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AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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emportragen ...
    Angestrengt hielt sie Ausschau nach wild rudernden Armen im schlammigen Wasser, aber alles, was sie sah, waren ein paar Blasen, die aus der Tiefe hochstiegen und auf der trüben Oberfläche zerplatzten.
    Wie ein kalter Klumpen ballte sich die Angst in ihrem Magen zusammen. Ein Schatten glitt an ihr vorbei, die Strömung hatte das Boot wieder ergriffen und zog es langsam, aber unwiderstehlich mit sich fort. Wenn sie es nicht festhielt, war es für sie verloren.
    Sie warf ihm einen hoffnungslosen Blick nach, holte tief Luft und tauchte.
    Obwohl sie die Augen weit aufriss, sah sie nichts, die heftigen Bewegungen hatten den Schlamm aufgewühlt. Sie musste sich auf ihre tastenden Hände verlassen und zu ihrer unendlichen Erleichterung dauerte es nicht lange, bis sie einen Arm zu fassen bekam. Er war schlaff und leblos. Jermyn musste in seiner Überraschung Wasser eingeatmet haben, er war ohne Bewusstsein.
    Mit aller Kraft zerrte sie an seinem Arm, aber er bewegte sich nicht, etwas hielt ihn fest. Das Blut hämmerte in ihren Schläfen, die Luft ging ihr aus. Er würde ertrinken, wenn es ihr nicht gelang, ihn zu befreien.
    Sie bekämpfte die aufsteigende Panik, zuerst brauchte sie selbst Luft. Sie schoss an die Oberfläche, füllte ihre Lungen mit der feuchten, modrigen Waldluft und tauchte kopfüber wieder hinab, an Jermyns leblosem Körper vorbei bis auf den Grund dieses Höllenlochs. An seinen Beinen entlang tastete sie bis zu den Knöcheln und fühlte glatte Rinde unter ihren Fingern. Sein Fuß war zwischen zwei Wurzelausläufern der Weide gefangen.
    Blinde Wut schoss in ihr hoch, sie hielt sich nicht mit dem Versuch auf, ihn aus der Umklammerung loszureißen. Wie ein Beilschlag drang ihr Befehl in das nasse Holz.
    IM NAMEN DER MUTTER, GEBT IHN FREI!
    Die Wurzeln schnellten auseinander wie ein gekapptes Tau, sie griff unter seine Arme, stieß sich mit aller Kraft vom Boden ab und kämpfte sich nach oben, die Augen fest auf den blassen Lichtfleck über sich gerichtet.
    Als sie durch den übelriechenden Belag stieß, erlaubte sie sich zwei tiefe, schluchzende Atemzüge, dann zerrte sie Jermyns reglosen Körper die glitschige, abschüssige Uferböschung hinauf. Sie merkte kaum, wie ihre Muskeln vor Anstrengung zitterten, nur schnell musste es gehen.
    Sie ließ ihn in das vorjährige Laub gleiten und beugte sich angstvoll über ihn. Er hatte die Augen geschlossen, sein Gesicht war kalkweiß unter dem grünlichen Schleim. Sie legte ihr Ohr an die blutleeren Lippen und spürte einen leisen Hauch.
    »Den Göttern sei Dank.«
    Am liebsten hätte sie geweint, aber sie zwang sich an das zu denken, was ihr der Vater am Ufer des warmen Bergsees gesagt hatte. Zitternd begann sie, seine schlaffen Arme wie Pumpenschwengel auf und ab zu bewegen.
    »Komm, wach auf! Bitte, wach auf, Liebster ...«
    Der Augenblick dehnte sich unerträglich, sie ließ seine Arme los und drückte verzweifelt mit beiden Händen auf sein Brustbein.
    »Jermyn!«
    Die Angst drohte wie eine kalte Welle über ihr zusammenzuschlagen, sie schrie seinen Namen und plötzlich lief ein Krampf durch seinen Körper. Er krümmte sich, hustete und erbrach einen Schwall braunen Wassers. Das Würgen hielt ihn eine ganze Weile gepackt, er keuchte und spuckte, bis er schließlich erschöpft liegenblieb.
    Ninian liefen Tränen über die Wangen, sie riss sich den Kittel über den Kopf und wischte ihm Wasser und Schmutz aus dem Gesicht. Er war immer noch blass, aber seine Lippen bekamen wieder Farbe.
    Eine Weile lag er reglos mit geschlossenen Augen, während seine Brust sich in tiefen Atemzügen hob und senkte. Es war so dunkel, dass sie seine Gesichtszüge kaum noch erkennen konnte. Endlich gab er ein paar krächzende Laute von sich und beklommen beugte sie sich über ihn.
    »Nie wieder, hörst du«, verstand sie, »nie wieder kriegst du mich von Dea weg, nich mit zehn Pferden!«
    Er schlug die Augen auf und sah sie anklagend an.
    »Und du hast behauptet, in meiner Stadt wäre es gefährlich - dass ich nich lache! So nah war ich dem Tod noch nie!« Er hustete.
    »Red nicht soviel«, antwortete Ninian glücklich, »es ist doch alles gut gegangen.«
    »Gut gegangen, nennst du das? Ich bin fast ersoffen, wir sitzen mitten in der Wildnis fest - wo ist das Boot?«
    Sie zuckte die Schultern.
    »Weg. Ich musste es forttreiben lassen, um dich aus diesem Loch zu ziehen.«
    »Was?« Er richtete sich auf. »Soll ich jetzt daran schuld sein? Und unsere Fressalien? Unsere

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