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AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian – Erstes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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musste sie lachen bei der Vorstellung, an die Türen des Patriarchenpalastes zu klopfen und Einlass zu begehren. Die Lady Ava von Tillholde wäre wohl willkommen – Ninian, der Ausreißerin blieb auch dieser Weg versperrt. Und sie wollte ihn auch nicht einschlagen, an Donovan und seine Träume mochte sie nicht einmal denken. Heftig schlug der Stecken gegen eine hölzerne Wagenwand. Ein erboster Kaufmann steckte den Kopf heraus.
    »Was soll der Lärm?«, schalt er. »Wie soll man da sei Abrechnung mache?«
    Ninian warf den Zweig ins Gebüsch. Es konnte sogar noch schlimmer kommen: Vielleicht war Jermyn nicht mehr in Dea. Täglich fuhren Schiffe über die Innere See – wenn er eines davon bestiegen hatte und fortgesegelt war? Das traurige Ende seines Lehrmeisters fiel ihr ein – auch Jermyn war nicht gegen einen falschen Tritt, einen losen Dachziegel gefeit. Bei dem Gedanken wurde ihr übel, aber sie konnte ihn nicht abschütteln. Er verdiente sein Brot gewiss nicht als Schreiber oder auf andere harmlose Weise. Er würde überhaupt niemandem dienen, überheblich wie er war und er würde immer gefährlich leben.
    Plötzlich überfiel sie die drängende Angst, die sie aus Tillholde vertrieben hatte. Sie begann zu laufen.
    Außer Atem langte sie bei Kaye an, der vor dem kleinen Feuer hockte und in einem brodelnden Eintopf rührte. Er blinzelte durch den Dampf zu ihr auf.
    »Was ist denn mit los? Du bist ja ganz erhitzt.«
    »Ich bin nur gerannt«, wehrte sie ab, aber die Röte in ihren Wangen vertiefte sich.
    »Hah, erzähl mir doch nichts. Hast du etwa einen heimlichen Verehrer unter den Fuhrleuten?«
    Er drohte ihr neckisch mit dem Finger.
    »Red keinen Unsinn, pass lieber auf dein Gebräu auf, sonst brennt es an, wie gestern.«
    »Erlaube mal, nichts war angebrannt«, verteidigte Kaye seine Kochkünste entrüstet, »du hattest dich nur schon bei den anderen vollgestopft und wenn die Maus«, er kicherte, »satt ist, schmeckt bekanntlich das Mehl bitter.«
    »Halt den Mund«, fauchte Ninian und verschwand im Wagen ohne ihn eines Blickes zu würdigen.
    16. Tag des Blütemondes 1464 p. DC
    In den nächsten beiden Tagen kamen sie gut voran und es sprach sich herum, dass sie im Laufe des nächsten Tages die Schluchten erreichen würden. Eine merkwürdige Spannung machte sich breit, die Wachmänner waren gereizt, sie tauschten nicht wie sonst Witze und derbe Scherzworte mit den Fuhrknechten, sondern ritten in grimmigem Schweigen den Wagenzug ab. Selbst Tyne hielt sich so gut es ging auf dem Pferd und half bei der Bewachung.
    »Sehen kann ich ja schließlich noch«, sagte er, als er eine Weile neben dem letzten Wagen herritt.
    Ninian hatte die Arme auf den Wagenkasten gestützt, froh über die Unterhaltung. Den Schluss des Zuges bildeten zwei Wachleute, aber sie hielten Abstand und als Ninian sich hinausbeugte, um einen Blick auf die immer steiler werdenden Wände des Hohlweges zu werfen, rief der eine barsch:
    »Oi, du, zieh den Kopf ein. Da gibts nix zum glotze!«
    Entrüstet wollte Ninian ihnen eine scharfe Antwort zurufen, aber Tyne stieß ins gleiche Horn. »Tu, was er sagt.«
    Ninian zog sich gekränkt zurück. »Was soll das? Ich dachte, sie hätten sich an mich gewöhnt.«
    »Sie machen sich Sorgen, Kindchen. Lass du dich morgen bloß nich blicken!«
    »Warum nicht?«, fragte sie bockig.
    »Ely hat's angeordnet«, antwortete er kurz, gab seinem Pferd die Sporen und ritt weiter nach vorne.
    Am Abend befahl Ely, eine Wagenburg zu bilden. In zwei Ringen reihten sich die Fuhrwerke aneinander und die Wachmannschaft patrouillierte, verstärkt durch eine gediegene Anzahl von Knechten, um den äußeren Kreis. Auf dem inneren Platz brannte ein großes Feuer, wer keine dringende Arbeit hatte, saß dort und vertrieb sich die Zeit mit Schauergeschichten über die Schluchten.
    Ninian saß ein wenig abseits im Schatten eines Wagens. An anderen Abenden hatte sie sich ohne Scheu unter die Männer gemischt, aber die seltsame Zurückhaltung der Wachleute hatte sich auf die Fuhrknechte ausgeweitet. Man warf ihr Seitenblicke zu, die ihr Unbehagen bereiteten. Aber in dem stickigen Wagen mit dem mürrischen Kaye hielt sie es nicht aus.
    »Was habt's denn ihr nur immer mit die Schluchten?«, rief ein Kleinknecht, der seine erste Reise machte, »man möcht ja meinen, es spukt da drin.«
    Seine Stimme kippte und ein älterer Mann brummte: »Red du erst mal wie 'n Mann, bevor du so vorlaut den Schnabel aufreißt, Jazek. Die Schluchten sin

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