AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)
nicht so grausam sein, uns morgen Regen und Sturm zu schicken. Sogar der Boden hat kaum gerumpelt in der letzten Zeit. Nein, nein, Nobilior, macht Euch nur deswegen keine Sorgen. Aber nun geht, ruht Euch ein wenig aus, Ihr habt mehr als das Menschenmögliche getan und wenn morgen alles läuft wie wir es geplant haben, so will ich Euch in Euren alten Stand zurücksetzen und es soll wieder eine Familie de Nobilior geben wie ehemals.«
Er winkte den glückseligen, vielmals dienernden Meister der Spiele hinaus und wandte sich wieder dem Fenster zu.
Wahrhaftig, es war ein prächtiger Sonnenuntergang und es versprach wieder ein schöner Tag zu werden. Ein Tag des Triumphes für ihn und seine Klugheit. Keine Rede war mehr im Rat von der Bedrohung gewesen, die über Dea hing, von der Teuerung und Knappheit der Nahrung. Wie er es vorausgesehen hatte, drehten sich die Gedanken der vergnügungssüchtigen Bewohner der Großen Stadt um nichts anderes als den Zirkus, die Gefahr von Tumulten und Aufständen war vorerst abgewendet. Im Frühjahr musste man weitersehen, vielleicht war es tatsächlich nötig, eine Flotte aufzustellen, um die Bedrohung durch die Battaver endgültig zu bannen - die Kaufleute würden das nötige Geld schon herausrücken. Auch musste man Fühler zu den anderen Reichen ausstrecken, die von den dreisten Seeräubern gepeinigt wurden.
Duquesne hatte ihm berichtet, dass das wölfische Pack mittlerweile die Innere See verlassen und sich durch die Tore des Abends auf die Äußere See hinausgewagt hatte, um nun auch die Küsten des nördlichen Inselreiches heimzusuchen. Die hünenhaften, flachshaarigen Bewohner des kalten Nordens waren hervorragende Seeleute, sie würden die Angriffe nicht tatenlos hinnehmen.
Andererseits - der Patriarch fuhr sich nachdenklich über das Kinn - wenn die Battaver nordwärts blickten, bedeutete das für Dea vielleicht eine gewisse Erleichterung. Man sollte über Duquesnes Späher in Battava ein paar Gerüchte über den sagenhaften Reichtum der nördlichen Inseln verbreiten lassen. Das räuberische Gesindel würde eine große Flotte ausstatten und nach Norden segeln. Warnte man dann den Herrscher der Inseln, so dass er sie mit seiner eigenen Flotte erwartete, schaffte man sich die Seeräuber vom Halse, ohne eine einzige Münze auszugeben, und auch die Nördlichen waren zu beschäftigt, um auf dumme Gedanken zu kommen.
Der Patriarch schmunzelte - das wäre eine Lösung nach seinem Geschmack. Es geschähe nicht zum ersten Mal, dass er zwei mächtige Gegner aufeinanderhetzte und zusah, wie sie sich außer Gefecht setzten.
Nein, er gehörte noch lange nicht zum alten Eisen, sein Verstand arbeitete flink und verlässlich wie eh und je, und selbst sein Leib, der ihn im Stich zu lassen drohte, schien sich unter der belebenden Stimulans dieser Bauerei zu erholen. Die Pein in seinem gichtigen Fuß war abgeebbt und sogar seine Manneskraft hatte sich wieder eingestellt. Der alte Mann kicherte - arme Isabeau, was hatte sie für ein Gesicht gemacht, als sie erkannte, weshalb er sie gerufen hatte. Aber dann hatte sie brav ihre Pflicht erfüllt, er konnte sich nicht beklagen ...
Unwillkürlich reckte er sich und warf sich in die Brust, wie er es früher getan hatte. Es ging aufwärts mit ihm, gleich nach den Festlichkeiten würde er sich der Vertilgung dieses lästigen Piratengesindels zuwenden und sich mit seinen engsten Vertrauten beraten. Das hieß, mit Sasskatchevan und Fortunagra, die wie er ein bewegliches Gewissen hatten, und natürlich vor allem Duquesne.
Was hatte er doch auch darin für Geschick bewiesen, dass er diesen Bastardsohn in seiner Nähe behalten hatte. Es war nur recht und billig, wenn er zugab, dass er das gewaltige Werk des Zirkus nicht ohne ihn hätte vollbringen können. Duquesne war zu seinem Arm geworden.
Als habe er ihn durch seine Gedanken herbeigerufen, öffnete sich die Tür und Malateste sagte mit jener schwankenden Stimme, die er immer hatte, wenn er Duquesne ankündigte:
»Der Hauptmann der Stadtwache, Herr.«
Groß und dunkel kam er herein mit festen, gebieterischen Schritten und wohlgefällig ruhten die Augen des alten Mannes auf den scharfgeschnittenen, schönen Zügen, dem sorgfältig gestutzten, schmalen Kinnbart und den hellen, harten Augen. Ehrerbietig, wie es sich gehörte, blieb Duquesne in der Mitte des Raumes stehen, aber der Patriarch winkte ihn eifrig zu sich.
»Komm nur näher, Duquesne, komm her. Nun, was sagst du, verspricht es nicht ein
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