komm, ich hab keine Lust, hier zu stehen, mir tun alle Knochen weh und ich bin hundemüde. Wir können im Bett weiterquatschen.«
    Kurz darauf lagen sie gegen Kissen und Polster gelehnt in ihrem großen Bett. Das Siegel des Patriarchen hatten sie mitgenommen.
    »Also, was ist jetzt mit den Sieben?«, fragte Jermyn mit vollem Mund. Er war noch einmal hinunter geklettert und hatte die Reste des Gebäcks geholt.
    »Nein, zuerst bist du dran«, erwiderte Ninian, »und wehe dir, wenn du das Bett vollkrümelst! Wieso bist du so beschlagen in der Siegelkunde?«
    »Ein Kerl hat mir davon erzählt, der sich aufs Siegelschneiden verlegt hatte. Er war sehr geschickt und hatte ’ne Menge Ahnung.«
    »Ein Fälscher. Was macht er jetzt?«
    »Weiß nicht, wahrscheinlich haben sie ihn abgenommen und zu Seife verarbeitet.«
    »Was?«
    Ninian rückte ein Stück von ihm weg.
    »Was denkst du denn? Auf Siegelfälschen steht der Galgen genau wie auf Falschmünzerei, da kennen die Oberen keinen Spaß.«
    »Und auf Siegelstehlen?«, fragte Ninian ahnungsvoll.
    »Auch«, Jermyn fuhr sich mit der Hand über die Kehle und kaute ungerührt weiter.
    Eine Weile war es still, während Ninian das Gehörte verdaute. Immer wieder vergaß sie, dass die Dinge, die ihr wie spannende, abenteuerliche Spiele erschienen, schwere Verbrechen waren, die unbarmherzig bestraft wurden.
    »He, mach dir nichts draus«, Jermyn knuffte sie in den Arm, »erst müssen sie uns erwischen und das tun sie nie.«
    Sie lachte, seine unerschütterliche Überheblichkeit war ansteckend.
    »Komm, jetzt bist du dran, was hat es mit diesen Sieben auf sich?«
    »Die Sieben waren die Kinder von Ulissos und Demaris. Von ihnen stammen die Kaiser der Alten Zeit und die großen Familien ab. Castlerea, d’Este und Vesta gibt es heute noch, die anderen, Montegra, Baliol, Luxor und Peplos sind verschwunden.«
    »Sehr schön, und wer waren diese Stadtgründer, dass sich ihre Nachfahren immer noch für was Besonderes halten?«
    Ninian schnaubte.
    »Du hast wirklich keine Ahnung. Worüber schwatzt du denn mit Vitalonga?«
    »Über schlaue und rücksichtlose Eroberer, von denen man was lernen kann, nicht über verstaubte Ahnen«, erwiderte er hitzig.
    »So langweilig sind die gar nicht und schlau und rücksichtslos waren sie auch. Und sie sind halbgöttlicher Herkunft.«
    »Ach, ja?«
    »Ja. Demaris war eine Meeresgottheit, sie hat die Schiffe des Ulissos sicher über’s Meer geleitet und mit seiner Hilfe den Flussgott besiegt, der ihr die Herrschaft an dieser Küste streitig machte. Zusammen haben sie die Stadt gegründet, die am Anfang ihren Namen trug, Demaris. Später wurde Dea daraus. Sie war viele Jahrhunderte die Schutzpatronin der Stadt, wenn heute auch niemand mehr an sie denkt. Der große Pfeiler auf dem Volksplatz ist zu ihren Ehren aufgerichtet worden, die Kaiser haben ihn angeblich von jenseits der Inneren See aus der Heimat des Ulissos holen lassen. Die Wellen und der Speer sind ihre Zeichen.«
    »Erinnerst du dich an das, was Tidis erzählt hat?«, fiel Jermyn ein, »Die Männer von jenseits des Meeres holten das Silber aus dem Stein, der vom Himmel gefallen war und schufen ein Bild der Göttin daraus? Wenn sie es gesehen hat, muss es wirklich passiert sein, nicht wahr? Und warte mal ...«, er sprang aus dem

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