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AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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kühl und in dem unschuldigen Licht des Morgens schien das lächelnde Antlitz jungenhaft harmlos, nicht so verschlagen wie gestern Nacht im flackernden Schein der Kerzen. Ninian hatte darauf bestanden, dass er den Gott mit dem Gesicht zur Wand drehte, bevor sie sich umarmen ließ. Nachdem sie eingeschlafen war, hatte Jermyn ihn zurückgedreht und ihn in der Stille der Nacht eine ganze Weile betrachtet. Merses, Gott der Diebe, das passte doch ...
    »Was willst du mit ihm machen«, hatte Ninian in der Nacht gefragt, »an den Meistbietenden verkaufen? Sie werden dir riesige Summen bieten.«
    Er hatte erzählt, wie Braggo de Poccole nach der Statue gelechzt hatte, ihre Vermutung lag nahe.
    »Nein, den verkauf ich nicht! Und wenn sie mir doppelt soviel zahlen, wie ich für die vermaledeite Schule ausgebe!«
    Die Heftigkeit seiner Antwort hatte ihn nicht weniger erstaunt als sie und er hatte schnell erklärt, dass er den kleinen Gott behalten wolle, um den vornehmen Pinkeln eins auszuwischen. Aber das stimmte nicht ...
    Seit er denken konnte, waren ihm die göttlichen Mächte ebenso gleichgültig gewesen wie er ihnen. Ihre Namen kannte er nur aus den Flüchen, die allen Gassenkindern vertraut waren:
    »Bei den Göttern, ich schneid euch die Ohren ab, wenn ich euch erwische«, wie oft hatte er solche Drohungen hinter sich gehört!
    Nein, er hatte es nicht den Göttern zu verdanken, dass er nicht verhungert war, bevor er alt genug gewesen war, um für sich selbst zu sorgen. Das war schon eher das Verdienst der alten Vettel gewesen, deren feuchtes Kellerloch die erste Behausung war, an die er sich erinnern konnte. Er musste sie auf den Bettel begleiten und sie hatte ihm nicht öfter den Napf gefüllt, als sie ihm Schläge und Tritte gegeben hatte, wenn ihre Bettelschale leergeblieben war. Manchmal, wenn sie betrunken war, schrie sie, dass sie seiner Schlampe von Mutter zuviel gezahlt habe und er sein Geld nicht wert sei. Er hatte bei ihr gehaust, bis sie im Suff ausplauderte, dass sie ihm die Beine brechen wolle: Krüppel rührten das Herz der gutmütigen Hausfrauen eher als freche Bengel. Darauf war er ausgerissen und seither hatte er es niemand anderem als sich selbst zu danken, dass er überlebt hatte. Die Götter hatten keinen Anteil daran gehabt!
    Aber nun hatte er diesen kleinen, spöttischen Gott gefunden, dessen Anblick ihm so gefiel, dass er ihn nicht wieder hergeben wollte. Als die Sammler seinen Namen genannt hatten, war es ihm wie ein Blitz durch die Glieder gefahren.
    Ninian hatte ihm Geschichten von Merses erzählt und auch sie gefielen ihm. Ein Gott, der es mit der Wahrheit nicht so genau nahm, ebenso wenig wie mit Mein und Dein, der sich ungehindert zwischen der sichtbaren und unsichtbaren Welt bewegte - sollte ein solcher Gott nicht mit Wohlwollen auf ihn blicken?
    Plötzlich war er überzeugt, dass es so war. Wie erbärmlich seine Kindheit in der großen Stadt auch gewesen sein mochte, er hatte überlebt. Vater Pindar hatte ihn gefunden, bevor Fortunagra ihn zu seinem Werkzeug machen konnte. Der Gute Vater hatte ihn ins Haus der Weisen gebracht, wo er gelernt hatte, seine Kräfte zu gebrauchen und Ninian begegnet war. Und hatte sich nicht seit seiner Rückkehr nach Dea die Gunst des Gottes erst recht erwiesen? Ninian war zu ihm gekommen und alles, was er angefangen hatte, war gelungen. Ein halbverhungerter Gassenjunge aus den übelsten Vierteln der Stadt konnte es jetzt mit dem Patriarchen und den mächtigsten Patronen aufnehmen, ja, er war auf dem besten Wege, selbst ein mächtiger Patron zu werden, ob er wollte oder nicht.
    Jermyn lächelte. Er sprang aus dem Bett und trat zu der stillen, goldenen Figur. Er hatte seinen Gott gefunden, seinen eigenen Gott, einen, der an seinem Schicksal Anteil nahm, und solange Jermyn ihn bei sich hatte, würde ihm das Glück hold bleiben. Den würde er nicht wieder hergeben und wenn sie ihm einen Berg von Gold boten! Und wenn sie es mit Gewalt versuchen wollten - sie sollten nur kommen. Dem Merses musste es recht sein, sonst hätte er sich nicht auf diese Weise finden lassen. Jermyn berührte die ausgestreckte Hand der kleinen Statue. Das Metall war kühl und in das unbewegt lächelnde Gesicht flüsterte er:
    »Du sollst es nicht bereuen, Herr, eines Tages wirst du wieder an einem würdigen Ort stehen. Solange nimm vorlieb ...«
    Ninians Stimme, die ihn einen Faulpelz und Langschläfer schalt, schreckte ihn auf und er trat eilig zurück.
    »Jermyn, das ist ein Bote vom

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