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AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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streitlustig die Arme.
    »Du hättest wenigstens fragen können, großer Meister. Das Holz gehört mir so gut wie dir und falls du es vergessen hast, in der Scytenschule steckt schließlich auch mein Geld und zwar mehr, als mir lieb ist.«
    »Jetzt pass mal auf ...«
    Jermyn warf die Liste auf den Tisch, seine Augen funkelten böse. Er liebte es nicht, an sein eigenmächtiges Handeln erinnert zu werden. Bevor er jedoch weitersprechen konnte, öffnete sich die Tür zur Küche.
    »Is genug Holz in Hafn, Patron.«
    Wag, der den Streit mit offenem Mund verfolgt hatte, fuhr herum und auch Jermyn und Ninian lösten die zornigen Blicke voneinander.
    Kamante stand auf der Schwelle, die Augen rotgeweint und geschwollen, aber aufrecht mit stolz erhobenem Kopf. Sie hatte eine Schürze umgebunden und ihre Zöpfe unter einem strengen Tuch verborgen und als Wag auf sie zustürzte und den Arm um sie legen wollte, schob sie ihn beinahe ungeduldig von sich. Auch Ninians mitfühlende Worte wischte sie beiseite.
    »Ich rede nich mehr von diese Mann, Patrona.«
    Ihre Augen waren erwartungsvoll auf Jermyn gerichtet, der als einziger ihren jämmerlichen Zustand nicht zu bemerken schien.
    »Was hast du gesagt, Kamante? Wo gibt es Holz?«
    »Am Hafn, hab selbs gesehn, ganze große Stapel in Schuppn bei Kais, wo Schiffe von Südn kommn«, ihre Stimme versagte und ihre Unterlippe zitterte, aber sie schluckte die aufsteigenden Tränen hinunter.
    »Das ist das Holz für die Werften, es gehört den Reedern und dem Patriarchen. Es steht nicht zum Verkauf«, warf Ninian ein, aber Jermyn grinste.
    »Sie werden schon was abgeben, wenn ich sie recht höflich bitte - oder warte mal, es gehört dem Patriarchen, sagst du?«
    Mit ein paar Sätzen sprang er die Leiter zur Galerie empor. Es rumorte und polterte eine Weile, sie hörten ihn fluchen, und gerade als Ninian ihm folgen wollte, kam er wieder herunter, ein beschriebenes, gesiegeltes Blatt in der Hand. Abwechselnd blies er auf das Siegel und auf seinen Daumen, aber trotzdem schien er plötzlich bester Laune.
    »So, nun wollen wir mal sehen, ob der Hafenmeister seinem Stadtherrn auch den schuldigen Gehorsam erweist. Dein Bauholz ist erst mal sicher, Süße«, er griff nach ihr und küsste sie, ehe sie wusste, wie ihr geschah, und war zur Tür hinaus.
    »Oi, Männer, alles wieder abladen, wir holen das Holz woanders«, hörten sie seine Stimme und dann steckte er nochmal den Kopf herein.
    »Danke, Kamante, du hast was gut bei mir! Wenn du den treulosen Kerl zu deinen Füßen sehen willst, brauchst du’s nur zu sagen.«
    Er verschwand, ohne Kamantes Antwort abzuwarten.
    »Will nie mehr was von dem hörn oda sehn, nie mehr!«
     
    Als er am Abend wiederkam, war er sehr zufrieden mit sich.
    Um sich von ihrem Elend abzulenken, hatte Kamante sich in die Arbeit gestürzt, gekocht und gebacken, dass ihr der Schweiß auf der Stirn stand. Die Tränen, die ihr in die Augen gestiegen waren, hatte sie wütend weggewischt, und wenn die eine oder andere in die Töpfe getropft war, so tat es dem Wohlgeschmack der Speisen keinen Abbruch.
    Der Tisch in der Vorhalle bog sich unter einer großen Pfanne gebratener Fische, Muscheln und winziger Tintenfische, Schüsseln mit pfeffrigen Schoten, geschmorten Wurzeln und Bohnen, knusprig gebackenen Teigtäschchen mit einer scharfen Apfelsauce, einer Holzschüssel voll goldener Grütze, frisch gebackenem Brot und einer großen Schale Schleifengebäck, einer Spezialität, in deren Herstellung Kamante eine Vollkommenheit erreicht hatte, die ihr kein Bäcker von Dea so schnell nachmachte.
    Jermyn war so hungrig, dass er nicht einmal über die Tintenfische meckerte, die wie Nüsse zwischen den Zähnen knackten, sondern sich dankbar über die gebotenen Genüsse hermachte. Zwischen den Bissen erzählte er, wie er mit seinem Karren und seinen Männern am Hafen erschienen war und der Hafenmeister ihnen ohne Zögern soviel von den gut abgelagerten Balken und Latten überlassen hatte, wie sie brauchten.
    »Violetes hat die Reste der Aufzüge gefunden und wohl zu seinem eigenen Vergnügen den Holzverbrauch berechnet. Die Aufzeichnungen hat er in der Bauhütte zurückgelassen und ich hab Meister Parinese überzeugt, sie mir zu geben.«
    Mit viel Mühe hatten sie das Holz vom Hafen zum Zirkus geschleppt und es immer wieder vor den neidvollen Übergriffen anderer Baumeister schützen müssen, die ebenfalls händeringend nach Material suchten und böse Worte über den Wiederaufbau des

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