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AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian – Erstes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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sich dunkler, er hatte einen Fehler gemacht und sich zu einem vorschnellen Urteil hinreißen lassen. Jermyn beobachtete ihn feindselig, er verstand nur zu gut. Warum musste Ninian ausgerechnet auf die Patriarchensöhne eine solch fatale Anziehung ausüben?
    »Geh jetzt«, sagte er kalt, »ich habe dir trotz allem einen großen Dienst erwiesen, wenn dir das Schicksal der Stadt so am Herzen liegt. Ich verlange nichts anderes von dir, als dass du mich ... uns in Ruhe lässt. Sieh lieber dem Ehrenwerten Fortunagra auf die Finger oder Artos Sasskatchevan. Wir brauchen deine Wachsamkeit nicht.«
    Duquesne wusste, dass er dieses Spiel verloren hatte und sich mit den Brosamen begnügen musste, die ihm vorgeworfen wurden. Finster sah er in das harte, junge Gesicht mit den undurchdringlichen Augen.
    »Du hast Recht, es ist besser, wenn ich gehe«, presste er hervor, »aber bei unserer nächsten Begegnung sehen die Dinge anders aus.«
    Er drehte sich auf dem Absatz um und ging mit dem schalen Gefühl, dass Jermyn seine Worte genauso lahm in den Ohren geklungen hatten wie ihm selbst.
     
    Nachdem Duquesnes Schritte verklungen waren, stand Jermyn immer noch reglos in der verfallenen Halle. Das Licht der verlöschenden Fackeln flackerte über die Reste der einstigen Pracht und in der Stille, die nun über dem alten Palast lag, ging ihm auf, dass er sein Meisterstück vollendet hatte. Er hatte den Brautschatz erobert, seine ärgsten Widersacher besiegt und gedemütigt und sich ein Vermögen errungen, von dem er niemals zu träumen gewagt hatte. Aber das war nicht das Beste. Sein Blick wanderte zur Galerie hinauf – das Mädchen, das unerreichbar schien, war zu ihm gekommen. Sie gehörte ihm ...
    Die Gedanken stiegen ihm zu Kopf wie schwerer Wein, er berauschte sich an ihnen, sie peitschten sein Blut zu harten, schnellen Stößen und jagten ihn den Pfeiler hinauf.
    Wie in der vorigen Nacht fand er sie im Mondlicht auf dem großen Bett sitzend. Sie trug immer noch ihr Reitkleid und silberne Schatten glitten wie zärtliche Finger über ihre Gestalt. Jermyn dachte an die Begierde, die er in Artos Sasskatchevan gespürt hatte. Sie hatte ihn wütend gemacht, aber jetzt erging es ihm nicht anders. Das Blut pochte in seinen Schläfen, als er den Raum durchquerte. Er musste sich nicht mehr zurückhalten, seine Aufgabe hatte er vollendet und hier wartete seine Belohnung, sein Schatz.
    »Ninian.«
    Sie sah auf. Die hellen Augen glänzten wie Glassplitter unter den geschwungenen Lidern, ihr Mund war leicht geöffnet, weich und einladend. Ohne ein weiteres Wort zog er sie vom Bett in seine Arme und küsste sie mit wilder Gier. Ihre Lippen öffneten sich unter seinem Ansturm, aber er wusste sofort, dass nie zuvor ein Mann sie so geküsst hatte, sie war ahnungslos. Der Triumph raubte ihm die Besinnung. Beinahe gewaltsam drang er in die süße Wärme ihres Mundes ein und verlor sich in der Wonne dieser gierigen Küsse, bis er merkte, dass Ninian sie nicht erwiderte. Steif lag sie in seinen Armen, ertrug ihn nur. Die Ernüchterung traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Er stieß das Mädchen von sich.
    »Was ist? Du hast ... hast du geweint?«
    Sie wandte den Kopf ab, aber er fasste sie grob am Kinn und zwang ihr Gesicht ins Mondlicht. Die Tränen hatten glitzernde Spuren auf ihren Wangen hinterlassen.
    »Du hast gehört, was der Bastard gesagt hat«, flüsterte er. »Jetzt weißt du, was dich erwartet, wenn du einem Dieb folgst. Und du bereust es, nicht wahr? Weil einer wie Duquesne schlecht von dir redet, bereust du es schon, Fürstentochter, gib es zu«, er schüttelte sie, »gib es zu!«
    »Hör auf, hör auf«, mit einem Schluchzen riss sie sich los. »Sieh mich nicht so an! Ich habe seit drei Nächten nicht geschlafen, ich bin unbezwingbare Mauern hochgeklettert, in ein Haus eingebrochen und gejagt worden. Artos hat mich wie eine Hure behandelt, Duquesne hat mich Hure genannt und jetzt willst du, dass ich mich wie eine benehme! Ich will nicht, hörst du, ich will nicht ...«
    Ihre Stimme überschlug sich. »Gestern hast du zu mir gesagt, ich soll dir Zeit lassen. Jetzt musst du mir Zeit lassen, ich kann das nicht ...«
    Sie ließ sich auf die Decken fallen und fuhr sich mit einer seltsam kindlichen Geste über die Augen. In seiner Umarmung hatte sie nichts von dem Zauber gespürt, der sie ein paar Mal in der vorigen Nacht umfangen hatte. Sie fühlte sich leer und ausgelaugt. Seine Nähe bedrückte sie, der Geschmack seines Mundes war so fremd,

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