AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)
ganzen Langweiler weg, nur der Innere Rat, mein Sohn und Duquesne sollen bleiben«, flüsterte der Patriarch, während er mit großem Getue an dem Fläschchen schnüffelte.
Der Kammerherr huschte zu Ralf de Berengar, der die Ratssitzung leitete. Nach einem kurzen Blick auf den alten Mann, der zusammengesunken in seinem Stuhl saß, verkündete der Schatzmeister:
»Wir danken Euch für Eure ausführliche und umfassende Schilderung unserer Verluste, da Gama, aber wir müssen die Sitzung für heute beschließen. Der Zustand unseres Herrn erlaubt uns nicht, heute noch die Forderungen der Gilden anzuhören. Wir werden den Großen Rat wieder einberufen, wenn es unserem durchlauchtigsten Herrn besser geht. Mit den Herren des Inneren Rates, dem Herrn Donovan und dem Hauptmann der Stadtwache habe ich noch ein Wort zu reden. Geht mit dem Schutz der Götter, ehrwürdige Herren.«
Die steifen Roben raschelten, als sich die ehrwürdigen Räte - Gildenmeister, Kaufleute und die Häupter der Adelsfamilien von den Wandbänken erhoben und gemächlich dem Ausgang zuschritten.
Als die hohen Türen sich hinter ihnen geschlossen hatten, atmete der Patriarch auf. Manchmal hatte es seine Vorteile, alt und krank zu sein ...
Er richtete sich auf, leerte sein Glas und nickte den Männern zu, die sich um seinen Sitz scharten. Mit ihrer Hilfe regierte er die Stadt. Ihnen lag daran, ihn als Herrscher zu behalten und auf einige von ihnen stützte er sich seit vielen Jahren.
Gereon Castlerea, grauhaarig und gebeugt, älter als er selbst, aber von vertrockneter Zähigkeit, geachtet und über jeden Verdacht erhaben. Als Vertreter der alten Familien verhandelte er für den Emporkömmling Politanus mit den hochmütigen, standesbewussten Adelshäusern. Er setzte sich seufzend auf den hochlehnigen Stuhl, den ein Höfling brachte, und zog das schwarze Gewand fröstelnd über seine mageren Knie.
Neben ihm Armenos Sasskatchevan, als einziger der großen Kaufleute, breit und massig und ungleich prächtiger gekleidet als der Schwiegervater seines Sohnes. Ein Mann, in dem der Patriarch eine verwandte Seele gefunden hatte, rücksichtslos, vorsichtig, immer und unter allen Umständen auf seinen Vorteil bedacht. Er sorgte dafür, dass die Kaufleute spurten, denn es gab nur wenige, von denen er keine Schuldverschreibung oder Wechsel in seinen Truhen hatte.
Basileos Fortunagra, ein alter Weggefährte, ein Mann, der viele geheime Fäden spann und es liebte, alle in diesen Netzen zappeln zu sehen. Er war nützlich, aber gefährlich und dem Patriarchen war es lieber, ihn in seiner Nähe, unter den Augen zu haben. Basileos wusste manches, an das Cosmo Politanus nicht gerne erinnert wurde, aber da dies auf Gegenseitigkeit beruhte und ein Wort des Patriarchen Duquesne auf Fortunagra hetzen konnte, herrschte wachsamer Friede zwischen ihnen.
Zuletzt Ralf de Berengar, der Schatzmeister, der die Finanzlage der Stadt kannte wie kein zweiter und dem Patriarchen aus keinem anderen Grund diente, als dass er ein Mann von altmodischer, aufrechter Treue war.
Die vier älteren Männer saßen vor ihm, während die beiden jüngeren zu beiden Seiten an den Säulen des Thronbaldachins lehnten.
»Die Zahlen sind beunruhigend«, begann der Ehrenwerte Castlerea, »auch wenn der werte da Gama eine etwas umständliche Art hat. Aber was die Battaver erbeutet haben ...«
Der Patriarch unterbrach ihn mit einer ungeduldigen Handbewegung.
»Ich weiß, ich weiß. Getreide, minderes Öl, minderer Wein, eingesalzener Kohl - alles Waren, die für die einfachen Leute bestimmt sind. Uns macht es keine Mühe, die höheren Preise für Edleres zu zahlen, das über den Landweg heraufgebracht wird.«
»Auch da werden die Preise steigen«, warf der alte Sasskatch ein. Seine Stimme klang heiser und belegt, als habe sie Mühe, sich dem tonnenartigen Brustkorb unter der perlgrauen Seide zu entringen. Wie der Patriarch litt er zu Zeiten an Atemnot.
»So ist es. Und alle Luxusgüter werden teurer und keinem gefällt es, darauf zu verzichten«, stimmte Berengar zu und alle wussten, wen er meinte.
Die Fürstin war äußerst ungnädig gewesen, als er ihr vorgehalten hatte, ihr Haushalt in dem Sommersitz am Ouse-See verschlinge zuviel Geld, man müsse die Räume nicht jedes Jahr mit neuen Wandbehängen und Möbeln ausstatten.
»Niemand wird sich wegen der Launen einer törichten Frau aufregen«, erwiderte der Patriarch wegwerfend, »aber das Volk - wenn es nicht genug zu essen gibt, wenn die Preise
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