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AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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Becher in den Regalen. An der Decke schwankten die mit Kerzen bestückten Wagenräder, Wachs tropfte herunter und Schatten fuhren wild über die getünchten Wände. Bestürzt hoben die Leute die Köpfe, aber als nichts weiter geschah, wandten sie sich wieder ihren Gesprächen zu. Erdstöße dieser Art waren keine Seltenheit am Ouse-See.
    Jermyn hatte Ninian unter dem Tisch die Hand auf das Knie gelegt.
    »Reg dich nicht auf, solche Scherze machen sie bei allen Fremden. Lass sie doch denken, was sie wollen. Sie werden uns eh’ vergessen.«
    Sie schien nicht recht besänftigt.
    »Wir könnten sie auf den Tischen tanzen lassen!«
    Er lachte leise.
    »Das könnten wir. Möchtest du das?«
    Sie zuckte die Schultern und wandte sich wieder dem Essen zu.
    »Nein, es ist der Mühe nicht wert.«
    Als die Teller geleert waren, schwiegen sie, müde und gesättigt.
    »Es hat wohl wenig Sinn, hier nach Kahwe zu fragen, was?«, meinte Jermyn und Ninian schüttelte den Kopf.
    »Ebenso wenig wie nach einer Bilha - schade.«
    »Dann lass uns hinaufgehen. Ich bin hundemüde nach der Schinderei heute.«
    »Pah, Schinderei ...«
    Bevor sie den Schankraum verließen, drehte Jermyn sich um. Ein rascher, gebieterischer Gedanke und die Blicke, die ihnen neugierig gefolgt waren, wurden leer und glitten gleichgültig über die beiden Städter hinweg. Während sie durch den Torbogen zu der ausgetretenen Steintreppe gingen, fragte Ninian:
    »Beschäftigen sie sich immer noch mit uns?«
    »Nein«, Jermyn lauschte, »jetzt geht’s um Hochwasser und so was ...«
    »Ach so, das wissen wir ja schon. Komm, ich will dieses Ding endlich loswerden.«
    Ungeduldig zerrte sie an der Kapuze und sprang, zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinauf. Jermyn folgte ihr und das Stimmengewirr der Dorfbewohner blieb hinter ihnen zurück.
    28. Tag des Weidemondes 1465 p.DC.
    »Und ihr könnt’s wirklich mit so an Kahn umgehn?«
    Der alte Thomai blickte zweifelnd auf die beiden schwarzgekleideten Burschen. Im allgemeinen ruderten die Handwerker aus der Stadt nicht, sie kauften auch keine Boote. Die großen Familien besaßen eigene Fahrzeuge. Die Hausbeschließer, die das ganze Jahr über in der Villa lebten, holten die Handwerker und brachten sie nach getaner Arbeit zurück. Oder sie ließen sich von einem Jungen aus dem Dorf fahren. Nach Thomais Erfahrung hatten die Städter keine Ahnung von Booten, sie waren froh, wenn sie das schwankende Gefährt verlassen konnten. Doch der Kleinere nickte ungeduldig und der andere meinte nachlässig:
    »Er kann das, guter Mann. Sagt uns, wo das Boot liegt und wie es aussieht, oder habt Ihr es Euch anders überlegt? Gebt nur wieder her, wir werden jemand anderen finden ...«
    Der Alte spürte das angenehme Gewicht des kleinen Beutels in seiner Rocktasche und schüttelte hastig den Kopf. Für dieses Geld bekam er leicht ein gutes, neues Boot, für das er einen höheren Leihzins nehmen konnte. Und sollte sich herausstellen, dass die beiden den Mund zu voll genommen hatten - was kümmerte es ihn? Er würde sich hüten, das gute Geschäft auszuschlagen.
    »Na, na. Geht’s am See etwa eine halbe Meile lang gegen Sonnenaufgang, dann kommt’s zu an altn Schuppn. Es liegn zwei Boot am Steg, nehmt’s das größere, damit’s euer Werkzeug nei bringt’s, und ich möcht euch no warnen, der See is tückisch heuer. Es hat viel Schnee geben und die Strömung is stark wie selten, passt’s auf am ...«
    »Spart Euch die Mühe, wir wissen Bescheid«, schnitt ihm der Kleine das Wort ab. Sie nickten und gingen die Dorfstraße hinunter, während der Alte mühsam aufstand, um den kostbaren Beutel in der Stube sicher zu verwahren. Grünschnäbel! Dem einen war nicht mal die Stimme gebrochen, er sprach hell wie ein Mädchen. Aber natürlich wussten sie immer alles besser. Nun, sie würden sehen. Er hatte jedenfalls mehr Geld für den alten Kahn bekommen, als er jemals gehofft hatte.
    »Sicher ist es das einzige Vergnügen, das ihm noch geblieben ist - unerfahrenen Städtern mit Schauergeschichten über den See Angst einzujagen«, meinte Ninian spöttisch, »schau, er ist spiegelglatt.«
    Sie wies auf die unbewegte Fläche des Sees, die in der Morgensonne glitzerte.
    »Ja, wir werden ganz schön ins Schwitzen kommen«, erwiderte Jermyn mürrisch. Er war nicht erfreut über die Aussicht auf eine weitere Bootspartie. Zudem hatte Ninian darauf bestanden, dem alten Mann einen ordentlichen Preis für sein Boot zu zahlen. Das Häuschen, vor dem er

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