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AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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verschwunden.
    Seit dieser Zeit herrschte er als Patriarch und es schien, als hätten die Götter seine Taten gebilligt, denn nur kurz nachdem er den Stuhl des Patriarchen bestiegen hatte, war bei ihm jene Erscheinung aufgetreten, durch die sein Großvater vom bloßen Kriegsherrn zum Herrscher Deas aufgestiegen war und sich stolz zum Nachfolger der alten Kaiser erklärt hatte - die Stimme der Herrschaft.
    In Augenblicken großer Dringlichkeit, wenn man von seinem Handeln überzeugt war, schwoll die Stimme zu großer Lautstärke und Macht an und zwang alle, ihr zu folgen. Nur Menschen mit außerordentlich starkem Willen vermochten ihr zu widerstehen. Sie konnte eine große Volksmenge aufrütteln und so in Raserei versetzen, dass sie sich ohne zu zögern ins Feuer oder auf schwerbewaffnete, zahlenmäßig überlegene Feinde warf. Kraft und Willensstärke waren nötig, um sie wirksam einzusetzen, und an beidem hatte es ihm nie gemangelt. Erst in den letzten Jahren hatte er die bannenden Töne nicht mehr hervorbringen können, aber das machte nichts, an seinem Thron rüttelte niemand mehr.
    Und Donovan? Einmal hatte er die Große Stimme hervorgebracht, den Göttern sei Dank, wenn auch aus fragwürdigem Anlass. Offenbar gelang es, wenn ihm die Sache wichtig genug war, und noch immer hoffte Cosmo Politanus, dass dies nicht immer Gesang und Dichtkunst bleiben würde.
    Der Patriarch zog seinen seidengefütterten Tuchmantel enger um sich. Er hätte sich von dem frühsommerlichen Sonnenschein nicht verleiten lassen sollen, den Pelzmantel zurückzuweisen, den ihm sein Kammerdiener am Morgen hatte umlegen wollen. Auch so eine Widrigkeit des Alters: ständig fröstelte er, der früher im Winter im Wams und offenem Hemd auf die Jagd gegangen war, um die ländlichen Schönen zu beeindrucken. Und war es ihm nicht immer gelungen? In Donovans Alter war er vielfacher Vater gewesen, ehrbare Männer pflegten ihre Töchter einzuschließen, wenn Cosmo Politanus sich blicken ließ. Von Donovan gab es keinen einzigen Balg, wenn er recht unterrichtet war, und es hatte ihn erleichtert zu hören, dass sein Sohn in den Wilden Nächten wenigstens jede Nacht ein Mädchen in seinem Bett gehabt hatte. Er hatte schon gefürchtet, Donovan wolle enthaltsam leben, nachdem es mit seiner ersten Liebe nichts geworden war - es hätte dem Schwärmer ähnlich gesehen, aber es wäre eine Katastrophe gewesen.
    Cosmo hatte nicht den Fehler seines Vaters gemacht. Zu gegebener Zeit, auf dem Höhepunkt seiner Macht, verbündet mit dem märchenhaft reichen Armenos Sasskatchevan, war er unter den alten Familien auf Brautschau gegangen. In Romola de Vesta hatte er eine Frau gefunden, deren Familie angeblich auf die Göttlichen Sieben zurückging. In aller Form hatte er um sie geworben und der alte de Vesta hatte nicht gewagt, ihn abzuweisen.
    Sie waren im Tempel Aller Götter vermählt worden. Er hatte sie zur Patriarchin erklärt, ihr den Mondenschleier der Herrscherinnen geschenkt, den sein Großvater dem damaligen Hohepriester abgepresst hatte und ihren Sohn, sollte sie denn einen hervorbringen, zum Nachfolger erklärt. Und nach Jahren bangen Wartens war es soweit gewesen, sie hatte ein einziges Kind geboren, einen Sohn, zur unaussprechlichen Freude des Patriarchen. Er hatte einen Erben, die Herrschaft würde seiner Familie erhalten bleiben, aber ...
    Ein schneidender Schmerz fuhr durch seine Gedärme - die elenden Winde quälten ihn, weil er sich am Morgen darum gedrückt hatte, das übelschmeckende Gebräu zu trinken, das seine Verdauung fördern sollte. Erst als der Krampf vorüber war, konnte er seine Gedanken weiterspinnen.
    Aber die Götter liebten grausame Scherze. Von Anfang an hatte ihm dieser sehnlichst erwartete Sohn nichts als Sorgen bereitet. Ein zartes, schüchternes Kind, war er nach dem frühen Tod der Mutter in dem großen, düsteren Patriarchenpalast wie verloren gewesen.
    Sport und Kampf interessierten ihn wenig, Waffen machten ihm Angst. Reiten lernte er zwar, aber niemals maß er seine Kraft mit einem halbwilden, nicht zugerittenen Hengst, wie sein Vater es schon als Zwölfjähriger getan hatte, und statt in den Wäldern und Feldern, die rings um die Große Stadt lagen, auf die Jagd zu gehen, hockte er im Garten des Sommerpalastes, schlug die Laute und dichtete. Begleitete er den Patriarchen zu den Versammlungen der Edlen und ihren Lustbarkeiten, schien er mit Stummheit geschlagen und errötete wie ein Mädchen, wenn man ihn ansprach. Es war zum

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