Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
Vom Netzwerk:
die hornigen Nägel vorsichtig mit einer kleinen Feile behandelte. Auch sie war spärlich bekleidet, aber an ihrem schmächtigen Körper war nichts, was die Aufmerksamkeit des Patriarchen auf sich ziehen konnte, darauf hatte Isabeau geachtet. Das Mädchen war taubstumm, deshalb konnte sie ganz ungeniert vor ihr sprechen, auch das war ihr wichtig gewesen, als sie die Kleine ausgewählt hatte. Und schließlich hatte sie geniale Hände, welche die heikle Arbeit mühelos bewältigten.
    Isabeau schrubbte, dass ihre Arme schmerzten. Der Alte liebte es, wenn sie es recht kräftig machte, es war einer der letzten intimen Dienste, den er von ihr verlangte, und sie tat ihm gerne den Gefallen, wenn ihr dafür andere erspart blieben. In der Schwitzkammer fühlte er sich wohl, die feuchte Wärme vertrieb die Kälte des Alters aus seinen Knochen und linderte die Schmerzen in den kranken Gliedern. Nur zu heiß dürfe es nicht sein, hatte der Leibarzt gemahnt, damit sich die Dämpfe nicht erstickend auf seine Brust legten und den Herzschlag zum Stocken brachten.
    Wenn der Alte sich grunzend unter der Bürste wand - es erinnerte sie an die Schweine auf dem Landgut von Margeaus Vater, denen sie als Kinder die Schwarte gekratzt hatten - dann konnte sie manches von ihm verlangen und ihn zu manchem überreden, zu dem er sonst nur schwerlich bereit gewesen wäre. Manches, nicht alles ...
    Die Fürstin biss die Zähne zusammen, wie immer, wenn sie an den tragischen Versuch dachte, den Mondenschleier in ihren Besitz zu bringen. Wäre der Alte weniger stur gewesen, dann lebte Margeau noch und sie müsste nicht dieses schreckliche Geheimnis mit sich herumtragen, allein, ohne Vertraute, der sie ihr Herz ausschütten konnte ...
    »Sachte, Weib, du schmirgelst mir ja das Fell ab.«
    Isabeau erschrak. Ein brennend roter Fleck zeigte sich auf der von Altersflecken übersäten Haut.
    »Verzeih, Cosmo, da siehst du, wie mich diese Schnepfen mit ihrem Genörgel mitnehmen. Sie machen mir das Leben schwer. Jedes Mal wenn sie zu mir kommen, fordern sie, du solltest alle Personen von losem Lebenswandel von den bezahlten Plätzen auf die Holzgalerie verbannen. Es ginge nicht an, dass ehrbare Bürgersfrauen oder gar adelige Damen neben Dirnen und Taugenichtsen säßen.«
    »Alle Personen von losem Lebenswandel? Dann müsste ich ja den größten Teil der adeligen Damen mit einem Bann belegen, was, meine Liebe?«
    Der Patriarch lachte keuchend und klatschte sich auf die dicken Schenkel, so dass die Magd, durch die Erschütterung aufmerksam gemacht, erschrocken auffuhr. Sie sah, wie ihr Herr mit weitaufgerissenem Mund lachte und wie er die Herrin zu sich winkte. Die Lippen der Fürstin waren zu einem säuerlichen Lächeln verzogen, aber der Blick, den die Dienerin auffing, war so mörderisch, dass sie sich zitternd über ihre Arbeit beugte.
    Isabeau aber trat gehorsam neben den Patriarchen und er umschlang ihren schlanken Leib.
    »Sag einmal, meine Hübsche, wer erregt sich denn da so über die Maßen? Und warum bedrückt dich das? Ich meine mich zu erinnern, dass dir die Meinung der Tugendwächterinnen nie so besonders wichtig war.«
    Isabeau biss sich auf die Lippen.
    »Lady d’Aquinas und ihre Betschwestern zum Beispiel, dann diese unerträgliche Schwägerin des alten Sasskatch und sogar Adela Castlerea, das vertrocknete Suppenhuhn, hat ihren Weg zu mir gefunden. Wenn ich es recht verstanden haben, sind diesen Damen die Beschwerden vieler ehrbarer Frauen«, sie krauste verächtlich die zierliche Nase, »zu Ohren gekommen, die keine Plätze mehr bekommen haben und deshalb einen Sündenbock suchen. Das kommt den Spinatwachteln gerade recht - du kannst dir nicht vorstellen wie lästig sie sind.«
    Isabeau war wirklich erbittert, aber der Patriarch lachte nur noch lauter und drückte sie an sich.
    »Lass sie doch einfach reden, was können sie schon tun?«
    Isabeau spürte die dicken Finger durch den feuchten Stoff, der an ihrem Leib klebte. Oh, sie konnten eine Menge tun!
    Bekamen sie etwa den Eindruck, sie stießen mit ihren Wünschen auf taube Ohren, weil auch die Fürstin zu der liederlichen Gesellschaft gehörte, konnten sie ihr das Leben zur Hölle machen, wenn diese schwere Hand nicht mehr da war, um sie zu schützen. Auf Donovans Hilfe durfte sie nach dem Betrug mit den Briefen nicht mehr hoffen, sie brauchte das Wohlwollen der großen Familien, und es waren die Frauen, deren Urteil in diesen Dingen galt. Aber das konnte sie dem Patriarchen schlecht

Weitere Kostenlose Bücher