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AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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Wellen schaukelte.
    Krampfhaft die Riemen festhaltend, hockte Jermyn auf der Ruderbank und schaute verdrossen in den bedrohlich wirkenden Himmel. Windböen fegten kalt über seinen nackten, sonnenverbrannten Rücken, aber er wagte nicht, die verdammten Bretter loszulassen, um den Kittel anzuziehen. Ninian hatte leichthin erklärt, es sei nicht ganz so einfach, ein Boot ohne Riemen ans Ufer zu bringen. Er brauche aber keine Angst zu haben, im schlimmsten Falle könne sie ja einen Wind herbeirufen, der sie zurück an Land trüge. Das Boot sei dann zwar verloren, aber um den alten Kahn sei es gewiss nicht schade. Doch Jermyn hatte nicht vor, diesen Kahn, für den er gutes Geld gezahlt hatte, aufzugeben und schon gar nicht wollte er sich wieder durch Ninians Künste retten lassen. Er würde diese elenden Dinger festhalten und wenn er dabei erfrieren musste!
    Dabei hatte sich der verrückte Ausflug gut angelassen ...
     
    Sie fanden die Boote, aber entgegen dem Rat des Alten wählte Ninian das kleinere Boot, das ihr wendiger schien und leichter zu manövrieren als der große, plumpe Kahn daneben. Jermyn, der nicht die geringste Ahnung von Booten hatte, ließ sie gewähren.
    Beruhigt hatte er festgestellt, dass sie recht gut mit dem Gefährt umgehen konnte, nachdem sie sich erst wieder an das Rudern gewöhnt hatte. Durch die Übungen mit den Gewichten waren ihre Arme kräftig genug, um sie leidlich über den See zu bringen. Sie geriet jedoch kräftig ins Schwitzen und warf Jermyn, der faul im hinteren Teil des Bootes saß, böse Blicke zu.
    »Warte nur, ich werd dir das schon noch beibringen«, drohte sie, aber bevor sie ihre Drohung wahrmachte, hatten sie die Geheimnisse der Villa d’Este erkundet.
    Vom Boot aus warfen sie ein Seil mit Schnapphaken über die Brüstung der Terrasse und versteckten das Fahrzeug anschließend an dem schmalen Uferstreifen zwischen den Felsen. Sie zogen sich aus und schwammen um den Vorbau herum, ihre Kleidung trug Ninian in einem verpichten Leinenbeutel auf dem Rücken, damit sie Jermyn stützen konnte, sollten sich seine Schwimmkünste als unzureichend erweisen.
    Er strengte sich mächtig an und es gelang ihm, die Strecke allein zu bewältigen, aber er war außer Atem, als er das Seil erreichte und sich wie ein Ertrinkender daran klammerte. Die Strömung, die aus der Tiefe heraufstieg, war eisig, auch Ninian klapperte mit den Zähnen, als sie sich nackt und triefend auf die Terrasse gezogen hatten. Sie kauerten sich hinter die hohen Pflanzenkübel, bis Jermyn sich wieder erholt hatte und Gedankenfühler nach Bewohnern der Villa ausstrecken konnte.
    »M...Mäuse, Taub...ben«, murmelte er zähneklappernd, »Eulen? Tsss tatsächlich. Katzen ... ah, zwei Leute, hinten, im Gesindetrakt, denke ich, die sind keine Gefahr, sie schlafen fast.«
    Erleichtert streiften sie die trockenen Kleider über und Jermyn öffnete ohne Mühe eine der großen Flügeltüren.
    »Schau, geschliffenes Glas«, flüsterte Ninian beeindruckt, als sie hineinschlüpften.
    Eine ganze Weile wanderten sie im Zwielicht durch die verdunkelten Räume. Hier und da fiel ein Sonnenstrahl durch eine Ritze in den Fensterläden, Staubkörnchen tanzten in den goldenen Lichtstreifen. Die Villa atmete den Geist der Familie d’Este - sie war von nachlässiger, ein wenig schäbiger Pracht. Hier hatte noch niemand Staubwedel und Scheuerlappen geschwungen und doch gehörten die d’Este stets zu den ersten Familien, die die Stadt verließen. Überall lag der Staub fingerdick und wenn sie an eine der vielen Draperien stießen, flog er in Wolken auf.
    Die Räume waren nur spärlich möbliert - die d’Este mussten mit einer ganzen Karawane von Wagen anrücken - aber sie waren alle schön, mit kleinen Erkern, deren schmale, lanzenförmige Fenster mit buntem Glas gefüllt waren, wie Ninian entzückt feststellte. Aus hohen, luftigen Sälen, die sich auf eine weite Terrasse öffneten, blickten sie über den See, und sie fanden Baderäume mit großzügigen Wasserbecken, die offenbar mit Pumpen direkt aus ihm gefüllt werden konnten.
    Die Wände bedeckten Malereien im Stil der Alten Zeit, Darstellungen des Sees und seiner Umgebung, etwa eine Flotte festlich geschmückter Schiffe und elegantes Volk, das sich auf der Terrasse erging.
    Schließlich stießen sie auch auf den Juwelenfries, von dem LaPrixa gesprochen hatte. Er schmückte in einem breiten Band eines der schönsten und größten Gemächer, beherrscht von einem Bett von so gewaltigen

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