AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)
Eurer Gemahlin, gewiss ist sie voll Freude über die Geburt ihrer Enkelin, nicht wahr?«, fügte er hinzu, küsste seine Fingerspitzen und tat so, als bemerke er den schmerzlichen Ausdruck nicht, der über das bleiche Gesicht glitt. Er wandte sich an Berengar.
»Mein lieber Freund, erlaubt mir doch, mein Kompliment auszusprechen. In letzter Zeit scheint Ihr mir so, darf ich sagen, fast herausgeputzt? Habt Ihr Euch eine kleine Geliebte zugelegt? Man glaubt nicht, welch heilsamen Einfluss so ein niedliches Kind auf das Äußere eines Mannes haben kann.«
Berengar, der in Gedanken versunken die Spitze nicht bemerkt zu haben schien, blickte auf seine sorgfältig gestärkten, blütenweißen Manschetten und berührte den breiten gefältelten Spitzenkragen, der den einzigen Schmuck seines schwarzen Gewandes bildete. Er lächelte.
»Eine Geliebte in meinem Alter - wo denkt Ihr hin? Nein, dank Eurer vortrefflichen Schwiegertochter«, er machte eine altväterliche Verbeugung vor dem alten Sasskatch, »kommt neuerdings eine junge Frau in mein Haus und besorgt meine Wäsche. Meine Wirtschafterin, die treue Seele, ist nicht mehr die Jüngste. Ihre Augen sind schwach geworden, so dass sie die kleinen Stiche nicht mehr zu setzen vermag, aber sie ist voll des Lobes über die neue Näherin, eine achtbare, zuverlässige Person, wie es scheint«, erklärte er umständlich, ohne Fortunagras gelangweilte Miene zu bemerken.
»Eure Schwiegertochter ist eine erstaunliche junge Frau«, wandte er sich an Sasskatchevan. »Über ihre Jahre verständig und umsichtig, es ist mir stets eine Freude, mit ihr zu sprechen.«
»Ganz recht, Sabeena ist ein gutes Mädchen, hat den Haushalt fest im Griff, nicht zuletzt Artos«, er lachte keuchend, »für ihn ist’s unbequem, aber das schadet nichts. Er kümmert sich nun gewissenhafter ums Geschäft. Es ist ein Glück, dass diese Heirat zustandegekommen ist, meint Ihr nicht auch, lieber Freund?«
»Gewiss«, erwiderte Fortunagra säuerlich, »ich empfehle mich, ihr Herren, die Fürstin verlangt nach mir.«
Er verneigte sich und schritt würdevoll davon, während der Sasskatch so lachte, dass Berengar ihm besorgt auf den Rücken klopfte.
Der Patriarch streckte sich vorsichtig auf seinem Ruhebett aus und lehnte sich aufatmend in die Kissen zurück, die Malateste ihm in den Rücken gelegt hatte. Liegend konnte er gar nicht mehr schlafen, nur halb im Sitzen, und es waren zwei kräftige Lakaien nötig, um ihn auf das Bett zu hieven. Bald würde er nur noch im Stuhl sitzen können, es war ein Elend ...
Er schloss die Augen und dachte wieder an die beiden Söhne. Sie hatten vor ihm gestanden - Duquesne mit verschlossenem Gesicht, die Augen in kalter Beobachtung auf ihn gerichtet. Ein unbarmherziger Blick und wie schon oft fragte sich der alte Mann, was wohl hinter dieser unbewegten Fassade vor sich ging. Einmal hätte er sich beinahe auf ihn gestürzt, selbst wenn man ihm zugutehalten musste, dass er erschöpft und aufs äußerste gereizt gewesen war. Sollte man ihn nicht doch besser in die Wüste schicken? Andrerseits ...
»Hilf mir, mich auf die Seite zu drehen, Malateste.« Ächzend rollte er seinen schweren Leib zur Seite und wartete mit angehaltenem Atem, bis sein Kammerherr den kranken Fuß in die richtige Lage gebettet hatte.
Andererseits brauchte er Duquesne, gerade jetzt brauchte er ihn, um das Geld einzutreiben, die Handwerker zu beaufsichtigen und unter Druck zu setzen, wenn es sein musste. Um das Tier zu bändigen, wenn es losbrechen sollte, bevor die Ablenkung fertig war. Nein, noch konnte er nicht auf Duquesne verzichten.
Donovan dagegen - es tat gut, an ihn zu denken. Hatte nicht Besorgnis in seinem sanften Blick gelegen? Sein Einwand gegen die Spiele sprach von einer bedauerlichen Unkenntnis der menschlichen Natur und seiner unzweifelhaften Weltfremdheit, aber doch auch von einem mitfühlenden Herzen. War es nicht gut, wenn es neben all den Menschen, die sich um ihn sorgten, weil mit seinem Tod ihre Stellung in Gefahr geriet oder sie mit einem Auge auf seinen leeren Thron schielten, wenigstens einer wäre, der um den Menschen, den Vater bangte?
Er hörte, wie die Tür sich leise öffnete, das Wispern einer Frauenstimme, Malatestes leises Gemurmel und das weiche Rascheln langer Frauenröcke auf den Marmorfliesen. Eine leichte Hand auf seiner Schulter und der zarte Duft, der Isabeau stets umgab, vermischt mit dem schwachen Geruch nach Pferden und Heu.
»Mein lieber Cosmo, ich
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