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AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian – Erstes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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Pfanne mit dampfenden gerührten Eiern, Früchten und Eingemachtem beladen war. Auf dem Boden daneben stand ein großer Wasserkrug, aus dem Wag gerade einen Becher voll schöpfte.
    Sie lachten, aber als Jermyn zu ihnen trat, verstummten sie. Das Lächeln verschwand aus Ninians Gesicht, ein wachsamer Ausdruck trat in ihre Augen. Aber Jermyn hatte seine Lektion in der Nacht gelernt. Er nickte ihr zu, nahm Wag den Becher aus der Hand und stürzte das Wasser in einem Zug hinunter.
    »He, Patron«, protestierte Wag, »das war für die Patrona.«
    Jermyn verschluckte sich, Wasser tropfte ihm über das Kinn.
    »Patrona? Du hast aber schnell die Seiten gewechselt, Bursche! Kaum zeigt sich ein hübsches Gesicht, ist es aus mit der Gefolgschaft.«
    »Nich doch, Patron«, unterbrach Wag erschrocken, »wer redet von Seiten wechseln? Ich bin dir treu ergeben, das weißte doch ... aber ich dachte, das Fräulein hier ... wo sie doch deine ... ich meine, is sie nich deine ...« Er spürte, dass er sich auf gefährlichem Boden bewegte und verhaspelte sich, aber Ninian legte ihm die Hand auf den Arm.
    »Lass ihn, er macht sich nur lustig über dich.«
    Ihre Erleichterung versetzte Jermyn einen Stich, aber er behielt den scherzenden Ton bei. »Na fein, wenn du mir so treu ergeben bist, wirst du mir sicher gerne drei Eimer heißes Wasser ins Waschhaus bringen, ich bin steif wie ein Hundertjähriger.«
    Wag verzog das Gesicht.
    »Aber, Patron, wo's hier grade so gemütlich is ...«
    Jermyn, der sich ein Stück von dem frischen, knusprigen Brot abgebrochen hatte, hob die Brauen, seine dunklen Augen funkelten.
    »Wag«, flötete er, »würdest du wohl in deiner Güte drei Eimer heißes Wasser ins Waschhaus bringen?«
    Wag kannte diese Töne. Schmollend erhob er sich und schöpfte heißes Wasser aus dem Kupferkessel in drei Ledereimer. Zwei ergriff er und schleppte sie unter erbarmungswürdigem Stöhnen hinaus. Ninian sah ihm nach. Jermyn versuchte, mit vollem Mund zu sprechen, aber sie kam ihm zuvor.
    »Er ist stärker, als er aussieht?«
    Jermyn schluckte und grinste.
    »Du nimmst mir das Wort aus dem Mund«, er senkte die Stimme, »geht es dir gut, Ninian?«
    Sie sah ihn ernsthaft an und nickte. »Ja, ich ... ich habe wunderbar geschlafen«, sie errötete und redete rasch weiter, »als ich runterkam, hat Wag all diese herrlichen Sachen angeschleppt, und wenn ich mich nicht sehr beherrsche, wird für euch nicht viel übrigbleiben.«
    »Hab Mitleid, wir beeilen uns«, lachte er und folgte Wag mit dem dritten Eimer.
    Ninian seufzte und räkelte sich wohlig in der Wärme des Kaminfeuers. Sie zog den verblichenen roten Umhang enger um sich. Wag hatte ihn aus seiner Schlafnische geholt, als er sie fröstelnd in der Halle angetroffen hatte. Sie hegte den Verdacht, dass er als Bettdecke gedient hatte, aber sie war trotzdem dankbar. In dem alten Gemäuer war es am frühen Morgen zu kühl für das Hemd aus dünnem Feinleinen, das sie über die Beinlinge gezogen hatte.
    Noch besser war es allerdings, dass Jermyn offenbar vergessen hatte, was in der Nacht zwischen ihnen geschehen war. Sie würde sich hüten, ihn daran zu erinnern.
    Später, als er ihr gegenüber saß, die vom Wasser dunklen Haare glatt an den Kopf geklatscht, las sie in seinen Augen nichts anderes als freundschaftliche Zuneigung und Spott, der bei ihm nie fern war.
    Sie aßen, bis nichts mehr auf dem Tisch stand. Das dauerte seine Zeit, denn es gab viel zu reden über den geglückten Einbruch und die Abenteuer der Nacht. Ungläubig lauschte Ninian dem Fachsimpeln der beiden Männer, beim Einbrechen gab es offensichtlich eben so viele Feinheiten zu beachten wie bei jedem anderen Handwerk. Sie lachte laut, als Wag die Augen verdrehte, weil es Jermyn nicht gelungen war, das Schloss von Fortunagras Tür zu öffnen.
    »Mensch, Patron, ich dachte, du hättst bei Seykos gelernt«, krähte er respektlos, »der wird sich im Grab rumdrehn wie 'n Brummkreisel.«
    Jermyn gab ihm eine Kopfnuss. »Schweig, Schlaufkopf, sonst nehm ich dich nächstes Mal mit, wenn wir den Ehrenwerten besuchen.«
    »Die Götter bewahren mich!«, rief der kleine Mann und spreizte erschrocken zwei Finger, »das is nix für mich ...«
    »Still«, wie lauschend hob Jermyn den Kopf, »schade, dass wir schon alles aufgegessen haben, wir bekommen einen Gast«, meinte er leichthin, »Wag, geh raus und frag ihn, was er will.«
    Murrend stand Wag auf und verschwand in der Halle.
    »Da is der Fleischkloß von LaPrixa, Patron,

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