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AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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Ausmaßen, dass die gesamte, zahlreiche Familie der d’Este darin Platz haben musste. Unzählige, vielfarbige Edelsteine in Scheiben und Kristallen von eindrucksvoller Größe waren so angeordnet, dass sie die Wellen des Sees unter dem Licht von Sonne und Mond nachahmten. Dazwischen eingebettet lagen Muscheln und Schneckenhäuser, ihr sanfter Perlmuttschimmer milderte den kalten Glanz der Steine.
    Ninian konnte sich kaum losreißen von dem lieblichen Gebilde, aber Jermyn teilte ihre Begeisterung nicht.
    »Das sieht genauso aus wie der Scheiß an d’Ozairis Turm«, mäkelte er, »die kriegst du nur mit der Brechstange raus. Besonders wertvoll sind sie auch nicht, wenn ich mich nicht irre ... keine echten Edelsteine!«
    »Beleidige sie nicht«, fuhr Ninian ihn an, »sie sind wunderschön.«
    »Ja, schön, aber dafür kannst du nichts kaufen.«
    Und so war es mit allen Dingen, die sie in den stillen Räumen sahen - schön und kostbar anzusehen, aber nichts davon konnte man in die Tasche stecken und mitnehmen. Selbst die silbernen Leuchter zu beiden Seiten des riesigen Bettes passten nicht in den Beutel, den sie vorsichtshalber mitgebracht hatten.
    Unverrichteter Dinge waren sie auf die Terrasse zurückgekehrt und hatten die sagenhafte Villa der d’Este so verlassen, wie sie gekommen waren: mit leeren Händen. Ninian machte sich nichts daraus, ihr ging es nicht um Beute, sie freute sich an der Schönheit, die sie sah. Jermyn hätte jedoch nur ein guter Fang mit dem Unternehmen versöhnt.
    »In den anderen Häusern wird es das Gleiche sein: Jedes Mal eine Bootsfahrt und diese lästige Schwimmerei, nur um festzustellen, dass es nichts zu holen gibt«, grantelte er, als sie sich am Seil in den See hinabließen. Mit hastigen, ungelenken Stößen schwamm er um den Vorbau auf das Ufer zu.
    »Nicht so nah an die Mauer«, rief Ninian, »es könnte Strudel geben.«
    Jermyn murmelte etwas Unflätiges über Wasser im Allgemeinen und Strudel im Besonderen und tastete, den hellen Sand vor Augen, nach Grund. Im nächsten Augenblick drang ihm kaltes, schwarzes Wasser in Mund und Nase, er spürte den Sog einer bodenlosen Tiefe. Panik ergriff ihn. Wild mit Armen und Beinen um sich schlagend durchstieß er die Oberfläche. Geblendet vom Sonnenschein auf den Wellen, schnappte er nach Luft und fühlte Ninians festen Griff am Arm. Wütend riss er sich los und paddelte weiter, bis sein Bauch über den Sand schrappte.
    »Es reicht, es reicht«, rief Ninian, »hier geht’ s dir nur bis zu den Knöcheln.« Sie begann zu lachen und er sah, dass sie hinter ihm her durch das seichte Wasser watete.
    »Warte, du Hexe ...«
    Er rappelte sich auf und jagte sie über den Strand und zwischen die Felsen, bis sie außer Atem im Schatten eines großen Brocken landeten. Das folgende Zwischenspiel versöhnte ihn und weil sich auf dem See und im Haus keine Menschenseele regte, blieben sie im warmen Sand liegen, verzehrten den größten Teil ihres Mundvorrats und schliefen schließlich ein. Als sie erwachten, sprang Ninian auf.
    »Jetzt zeig ich dir, wie man rudert.«
    »Sei nicht so ekelhaft geschäftig. Warum soll ich das lernen? Ich hab nicht vor, lang an diesem elenden See zu bleiben. Und in Dea kriegen mich keine zehn Pferde auf den Fluss.«
    »Bisher hab ich alles mitgemacht, was du wolltest, mein Lieber«, sie stemmte entrüstet die Arme in die Seiten. »Jetzt sage ich, wo es langgeht! Los, los ...«
    Widerwillig folgte er ihr und während sie ihre Siebensachen einsammelten und im Boot verstauten, wurde ihm klar, dass dies der Grund für sein Unbehagen war - hier draußen fühlte er sich unterlegen und es gab nichts, was er mehr verabscheute.
    Ninian steuerte das Boot nach Westen, in Sichtweite des Ufers, bis die steilen grauen Felsen allmählich abfielen und ihre Schroffheit unter dichtem Baumbewuchs verbargen.
    »Schau, das ist der Sommersitz von Ely ap Bede.«
    Sie zog die Riemen ein und deutete auf eine kleine, säulengeschmückte Villa, deren Fassade rosig in der Nachmittagssonne glühte.
    »Fein«, meinte Jermyn scheinheilig, »lass uns gleich einsteigen!«
    »Schwachkopf, komm, setz dich neben mich und nimm den Riemen.«
    Sie hatte es mit Eifer unternommen, ihn zu unterrichten. Schwer war es nicht gewesen, aber wie das Schwimmen war es etwas, das ihm entbehrlich schien. Eine Weile waren sie hin- und hergerudert und der Himmel hatte sich darüber bezogen. Zuerst waren sie froh, denn die Sonne hatte heiß gebrannt, aber der Wind frischte auf,

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