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AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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Bett und lief aus dem Zimmer.
    »Was hast du da?«, fragte sie, als er zurückkam. Sie streckte neugierig die Hand aus, aber Jermyn schob sie beiseite.
    »Vorsicht, das ist das Siegel aus Meteorsilber, das auch in dem Kasten war. Schau ...«
    Er rückte den Bronzeleuchter näher und hielt den abgegriffenen Zylinder ins Licht. Die verblassten Umrisse der Siegelfläche zeigten eine aufrechte Gestalt, an dem langen, stufenförmig ausgestellten Rock und den unbedeckten Brüsten als Frau zu erkennen. Ein hoher Kopfputz oder hochgesteckte Haare schmückten ihr Haupt und während die eine Hand gebieterisch auf die drei Wellen wies, die sich zu ihren Füßen schlängelten, hielt die andere einen Speer mit triumphierender Gebärde hoch in die Luft. Rund um die Gestalt liefen Buchstaben, die vom Alter so abgenutzt waren, dass man sie nicht mehr lesen konnte, aber es war nicht schwer zu erraten, was sie bedeuteten.
    Es war eine ungelenke Darstellung mit einfachen Formen und kruden Linien und doch war es dem unbekannten Künstler gelungen, Macht und Größe der Göttin einzufangen.
    »Wir müssen Vitalonga danach fragen,« murmelte Ninian, die sich hütete, dass silberne Ding anzurühren. Es war ehrfurchtgebietender als das Patriarchensiegel, das Jermyn in den Gewölben des Palastes das Leben gerettet hatte.
    »Wenn das die echten Siegel sind«, flüsterte sie, »was liegt dann in der Schatzkammer des Patriarchen? Und die Prägestöcke haben wir auch, aber es werden weiter Münzen geprägt. Betrügt der Patriarch das Volk?«
    Jermyn zuckte die Schultern. »Ich weiß nicht. Es heißt, der Schatzmeister sei ein unbestechlicher Mann. Aber über den Einbruch ist nie etwas laut geworden - kein Geschrei, kein Gerücht. Auch unser geheimnisvoller Auftraggeber hat sich nicht mehr gemeldet. Babitt glaubt, ich hab das Zeug weggeworfen, selbst einem Gedankenseher könnte er nichts anderes mitteilen. Das bedeutet, auch unser Auftraggeber denkt, die echten Siegel seien verloren. Trotzdem wird gesiegelt und geprägt, was wiederum bedeutet ...«
    »... dass in der Schatzkammer Fälschungen liegen«, vollendete Ninian den Satz.
    »Ja, alle gesiegelten Dokumente, Erlasse und neu geprägten Münzen sind Fälschungen! Man könnte glatt den Patriarchen und alle seine Räte aufhängen. Was für eine Gelegenheit«, er lachte und warf das Siegel respektlos in die Luft.
    »Aber warum geht jemand ein solches Wagnis ein? Was wollte er mit den echten Insignien? Und es war ihm ernst, sonst hätte er nicht Ciske entführt, um uns zu zwingen, seinen Auftrag auszuführen.«
    Statt einer Antwort brachte Jermyn die Siegel in ihr Versteck zurück. Als er sich wieder auf das Bett warf, starrte Ninian immer noch vor sich hin, die Arme um die hochgezogenen Knie geschlungen. Er zog sie zu sich herunter.
    »Zerbrich dir nicht den Kopf darüber, Süße. Was gehen uns diese dämlichen Siegel an? Wir haben nichts mit Stadtgründern und den hochgeborenen Zauseln zu tun. Heute hat mir das Ding genützt und vielleicht können wir es noch öfter auf diese Weise gebrauchen. Aber wenn mir das Zeug zu heiß wird, schmeiß ich es wirklich in den Fluss.«
    »Was? Das altehrwürdige Siegel der Göttin?«
    Er liebkoste ihr Schlüsselbein und die zarte Haut über der Kehle.
    »Warum nicht? Was geht es mich an? Morgen schauen wir uns noch mal die Zirkustafeln an. Sieht man auf dem Abdruck zwei Striche, so haben sie klammheimlich ein neues Siegel machen lassen und sich mit dem Verlust der Göttin abgefunden. Gibt es keine Striche, haben sie nicht gemerkt, dass sie es mit Fälschungen zu tun haben. Beides kann uns egal sein. Soll sich Cosmo darum kümmern, schlau genug ist er ja, der Gute.«
    Er wühlte sein Gesicht in ihr Haar, aber obwohl sie sich an ihn schmiegte, fragte sie neugierig:
    »Was hat Vitalonga dir über die Familie des Patriarchen erzählt, dass sie dich so beeindruckt?«
    Jermyn seufzte.
    »Was du immer mit deinen alten Geschichten hast. Mir ist jetzt nach anderem zu Mute.«
    Seine Finger wanderten tiefer, schlossen sich zärtlich um ihre Brust, aber sie haschte nach seinem Zopf und zog sachte daran.
    »Ach komm, erzähl schon«, schmeichelte sie.
    »Also schön, Quälgeist. Der alte Fitzpolis, der Großvater von Cosmo, war ein Glücksritter und Strauchdieb, keiner weiß, wo er hergekommen ist. Irgendwo aus den Bergen, sagte Vitalonga, aus deiner Gegend vielleicht.«
    »Fitzpolis?«, meinte Ninian nachdenklich. »Den Namen hab ich nie bei uns gehört.«
    »Wer weiß,

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