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AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian – Erstes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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Kleine, mit Einlegearbeiten verzierte Tische spiegelten sich darin ebenso wie zwei große Stühle aus goldbraunem Holz und geprägtem, pfauenblauen Leder. Auf den Tischen standen säuberlich aufgereiht Amphoren und Tiegel aus Alabaster in verschiedenen Größen. Winzige, blankpolierte Haken und Messer übertrafen alles, was Lalun an kosmetischen Gerätschaften besaß und einige wirkten so bösartig, dass Ninian nicht wissen wollte, wofür sie gebraucht wurden.
    Eine gewisse Vorstellung bekam sie, als der Perlenvorhang klimpernd beiseite flog, um die größte und hässlichste Frau hereinzulassen, die sie jemals gesehen hatte. Breitbeinig blieb sie mitten im Raum stehen und die knopfförmigen Narben, die an der Stelle ihrer Brauen saßen, krochen wie ängstliche Käfer über ihrer Nasenwurzel zusammen. Sie war dunkel, viel dunkler als Duquesne, und ihr Goldschmuck flammte in barbarischer, feuriger Pracht auf der schwarzen Haut. Das enge Lederwams spannte sich, als sie die Arme über den üppigen Brüsten verschränkte. Die Füße unter den schwingenden, bunten Röcken schmückten goldene Reifen und Zehenringe.
    Herrisch warf sie den Kopf in den Nacken und unzählige Kupferplättchen klirrten. Ninian unterdrückte ein Keuchen und trat unwillkürlich einen Schritt zurück, aber die Frau beachtete sie nicht, sondern richtete die dunklen Augen lauernd auf Jermyn.
    »Nein, wie es mich freut, dass du den Weg zu mir gefunden hast, Söhnchen! Mir sind heute Gerüchte zu Ohren gekommen, über die du mir sicher mehr erzählen kannst.« Ihre Stimme war rau und tief für eine Frau, sie klang, als sei sie gewohnt, zu befehlen. Doch Jermyn spielte den Ahnungslosen.
    »Gerüchte? Verzeih, LaPrixa, ich bin heute noch nicht aus meinen Ruinen herausgekommen, und du weißt ja, dass sich nur selten ein Gerücht dorthin verirrt.«
    LaPrixa legte den Kopf auf die Seite.
    »Dann will ich dir mal auf die Sprünge helfen. Egal, wo man hinkommt, schwatzen die Leute von nichts anderem, als von dem Brautschatz. Er ist wieder aufgetaucht, heißt es, und seit dem Morgen zieht es die adeligen Herren – möge sie der Teufel holen – zum Palast des Patriarchen wie die Schmeißfliegen zum Dunghaufen. Da ist es mir so ganz nebenbei in den Sinn gekommen, ob du da nicht deine Finger drin hast.«
    Jermyn schnalzte mit der Zunge. »Nichts ist so schnell wie Gerüchte in dieser Stadt. Die Leute wissen Bescheid, bevor überhaupt was geschehen ist.«
    »Also stimmt es?«
    »Und wenn es so wäre?«, gab er spöttisch zurück. Ihm schien dieses Spiel Spaß zu machen, die dunkle Frau aber schüttelte ungeduldig den Kopf, dass ihre vielen Zöpfe flogen.
    »Lass die Mätzchen, du weißt genau, worauf ich hinaus will. Hast du den Brautschatz gestohlen?«
    »Zurückgeholt, LaPrixa, zurückgeholt«, verbesserte er sie. »Wenn du es unbedingt wissen willst – ja, ich habe dafür gesorgt, dass der Brautschatz dahin kommt, wo er hingehört«, erklärte er fromm. Die dunkle Frau schnaubte nur.
    »Pah, als ob es dir darum gegangen wäre! Aber ... nicht schlecht, nicht schlecht! Ich sag's ungern, aber du scheinst was von deinem Handwerk zu verstehen. Und was ist mit dem Ehrenwerten Mistkerl?«
    »Hat Dreck gefressen.«
    LaPrixa lachte grimmig.
    »Geschieht ihm recht, hoffentlich eine ordentliche Ladung.«
    »Oh, doch, das war es. So, nachdem ich deine Neugier jetzt befriedigt habe, können wir wohl gehen, oder?«, er wandte sich zur Tür. Aber dort stand Cheroot mit verschränkten Armen und lächelte freundlich.
    »Was gibt es sonst noch?«, seufzte Jermyn ergeben.
    Ninian schien es, als schwelle LaPrixa an. Ihre Nasenflügel, deren einer durch eine hässliche rote Kruste verunstaltet war, blähten sich und sie fletschte die Zähne. Die Eckzähne waren spitz zugefeilt.
    »,Was sonst noch?'«, äffte sie ihn nach. »Du bist wahrhaftig der unverschämteste kleine Mistfink, der mir je untergekommen ist. Die Belohnung, fünftausend Goldstücke, wenn ich nicht irre! Hast du nicht großartig getönt, dass ich einen Anteil bekomme? Wo ist er?«
    Jermyn riss unschuldig die Augen auf.
    »Wie kommst du denn darauf, dass ich die Belohnung bekomme?«
    »Pah, erzähl mir nichts! Du siehst aus wie mein Kater, wenn er über meine Weinschale gekommen ist.«
    Sie stieß mit der Fußspitze leicht gegen einen struppigen schwarzen Haarklumpen, der unter einem der Stühle lag. Aus dem Klumpen hob sich ein dicker Kopf, ein gelbliches Auge öffnete sich träge. Nach einem halbherzigen

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