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AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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kupferfarbenen Licht des Fensterbogens ab. Sie standen beisammen, die Köpfe zu einander geneigt, zwei Menschen, die sich nahe sind - wie Vater und Sohn.
    Es währte nur einen Lidschlag, dann traten sie wie ertappt auseinander. Der Patriarch wandte sich von Duquesne ab und kam mit ausgestreckten Händen auf Donovan zu. Mit gezwungener Fröhlichkeit rief er:
    »Ah, mein Lieber, das ist recht, dass du kommst. Diese Rede bedarf noch der Kürzung. Duquesne, ich danke dir für deinen Bericht. Wir haben zu arbeiten. Du aber folge meinem Rat und schone dich. Morgen wird ein Tag, von dem man noch in hundert Jahren sprechen wird. Gehab dich wohl!«
    Duquesne verneigte sich, wie immer mit höflicher Distanz, aber als er dem alten Mann den Rücken zugewandt hatte, maß er den Halbbruder mit höhnischem Triumph. Donovan fröstelte, aber er senkte den Blick nicht. Trotzig starrte er zurück, bereit, die Herausforderung anzunehmen.

3. Kapitel
    28. Tag des Windmondes 1465 p.DC
    Der Wetterkundige behielt recht: Kurz vor Sonnenaufgang versetzte ein kurzer Regenschauer die Frühaufsteher in Angst und Schrecken, aber es war nur der morgendliche Dunst gewesen, der herabfiel. Als sich mit dem Schlag der zehnten Stunde die Tore des Zirkus öffneten, um die Zuschauer einzulassen, stand der Himmel wolkenlos über dem gewaltigen Rund, und die Hitze ließ vergessen, dass das letzte Viertel des Jahres begonnen hatte.
    Seit dem frühen Morgen strömten die Menschen herbei. Viele harrten zwei und drei Stunden vor den Toren aus, vor allem die armen Leute, denn auf der hölzernen Galerie gab es keine nummerierten Plätze.
    Mit aufgestellten Hellebarden standen die Stadtwachen in dichter Kette rund um den Bau. Jeder Versuch, ihren Kreis zu durchdringen, ahndeten sie unverzüglich mit einem derben Stoß mit dem Schaft der Hellebarde. Versuchte der Übeltäter es ein zweites Mal, riefen sie zwei der Kameraden herbei, die hinter der Linie patrouillierten. Zusammen zerrten sie den Ungeduldigen aus der Menge und bugsierten ihn zu dem Gang, der vor dem Haupteingang von weiteren Wächtern freigehalten wurde. Dort nahmen sie ihm seine Tontafel ab, zerbrachen sie vor seinen entsetzten Augen und beförderten ihn mit einem Fußtritt in die Gasse hinaus. Nachdem dies einige Male geschehen war, ergab sich die Menge lammfromm in die Warterei.
    Duquesne umrundete mit Thybalt zu Pferde den Zirkusbau; zu seiner Erleichterung war die vieltausendköpfige Menge zwar aufgeregt, aber friedlich gestimmt. Man unterhielt sich über die zu erwartenden Attraktionen, schloss Wetten ab, welche Gladiatorenschule am Ende die begehrte Auszeichnung aus den Händen der Fürstin erhalten würde, rätselte einmal mehr darüber, wer wohl in der Loge des Bullen sitzen würde, und beglückwünschte sich gegenseitig, dass man zu den Glücklichen gehörte, die an diesem denkwürdigen Tag dabei sein durften.
    Nach und nach trafen auch die Zuschauer ein, die auf den unteren Rängen Platz nehmen würden, biedere Handwerkermeister und kleine Kaufleute, Notare und Schreiber und dazwischen auffällig gekleidete Gestalten mit herausgeputzten Mädchen an ihrer Seite, von den anständigen Leuten scheel betrachtet.
    Erst kurz bevor die Tore geöffnet wurden, rollten die ersten Kutschen durch die Gassen vor den Haupttoren im Westen und Norden, denen die vornehmen Herrschaften entstiegen. Nur jenen, deren Tafeln goldgelb umrandet waren, wurde das Privileg zugestanden, im Wagen vorzufahren. Das einfache Volk sah ihnen neugierig und ohne Neid entgegen, vereinzelt wurden bewundernde Rufe und Beifall laut, wenn eine besonders elegante Dame der Kutsche entstieg und sorgfältig ihre glänzenden Röcke ausschüttelte.
    Als der letzte Schlag der zehnten Stunde verhallt war, taten sich die vier Haupt- und sechzehn Nebentore auf. Die Wächter öffneten die Kette und bildeten eine Gasse vor jedem Eingang. Zwei weitere standen mit angelegten Hellebarden neben ihnen, um die Leute zurückzustoßen, sollte der Andrang zu stark werden.
    Aber die aufgeregten Menschen schoben sich friedlich an den Wächtern vorbei, hielten ihre Tontafeln vor und ließen sich willig zu den richtigen Aufgängen weisen.
    Einige Male gab es Stockungen, wenn den Wächtern die Hautfarbe eines Zuschauers zu dunkel erschien und sie sich auch durch verzweifeltes Bitten und Gestikulieren oder lautes Fluchen nicht erweichen ließen, den Mann einzulassen. Ein Zurückgewiesener wurde handgreiflich, ein Mann mit harten Fäusten und nussbraunem

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