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AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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strenge Zeremonie, die nichts von der Zügellosigkeit der Wilden Nächte an sich hatte, und über der Stele, die den Gott beherbergte, wenn er sich unter seine Jünger mischte, hing der schwarze, blutgetränkte Speer des Krieges.
    Garköche und Bauchladenkrämer verpackten ihre Waren, um gleich nach Sonnenaufgang zum Zirkus zu ziehen, denn der Strom der Zuschauer würde nur wenig später einsetzen.
    Die Männer der Palastwachen putzten ihre Uniformen heraus, befestigten gewaltige Federbüsche und funkelnde Agraffen an ihren Hüten und polierten Brustpanzer und Waffen. Sie würden als Ehrengarde in den Logen des Patriarchen, des Hohepriesters und aller Vornehmen stehen. Der Patriarch hatte ihnen neue Uniformen zugestanden, obwohl sein Kämmerer schmerzvoll die Augen aufgeschlagen hatte, als er von dieser Großzügigkeit hörte. Battiste hielt ihnen eine lange Rede über die Ehre, die ihnen zuteil wurde und derer sie sich würdig erweisen sollten, damit sie noch ihren Kindern und Kindeskindern davon erzählen konnten.
    Zur gleichen Zeit sprach Duquesne im Stadthaus zu seinen Männern. Die Stadtwächter würden den Dienst in allen Gängen, außer dem innersten, der zu den Logen führte, und vor dem Zirkus versehen und er machte ihnen klar, dass er ihnen eigenhändig das Fell abziehen würde, wenn sie nicht auf ihrem Posten stehen und alles tun würden, was ihnen eingeschärft worden war. Und so wie er sie dabei ansah, glaubten sie ihm aufs Wort.
    In allen Häusern aber lag, ob hoch oder niedrig, der Feststaat bereit, mit dem man sich zu Ehren des Zirkus schmücken wollte, selbst die, die den Zirkus nicht betreten durften. Sie würden an den großen Straßen, die von drei Seiten zu dem gewaltigen Bau führten, stehen und sich zumindest an dem prachtvollen Auftritt der Vornehmen und dem Zug der Gladiatoren von den Schulen zum Zirkus ergötzen.
    Als wüssten sie, was das Volk vor und im Zirkus von ihnen erwartete, begaben sich die vornehmen Damen früh zur Ruhe, um sich am nächsten Morgen bei Tagesanbruch in die kundigen Hände ihrer Zofen und Mägde begeben zu können, die sie bis zum Mittag in ein Werk von ebensolcher Pracht und Kunstfertigkeit zu verwandeln hatten, wie es der Zirkus selbst war. Und eine jede von ihnen hoffte, vor den prüfenden Augen der anderen zu bestehen und den Beifall der neugierigen, spottbereiten Menge zu erringen.
     
    Die Fürstin Isabeau brauchte die Musterung der vielen tausend Blicke nicht zu fürchten. Ihre Jungfer hatte das Gemach bereits verlassen, obwohl die Sonne noch nicht hinter den Horizont gesunken war. Ihre letzen Strahlen ließen das prachtvolle, von Goldfäden steife Gewand, das auf seiner Figurine mitten im Zimmer stand, wie eine brennende Glocke aufflammen. Isabeau, die in ihr Nachtkleid gehüllt auf dem Bett kauerte, blinzelte, so grell funkelte der goldene Zierrat, mit dem Meister Laurentes es überreich geschmückt hatte.
    Es hatte den Patriarchen den Jahresertrag eines Weingutes in den Falarner Bergen gekostet - einen Preis, den er ohne mit der Wimper zu zucken bezahlt hatte. Sie würde darin alle anderen überstrahlen und sich der göttlichen Stadtgründerin als ebenbürtig erweisen. Nobilior hatte ihr verraten, dass Demaris in einem Tuch aus Gold auftreten würde, und sie hatte sich beeilt, darauf anzuspielen, um ihren Anspruch auf die Nachfolge der Himmlischen zu festigen.
    Auch ihre Plätze hatte sie klug verteilt, die heiß begehrten, in der Loge des Patriarchen, sogar nur nach der sorgfältigen Berechnung, welche Familie sie sich besonders gewogen machen wollte, und nicht nach Neigung. Von ihren engeren Freundinnen würde nur Thalia nach der Eröffnungszeremonie zu ihr kommen, um ihr während der stundenlangen Kampfspiele ein wenig Unterhaltung zu bieten.
    So hätte sie beruhigt die Augen schließen können, um an dem wichtigen Tag jung und blühend auszusehen, wie man es von ihr erwartete. Stattdessen hockte sie mit hochgezogenen Schultern auf den seidenen Decken, zupfte lose Fäden aus der zarten Stickerei und nagte an ihren rosigen Fingernägeln. Als sie es merkte, zog sie die Hand heftig zurück und schob sie unter ihren Schenkel, um der Versuchung zu widerstehen.
    Es war immer ein Laster gewesen, das sie sich um der Schönheit ihrer Hände willen, mühsam abgewöhnt hatte, aber seit jener schrecklichen Nacht war sie in die alte Gewohnheit zurückgefallen. Der furchtbare Tod der Kusine hatte sie mehr erschüttert, als sie für möglich gehalten hatte. Oft

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