AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)
klimperte und der kleine Mann drückte sich mit schuldbewusstem Gesicht hinter Cheroots breitem Rücken hervor.
»Tut mir leid, Patron, aber plötzlich warste weg un dieser Bastard stürzte sich auf mich un tat so, als wüsste er sowieso schon alles un da hab ich eben alles ausgespuckt.«
Er berührte Jermyn schüchtern am Arm.
»Ich dacht schon, du wärst hin, wie sich dieser Dreckskerl mit seinem Messer auf dich schmiss.«
»Ach was, Unkraut vergeht nicht«, meinte LaPrixa wegwerfend.
Jermyn nickte Wag zu.
»Ich mach dir keine Vorwürfe, Duquesne ist ein harter Brocken. Aber ich möchte wissen, woher er so plötzlich auftauchte.«
»Wir warn ja 'n Stück weit hinter dir, Patron un wie du so aus dem Ruinenfeld raussaust, seh ich, wie einer aus den Schatten am Rand der Ruinen hervorkommt un hinter dir her rennt un denn schwingt er seine Ratsche un plötzlich wimmelt's von Blauroten. Als wir am Badehaus ankamen, warste schon weg un die Leute standen alle 'n bisschen ratlos rum, bis plötzlich der Bastard angeritten kam un mich sah.
,Da is die kleine Ratte, mit der er rumzieht,' sacht der doch, ohne sich um die Gefühle eines ehrlichen Menschen zu kümmern, der Stinker. Er hat mich gepackt un alles aus mir rausgeschüttelt un denn schubst er mich zu seinen Wachleuten un fing an, Befehle rumzuschreien, un zuletzt vergriff er sich auch noch an dieser ... dieser gütigen Dame.«
Wag schielte ängstlich zu der furchteinflößenden Hautstecherin. Jermyn verschluckte sich vor Lachen und LaPrixa runzelte drohend die Brauen.
»Wie wäre es jetzt mit der Rasur, Söhnchen?«, meinte sie honigsüß, »setz dich hierher, Cheroot ist zwar etwas aus der Übung, aber das kommt schon wieder, nicht wahr?«
Jermyn sah von ihr zu dem grinsenden Riesen. Wag glotzte ihn verwundert an. Es ging nicht an, dass er jetzt vor seinem Gefolgsmann den Schwanz einkniff.
Zögernd setzte er sich in den gepolsterten Stuhl, der Türsteher brachte Becken und Seifenschale. Er bewegte sich mit überraschender Leichtigkeit und bald war Jermyns Gesicht eingeschäumt. Misstrauisch beobachtete er, wie der große Mann gemächlich die Klinge an einem Lederstreifen abzog. LaPrixa grinste schadenfroh und setzte Wags Bericht fort:
»Ja, er wagte es, Hand an mich zu legen, der Hurensohn. Ich bin ihm eh ein Dorn im Auge und aus meiner ramponierten Visage schloss er messerscharf, dass ich was mit der Sache zu tun hatte. Er packte mich am Arm – stell dir die Dreistigkeit vor – schrie mich an, wo du hingelaufen wärst. Ich hätte ihn erschlagen können. Aber da waren die verdammten Bogenschützen und so hielt ich auch Cheroot ab, sich auf ihn zu stürzen. Ich bin froh, dass ich's getan habe, die Pfeile saßen locker an diesem Abend. Er zwang mich und deinen greinenden Getreuen mit ihm zu gehen, offenbar ahnte er, wo er suchen musste. Von den Bettlern erfuhr er, dass du ins Wilde Viertel verschwunden warst. Was hast du mit denen gemacht? Ich hab sie selten so wütend gesehen und den Leuten, die uns entgegen kamen, ging's auch nicht anders. Sie zeterten Mord und Brand. Na ja, es dauerte nicht mehr lange, bis Duquesne euch gefunden hatte. Sah nicht gut aus, was, mein Söhnchen? Was war da mit deinem verdammten Blick? Es heißt ja, Duquesne hätt ihn auch geerbt, von seiner Mutter Seite her ... brauchst nicht so zornig drein zu schaun«, sie lachte und wurde wieder ernst, »Glück hattest du außerdem. Wenn der Scheißkerl noch mal zugestochen hätte, wärst du hin gewesen. Nachdem es ihn erwischt hatte, riss ich mich los, schnappte mir dieses Weichei und lief durch das Wilde Viertel zurück. Duquesne hatte nicht viel Interesse an uns, da er ja dich erbeutet hatte und ließ uns laufen. Was nicht heißt, dass er mich auch weiter in Ruhe lässt. Er weiß, wo er mich findet. Vielleicht hab ich mich deinetwegen ganz schön in die Scheiße gesetzt«, schloss sie ärgerlich und verschwand hinter dem Perlenvorhang.
Cheroot hatte seine Vorbereitungen abgeschlossen, er prüfte die Schärfe der Klinge, legte Jermyn seine große Hand auf die Stirn und bog seinen Kopf zurück. Jermyn blickte in das undurchdringliche Gesicht über sich, der Schweiß brach ihm aus. Er machte sich bereit, die Hand des Hünen zu lähmen, sollte etwas anderes als beflissener Eifer in den schmalen Augen aufleuchten. Es war sehr still in LaPrixas Gemach. Wag hockte stumm und ängstlich in seiner Ecke, nur von draußen klangen die Stimmen der Bademädchen. Die kühle Klinge strich sanft über
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