Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian – Erstes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
Vom Netzwerk:
er sich über seine Befehle hinwegsetzte. Sie war von fürstlichem Geblüt und eine hohe Stellung erwartete ihn in ihrer Heimat, jenseits der Inneren See. Aber Duquesne war lieber der verachtete, gefürchtete Wachhund des Herrn von Dea als der hochgeehrte Fürst im Wüstenreich seiner mütterlichen Sippe.
    Der kleine Gauner war ihm gerade recht gekommen: Zum Wohle der Gemeinschaft hatte er ihn benutzen wollen wie viele andere dieser Sorte. Aber nun bereute er beinahe, sich mit dem Burschen eingelassen zu haben. Der Kerl wagte es, ihm Geldgier und Ruhmsucht zu unterstellen! Seine Gedankenkräfte waren ein Ärgernis, sein spöttisches Gehabe über die Maßen aufreizend.
    Duquesne ballte die Faust auf dem Tisch. Nur zum Wohl der Stadt, für Ordnung und Sicherheit machte er sich mit solchem Abschaum gemein. Flüchtig dachte er an die Dankbarkeit des Patriarchen, wenn sein treuer Diener ihm den Brautschatz vor die Füße legte. Einmal musste der alte Mann erkennen, wer der verdienstvollere seiner Söhne war ...
    Streng rief er sich zur Ordnung. Die Arbeit wartete.
     
    Jermyn schlich zum Ruinenfeld zurück und seine finsteren Gedanken hätten Duquesnes verletztem Stolz wohlgetan.
    Der Palast lag still und verlassen. Jermyn tastete sich durch die dunkle Küche zum Kamin und stocherte vorsichtig in der Asche. Wie jede gute Hausfrau konnte Wag die Glut lange am Leben halten, sie reichte um einen Kienspan anzustecken. Selbst in seinem trüben Licht erkannte Jermyn, dass alle Räume durchsucht worden waren.
    Duquesne musste ihn für einen rechten Gimpel halten ...
    Im letzten Gemach des oberen Stockwerks steckte er den Span in eine eiserne Wandhalterung und stieg durch das Mauerloch ins Freie. Als er den Wachturm emporkletterte, fiel die schwarze Verzweiflung vom Abend zuvor wie ein Schatten auf seine Seele und er zwang sich, an sein Vorhaben zu denken. Wenn es gelang, würde er aus der Stadt verschwinden, bevor Donovan seine Braut nach Dea brachte.
    Er griff in die Fensterhöhlung, zog das Ledersäckchen mit dem Augenachatring hervor und steckte es in die Gürteltasche. Trotz seines Ärgers grinste er: Selbst wenn Duquesne den Ring hier oben vermutet hätte, gab es unter seinen Leuten keinen, der hier heraufgekommen wäre.
    Mit dem Brautschatz würde es nicht anders gehen – am Ende sollte der Bastard das Nachsehen haben!
    Zurück in der Küche schaufelte Jermyn Asche über das Feuer und überlegte, wo Wag stecken mochte. Wenn er schon vor Duquesne alles ausgeplaudert hatte, würde er auch anderen gegenüber nicht dichthalten, schon gar nicht vor den Häschern Fortunagras. Meister Priam musste den Aufruhr um den Tod des Goldnagels und Jermyns Festnahme mitbekommen und seinem Herrn davon berichtet haben. Sicher wetzte Fortunagra sich vor Unruhe jetzt den Hintern wund und seine Leute mochten Wag in der Menge erkannt haben. Der kleine Mann war eine leichte Beute.
    Müde lehnte Jermyn sich an den kalten Herd. Die Wunde brannte nach den Bewegungen des Kletterns, er brauchte einen Bader, um sie neu verbinden zu lassen.
    Mit einem Ruck richtete er sich auf, als ihm LaPrixa einfiel. Sie hatte mehr Mut im kleinen Finger als Wag im ganzen Körper und auch sie war in dem Durcheinander nach dem Tod des Goldnagels verschwunden. Vielleicht hatte sie Wag unter ihre Fittiche genommen.
    Auf dem Weg zum Badehaus versuchte Jermyn, Duquesnes Späher zu entdecken. Er glaubte dem Bastard aufs Wort, dass er ihn Tag und Nacht beobachten ließ. Als er weder jemanden hören noch sehen konnte, öffnete er seinen Geist und suchte nach einem Wesen, dessen ganze Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet war. Er fand niemanden, vielleicht gab es diesmal keinen Verfolger oder sein Schatten verschloss sich so gut, dass er ihn nicht entdecken konnte – ein beunruhigender Gedanke.
    Auf den Stufen vor LaPrixas Laden hockte der hünenhafte Badehauswärter. Als er Jermyn kommen sah, erhob er sich und versperrte ihm den Weg.
    »Geschlossen is, LaPrixa will niemand sehen«, grollte er.
    »Sag ihr, ich sei hier und brauche ihre Hilfe«, erwiderte Jermyn ungeduldig. Der Mann beugte sich vor und sah ihm ins Gesicht
    »Ah, du bist es. Warte, ich frag, ob du darfst hinein.«
    Mit eingezogenem Kopf verschwand er in der Tür.
    Kurz darauf stand Jermyn blinzelnd im hellen Schein der Lampe. LaPrixa hatte die Arme vor ihrem üppigen Busen verschränkt und musterte ihn streng.
    »Jetzt möchte ich aber wissen, was du noch von mir willst, mein Kerlchen. Von mehr Hilfe war nicht die

Weitere Kostenlose Bücher