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AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian – Erstes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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verstaute sie in dem Beutel.
    »Phosphorhölzer, praktisch, teuer und gefährlich! Bleib dicht hinter mir. Das Licht reicht nicht weit.«
    Hinter dem abwärts schwebenden Lichtschein tasteten sie sich die Treppe hinunter, bis zu einer schweren, mit Eisen beschlagenen Holztür. Jermyn reichte Ninian die Laterne, breitete ein zusammengerolltes Leder auf dem Boden aus und wählte zwei von den Haken, die, jeder in seinem eigenen Fach, im schwachen Licht blinkten.
    »Leuchte auf das Loch«, flüsterte er und hockte sich vor die Tür. Behutsam, ohne einen Laut, führte er den ersten Haken in das Schlüsselloch und bewegte ihn sachte. Als nichts geschah, versuchte er es mit dem zweiten. Es klickte leise, einmal und noch einmal. Jermyn zog den Haken zurück, packte alles Gerät weg und holte ein kleines Fläschchen hervor. Er prockelte den Korken heraus und gab einige dunkle, dickflüssige Tropfen auf die drei großen Scharniere.
    »Kriechöl«, murmelte er über die Schulter, »wer weiß, wann die Tür das letzte Mal geöffnet wurde. Am Ende kreischt sie so, dass das ganze Haus aufwacht!«
    Ninian sah ihm fasziniert zu.
    »Du bist wirklich auf alles vorbereitet«, murmelte sie.
    Seine Zähne blitzten im Licht der Laterne.
    »Was glaubst du denn? Schließlich wollen wir hier lebend rauskommen, mit dem Schatz! Zieh dir die Kapuze über den Kopf. So spät treibt sich hoffentlich niemand mehr in den Gängen rum, aber wir lassen es lieber nicht drauf ankommen. Läuft uns doch einer über den Weg, bringen wir ihn so leise wie möglich zum Schweigen.«
    »Du meinst – wir töten ihn?«, fragte sie beunruhigt.
    »Nur wenn es nicht anders geht«, erwiderte er fröhlich, »sonst sind wir selbst dran. Das sind keine anständigen Bürger, Ninian. Dieser Mann und seine Leute haben Grausamkeiten begangen, die du dir nicht vorstellen kannst. Und bevor sie dich in die Finger kriegen, bringe ich mit Wonne jeden einzelnen von ihnen um!«
    Er sprach mit Nachdruck, obwohl er immer noch flüsterte.
    »Glaub mir, ich lege keinen Wert darauf, mir an denen die Finger schmutzig zu machen«, fuhr er ruhiger fort. »Es reicht, wenn wir sie so lange ausschalten, bis wir weg sind. Auf jeden Fall ist es gut, wenn uns niemand erkennt. Schade, dass du nicht mehr aufgeladen bist, dann wärest wenigstens du ausreichend geschützt.«
    Ninian zuckte die Schultern.
    »Ich würde dich bei jeder zufälligen Berührung gefährden. Und das geschieht immer, wenn es am wenigsten passt.«
    »Wahrscheinlich hast du Recht. Verlassen wir uns auf Altbewährtes.«
    Er holte den Bleisack aus dem Beutel, wog ihn in der Hand und ließ ihn im Hosensack verschwinden.
    »Im schlimmsten Fall muss ich versuchen, die Störenfriede zu lenken, aber ich hoffe, dass es nicht nötig sein wird.«
    Er drückte die Klinke herunter. Ob es am Öl lag oder an ihrer geschickten Konstruktion – sie öffnete sich lautlos und nachdem er durch den schmalen Spalt gespäht hatte, schlüpften sie in den Gang.
    Stille und abgestandene Luft umfingen sie. Sanftes Dämmerlicht herrschte und Jermyn nahm Ninian die Laterne aus der Hand und dämpfte den Kerzenschein durch die verrußte Platte. Hinter ihnen glitt die Tür mit einem kaum hörbaren Klicken zu. Ninian drehte sich um.
    »Schau, die Tür«, hauchte sie überrascht, »sie ist verschwunden.«
    Eine phantastische Landschaft mit malerischen Ruinen breitete sich vor ihnen aus. Im schwachen Schein einiger Öllampen sahen sie, dass alle Wände des Ganges mit Malereien bedeckt waren. Meereswogen schlugen an die Kaimauer eines großen Hafens und inmitten lieblicher, grüner Hügel erstreckte sich ein langer See, an dessen Ufern sich prächtige Villen erhoben.
    »Das muss der Ouse-See sein«, flüsterte Jermyn, »wo die reichen Säcke ihre Sommerhäuser haben. Da müsste man mal einsteigen, das würde sich lohnen! Aber schau, die Tür ist hier, siehst du die Umrisse? Das Schlüsselloch steckt im Auge dieser Maske – sehr sinnig. Wohin müssen wir jetzt? Warte«, er rief sich Vitalongas Pläne ins Gedächtnis. »Das Schlafgemach liegt direkt unter dem Wachturm, nur ein Stockwerk tiefer. Wir müssen nach links, zur Treppe. Ninian ...«
    Sie rührte sich nicht, in den Anblick der gemalten Landschaften vertieft. Jermyn trat zu ihr und nahm ihren Arm. Sie fuhr zusammen, aber sie zog den Arm nicht weg. Ihre Blicke trafen sich, ein schwacher Duft stieg ihm in die Nase.
    »Du träumst«, sagte er rau, »komm, wir haben keine Zeit zum Gaffen.«
    Bevor sie

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