AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)
einstecken musste. Und vergiss nicht, ich kämpfe nicht nur mit den Fäusten, so leicht machst du mir nicht den Garaus!«
»Dubaqi wartet draußen, ich muss ihn nur rufen«, flüsterte Duquesne.
»Glaubst du, das macht für mich einen Unterschied? Außerdem erfährt er dann, dass du mit deinen schönen Plänen im Dreck gelandet bist. Lass ihn lieber, wo er ist.«
Duquesnes Finger ballten sich. Jermyn wartete angespannt, aber er zweifelte nicht, wie der Kampf, den der Mann mit sich ausfocht, ausgehen würde. Er hatte Recht. Die Fäuste öffneten sich und Duquesne verschränkte die Arme vor der Brust.
»Du bist einen ehrlichen Kampf nicht wert, hast weder Ehre noch Anstand im Leib ... aber sei's drum«, er machte eine wegwerfende Handbewegung, »hast du den Schatz dort gefunden, wo wir ... wo du ihn vermutet hast?«
Jermyn zögerte. Warum sollte Duquesne nicht die Schmutzarbeit für ihn tun und Fortunagra aus dem Weg räumen? Allein der verräterische Brief unter seinem Hemd gäbe dem Wachhund des Patriarchen ausreichend Anlass, den Ehrenwerten bei seinem Herrn anzuschwärzen. Am Ende gefiel es dem Patriarchen, seinen lieben Freund ganz fallen zu lassen, immerhin würde ein fettes Vermögen in seine Taschen fließen. Aber Fortunagra hatte den Preis für sein Stillschweigen gezahlt. Auch in den dunklen Vierteln hielt man sich an Vereinbarungen, das wusste Jermyn. Es würde seinem Ansehen schaden, wenn er den Ehrenwerten auslieferte, obwohl der seinen Teil der Abmachung eingehalten hatte. Solche Dinge sprachen sich schnell herum.
»Ich hab' vergessen, was wir vermutet haben«, erwiderte er ausdruckslos.
Duquesne wollte etwas sagen, als sich an der Fackel, die Ninian am nächsten war, ein Klumpen Pech entzündete. Die Flamme loderte auf und tauchte die Ecke in helles Licht. Erschrocken trat Ninian in den Schatten zurück, aber es war zu spät. Duquesne sah auf und ehe Jermyn es verhindern konnte, hatte er die Halle durchquert.
»Du hast noch jemanden bei dir? Ah, ja, das Weib«, er packte sie am Arm und zerrte sie grob hinter der Säule hervor. Als das Licht auf sie fiel, weiteten sich seine Augen, überrascht ließ er sie los.
»Ninian? Ihr seid das?«
Für einen Moment schien er verwirrt, dann wurde sein Gesicht hart.
»Jetzt verstehe ich«, sagte er beißend, »die Zerstreuung, von der Dubaqi gesprochen hat! Ihr ward gestern bei ihm«, sein Blick glitt abfällig über das aufreizende Gewand, »nun, er hat keine schlechte Wahl getroffen.«
Ninian verstand ihn nicht, aber die verächtlichen Worte demütigten sie mehr als die Zudringlichkeit des jungen Sasskatchevan. Entsetzt spürte sie, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen, doch bevor sie etwas sagen konnte, hatte Jermyn Duquesne herumgerissen.
»Lass sie in Ruhe, Bastard!« Er stieß Duquesne vor die Brust, in seinen Augen glühte es rot. Duquesne taumelte und senkte den Kopf, als wolle er sich auf Jermyn stürzen. Aber er beherrschte sich.
»Ich werde mir an dir nicht die Finger schmutzig machen«, knirschte er zwischen den Zähnen hervor. »Solche wie du und deine Metze«, er deutete mit dem Kopf auf Ninian, »ihr seid schuld daran, dass Schurken wie der Ehrenwerte ihre dreckigen Geschäfte machen können. Ihr seht nur eure eigenen gierigen, kleinen Wünsche – das Wohl der anderen kümmert euch nicht. Ich weiß nicht, wieso ich glauben konnte, dass du mir helfen würdest, du kleine Ratte! Und Huren wie sie ...«
Ninian erwachte aus ihrer Erstarrung. Ohne ein Wort lief sie zu dem Mauerpfeiler und kletterte in halsbrecherischer Geschwindigkeit daran hoch. Der Pfeiler lag im Dunkeln, sie konnte kaum sehen, wo sie Hände und Füße hinsetzte und Jermyn stürzte hinter ihr her. Steinchen und Mörtelstaub prasselten auf ihn herab.
»Sei vorsichtig«, schrie er, aber sie war schon oben verschwunden.
Er fuhr zu Duquesne herum, der ihr nachstarrte, aber statt auf ihn loszugehen, ließ Jermyn seine überlegene Maske fallen.
»Du irrst dich«, sagte er müde, »Dubaqi ist ein verblendeter Narr, sonst hätte er gesehen, dass sie keine Hure ist. Sie ist mein zweiter ,Mann', sie ist mit mir in den Palast des Ehrenwerten eingebrochen, ohne sie hätte ich den Brautschatz nie bekommen. Und trotzdem kommt sie nicht aus der Gosse wie ich, sie verdient alle Achtung, die einer Fürstin zusteht.«
Es war wichtiger, ihren Ruf zu retten, als seine Geheimnisse zu wahren. Niemand sollte sie für eine Käufliche halten!
Und Duquesne glaubte ihm. Seine Wangen färbten
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