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AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian – Erstes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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leuchteten sie in der Sonne. Vor vier Tagen war noch einmal ein kräftiger Regenguss niedergegangen, aber sie hatte sich gehütet einzugreifen. Seither war es schön und alle waren dankbar dafür.
    »Holla, Maus, hast nix zum arbeiten?«
    Einer der Maler winkte ihr mit dem Quast und sie musste eilig beiseite springen, um nicht von oben bis unten grün besprenkelt zu werden.
    »Doch, deine zerrissenen Buxen darf ich flicken, Järv!« Sie hob den Beutel. Die Männer feixten mit dem derben, gutmütigen Spott von Weggefährten. Sie lachte zurück, alles hatte sich zum Besseren gewendet.
    Zweimal noch hatte sie geholfen, einen Wagen aus dem Schlamm zu hieven. Der krummbeinige Ozark war gekommen und hatte ein wenig verlegen gefragt, ob sie wohl die Maus spielen wolle.
    Eingedenk ihrer vorwitzigen Worte war ihr nicht wohl in ihrer Haut gewesen. Wenn die Männer sie allein schieben ließen, musste sie ihre Kräfte zeigen oder sich zum Gespött des ganzen Zuges machen.
    Die Männer stemmten sich schon gegen den Wagen und machten ihr erwartungsvoll Platz. Der Erste Knecht schaute verdrießlich, aber die Fuhrknechte waren ein abergläubisches Volk. Wenn sie sich in den Kopf gesetzt hatten, dass ein kleines Mädchen ihnen die Arbeit erleichtern konnte, hätte selbst Ely ap Bede sie nicht davon abbringen können. Sie fanden sich in ihrem Glauben bestätigt, der Wagen rollte mühelos aus dem tiefen Schlamm, kaum dass Ninian die Hand an den Wagenkasten gelegt hatte.
    Beim letzten Halt war ein Wachmann in vollem Galopp herangesprengt.
    »Wo ist die Maus?«, hatte er gerufen und Ninian vor sich auf's Pferd gezogen. Die Lehmschicht war dicker gewesen und sie hatte länger auf den Felsen einwirken müssen, bevor er sich hob, aber auch dieses Gefährt war freigekommen, ohne dass ein zusätzliches Paar Ochsen nötig gewesen war. Danach hatte nichts mehr ihre Stellung als Talisman erschüttern können. Bei allen Fuhrleuten war sie gern gesehen und konnte sich aussuchen, auf welchem Kutschbock sie mitfuhr. Ein wenig lästig war es, dass die »Maus« an ihr hängen blieb, aber sie merkte schnell, dass es besser war, kein Aufhebens darum zu machen. Spitznamen waren beliebt und je mehr man sich darüber ereiferte, desto fester hafteten sie.
    Sogar mit Kaye hatte sie sich ausgesöhnt.
    Als sie an jenem Tag zu ihm zurückgekehrt war, hatte er verzweifelt, den unordentlichen Stoffwust auf dem Schoß, im Wagen gesessen und das Gewissen hatte ihr geschlagen. Auch ihre Mutter wäre entsetzt gewesen über die Misshandlung eines wertvollen Gewebes, dessen Herstellung unzählige Arbeitsstunden benötigte. Wenn der Stoff wirklich verdorben war, hatte sie Kaye schweren Schaden zugefügt. Reumütig hatte sie ihm den Wickelstab aus der Hand genommen.
    »Verzeih mir, Kaye, ich hätte nicht so achtlos mit deinen Sachen umgehen dürfen. Komm, ich helfe dir, wenn der Stoff beschädigt ist, werde ich ihn bezahlen.«
    Er war nicht so schnell zu besänftigen. »Du weißt nicht, was du redest«, erwiderte er halb mutlos, halb verächtlich, »Eisvogelbrokat ist ein Vermögen wert. Woher willst du soviel Geld nehmen?«
    Sie ließ nicht locker und schließlich nahm er ihr Friedensangebot an. Zusammen rollten sie die schimmernden Bahnen auf und als Kaye sich überzeugt hatte, dass kein Faden gezogen war und kein Schmutzfleck das kostbare Gewebe verunzierte, beruhigte er sich und entschuldigte sich verlegen für seinen Ausbruch.
    Seitdem verstanden sie sich besser. An diesem Ruhetag hatten sie den Wagen vollständig ausgeräumt und alles in der Sonne ausgebreitet. Sie hatten die Plane abgenommen – andere hilfsbereite Hände hatten bereitwillig zugepackt -, damit auch das Wageninnere trocknen konnte. Nun war alles so geordnet, dass sie mehr Platz auf ihren Strohmatten hatten und Kayes Habseligkeiten nicht bei jedem Ruckeln durcheinander purzelten.
    Kaye hatte sich an seine Näharbeit gesetzt und Ninian ihren Anteil zugeschoben. So hatten sie es abgesprochen, nachdem bekannt geworden war, dass nicht jeden Abend das große Kochzelt aufgebaut würde. Ely ap Bede wollte die immer länger werdenden hellen Abendstunden nutzen und ließ fahren, bis es dunkel wurde. Jede Wagenmannschaft musste für sich selbst kochen.
    »Kannst du kochen?«
    Ninian hatte entschieden den Kopf geschüttelt. »Nein, kein bisschen, das überlasse ich dir.«
    Er hatte schnell klein beigegeben. »Na gut, dann musst du mir beim Flicken helfen. Oder kannst du das auch nicht, du seltsames

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