AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)
wacher Sinn ihm damals schon gefallen hatte.
Sogar während der Hochzeitsvorbereitungen mit Romola de Vesta war er bei ihr gewesen und hatte sie eine ganze Nacht lang in den Armen gehalten, als sie sich die Augen ausweinen wollte, weil er eine andere Frau zu seiner Fürstin machte. Doch schließlich war er ihrer anklagenden Blicke und Vorwürfe überdrüssig geworden. Sie hatte den Schmelz der Jugend verloren, die samtige Stimme keifte nur noch, besonders seit Donovans Geburt.
Aber vielleicht war es doch ein wenig grausam gewesen, mit dem kleinen Thronerben, seiner neuesten Geliebten, einem reizenden, blonden, sechzehnjährigen Ding und einem Gefolge lustiger, junger Höflinge auf ihrem Gut zu erscheinen und sich von ihr bewirten zu lassen. Kurz darauf war sie an der gleichen, merkwürdigen Krankheit gestorben wie ihr Scheingatte und in ganz Dea hatte man von Gift gemunkelt.
Es war eines der seltenen Male gewesen, dass Cosmo Politanus das Gewissen schlug, als der zehnjährige Junge verloren, mit versteinertem Gesicht, vor ihm stand und ihn mit seinen eigenen Augen ansah.
Es hatte kein Vorwurf darin gelegen, der Junge wusste nichts von der Grausamkeit seines Vaters, aber der Patriarch hatte besser für ihn gesorgt als für jeden anderen seiner illegitimen Sprösslinge. Er hatte ihn gut erziehen und in allen Waffenkünsten ausbilden lassen. Vor allem aber hatte er ihn in seiner Nähe behalten.
Es war nicht seine Schuld gewesen, dass die Höflinge und seine gleichaltrigen, meist adeligen Kameraden den Jungen seiner Herkunft und Hautfarbe wegen verachteten, nicht wahr? Angesichts des offenkundigen Wohlwollens, das der Patriarch dem Jungen entgegenbrachte, hatten sie nicht gewagt, diese Verachtung offen zu zeigen. Trotzdem hatte sich das Wesen des jungen Mannes immer mehr verdüstert, sein Blick hatte sich verschlossen.
Kurz nach seinem achtzehnten Geburtstag war ein seltsamer, verschleierter kleiner Mann aufgetaucht, der sich als Ratgeber von Duquesnes Großvater vorgestellt hatte. Nachdem sein einziger Sohn, Ahrwas Bruder, von einer Wüstenkatze getötet worden war, hatte der Emir keinen Nachfolger und er hatte um den Enkel gebeten, der wenigstens seines Blutes war.
Der Patriarch hatte keine Einwände erhoben, der Verschleierte verursachte ihm ein merkwürdiges Unbehagen und er wollte ihn so schnell wie möglich loswerden.
Zwei Jahre war Duquesne fortgeblieben und alles, was der Patriarch in dieser Zeit von ihm gehört hatte, war eine kurze Nachricht, dass er zu den Meistern in der Wüste gegangen sei, um die geistigen Kräfte auszubilden, die sich bei ihm gezeigt hatten. Der Patriarch hatte den Jungen gemocht, aber er war nicht unglücklich gewesen bei der Vorstellung, er käme ihm nie wieder unter die Augen. Um seiner Mutter willen war es ihm zu gönnen, einen Thron zu besteigen und sei es nur der unbedeutende Teppichstapel eines Wüstenprinzen. Wie alle großzügigen Despoten liebte Cosmo Politanus es nicht, an seine Grausamkeiten erinnert zu werden.
Aber Duquesne war wiedergekommen, so, wie sie ihn jetzt kannten. Hart und unbarmherzig, von eisernem Willen und großen Fähigkeiten, erfüllt von eisiger Ehrenhaftigkeit und brennendem Ehrgeiz. Ein Mann zum Fürchten.
Er war vor den Patriarchen getreten und hatte mit ausdrucksloser Stimme um eine Aufgabe gebeten. Die Bewunderung war aus dem eisblauen Blick verschwunden, das schöne, dunkle Antlitz verriet nichts mehr.
Die hochgeborenen Männer der Palastgarde hatten deutlich zu verstehen gegeben, dass sie den dunkelhäutigen Bastard nicht in ihren Reihen wünschten, und ein wenig ratlos hatte der Patriarch ihm schließlich die Führung der Stadtwächter übertragen. Es war einer Beleidigung nahegekommen - die Stadtwächter waren ein bunter Haufen abgehalfterter Gladiatoren, Seeleute und degradierter Palastwächter gewesen, über die sich die ganze Stadt lustig machte. Aber, so hatte der Patriarch gedacht, dort trat der eifrige Jüngling niemandem auf die empfindlichen Füßchen und konnte keinen Schaden anrichten.
Ha - der alte Mann runzelte grimmig die buschigen, eisgrauen Brauen - sie hatten sich alle die Augen gerieben. Innerhalb von drei Jahren hatte Duquesne eine gut funktionierende, schlagkräftige Truppe auf die Beine gestellt und so ausgebaut, dass der Patriarch sie zunächst mit äußerstem Misstrauen beobachtet hatte. Aber aus unerfindlichem Grund schien Duquesne nichts anderes im Sinn zu haben, als ihm und Dea zu dienen und mittlerweile stützte
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