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AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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Er brummte nur ungnädig und eine ganze Weile lagen sie schweigend beieinander. Allmählich aber ließ das unbeherrschte Zittern nach, er entspannte sich und Ninian spürte das warme Leben in seine erstarrten Glieder zurückkehren. Er begann, unruhig hin und her zu rutschen.
    »Verdammt unbequem ist das hier.«
    Seine Zähne schlugen nicht mehr aneinander und das nutzte er weidlich aus, um sich zu beklagen.
    »Da krabbelt was. Sicher wimmelt’s hier von ekelhaftem Ungeziefer, giftige Spinnen und Ratten und so ...«
    »Tu nicht so zimperlich, daran musst du doch gewöhnt sein. Du hast mir selbst von den Wanzen erzählt.«
    »Das heißt nicht, dass ich es nicht verabscheue! Und da ist ’ne Wurzel unter meinem Kopf ...«
    »Was erwartest du? Weiche Kissen?«
    Er schnaubte unwillig. »Pah, und wie kommen wir wieder zurück? Das Boot ist weg, wir sind meilenweit von diesem verdammten Dorf entfernt.«
    »Wir laufen. Wir folgen dem Fluss, dann können wir uns nicht verirren. So weit ist es nicht.«
    »Das sagst du so. Wir haben nicht mal Stiefel ...«
    »Das macht doch nichts, der Waldboden ist weich und wenn wir am See sind, sehen wir ja vielleicht einen Fischer, der uns mitnimmt.«
    »Hast du die Brocken gesehen, an denen wir vorbeigerauscht sind? Die werden uns ganz schön aufhalten.«
    »Die machen dir Sorgen? Da klettern wir einfach drüber.«
    Eine Weile war es still.
    »Es macht dir nichts aus, dass es uns hierher verschlagen hat«, kam es vorwurfsvoll aus der Dunkelheit. »Du genießt es sogar!«
    Ninian schwieg. Sie konnte nicht einmal mehr einen Schimmer von Jermyns Gesicht sehen. Aber sie spürte ihn warm und lebendig neben sich, seine Brust hob und senkte sich und plötzlich wusste sie, dass er recht hatte. Sie genoss es, mit ihm in der Wildnis zu liegen, wo nichts an das nimmermüde Treiben der Großen Stadt erinnerte. Wo sie keine Geächteten waren, kein gefürchtetes Gaunerpaar, nur zwei verirrte junge Leute. Selbst die gefahrvolle Flussfahrt hatte sie genossen. In Angst war sie nur um Jermyn gewesen, der den Fluss hasste und nicht richtig schwimmen konnte. Aber am Ende waren sie beide unbeschadet aus dem Abenteuer hervorgegangen und in Sicherheit, mitten in diesem stillen, gewaltigen Wald, ganz wie sie es sich gewünscht hatte.
    »Ich fürchte, das stimmt«, flüsterte sie in seine Halsgrube und schmiegte sich noch enger an ihn, ohne auf die kleinen Zweige und stacheligen Dinge zu achten, die sich in ihre Haut drückten. Aber er war noch nicht fertig. »Gib zu, dass du schuld bist an diesem ganzen Schlamassel!«
    Sie kicherte leise. »Da hast du wohl recht«, erwiderte sie nachgiebig und entwaffnet durch ihre ungewohnte Friedfertigkeit gab er seinen Widerstand auf. Es raschelte, als er seine Arme aus ihrer Umarmung befreite, sie an sich zog und das Gesicht in ihrem Haar vergrub.
    So lagen sie in der samtigen Dunkelheit, eingesponnen in einen Kokon aus dem herben, erdigen Geruch des alten Laubes und der Wärme ihrer verschlungenen Leiber. Eine große Mattigkeit kroch in Ninians Glieder, machte sie schwer und müde. Die Geschehnisse des Tages verschwammen zu einem phantastischen Bilderreigen, aber bevor sie ganz in den Schlaf hinüberglitt, hörte sie noch einmal Jermyns Stimme dicht an ihrem Ohr.
    »Bin ich wirklich in diesen Fluss gesprungen?«
    Sie lächelte. Es klang verwundert, als könne er es nicht recht glauben.
    »Ja«, hauchte sie, »ich hab doch gesagt, es ist ganz einfach.«
    Dann schliefen sie in der großen Stille des nächtlichen Waldes, ungestört von den kleinen Kreaturen, die rings um sie lebendig wurden, und eingelullt vom sanften Wispern der mächtigen Kronen und dem unaufhörlichen Rauschen des nahen Flusses.

    29.Tag des Weidemondes 1465 p.CD.
    Jermyn erwachte zitternd vor Kälte im ersten, grauen Licht der Dämmerung. Im Schlaf waren sie auseinandergefallen, Ninian lag zusammengerollt in ihrem Laubnest und hatte ihm den Rücken zugekehrt. Er richtete sich auf einen Ellenbogen auf und sah sich um.
    Die Bäume standen nicht dicht, es gab wenig Unterholz und durch die Stämme hindurch konnte er auf den Fluss hinaussehen. Weißer Dunst verbarg das Wasser und die Ufer. Bis auf die Stimme des unsichtbaren Stroms waren alle Geräusche verstummt, der Wald breitete sich grau und schweigend um ihn herum aus. Laub und Erdreich waren feucht vom Tau, von den Blättern über ihm tropfte es trübsinnig auf seine nackten Schultern.
    Jermyn schauderte. Er war steif und zerschlagen an allen Gliedern und

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