Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian – Erstes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
Vom Netzwerk:
Haut und Haare versengten. Mit ausgestreckten Händen ging Ninian zwischen ihnen her, sie wichen zurück, pressten sich rechts und links gegen die Mauern. Jermyn folgte mit gezogenem Messer und hackte nach jedem, der nach ihr greifen wollte.
    Sie fanden den Vorraum voller Männer, Gesindel wie im Gang, aber zwischen ihnen glitzerten schwarzsilberne Gewänder. Fast ein Dutzend von Fortunagras Gefolgsmännern hatte sich versammelt und sie hatten offensichtlich so viele Taugenichtse von der Straße geholt wie sie in der Eile finden konnten. Es sah nicht gut aus für den Versuch des Bullen, die Fesseln des Edelmannes abzuschütteln.
    Der Gladiator stand mit dem Rücken zur Wand. Zwei Männer lagen zu seinen Füßen, vier weitere klammerten sich mit aller Macht an ihn. Unter den Stirnlocken pochte eine große Ader, aber obwohl die Sehnen an seinen Armen wie Stricke hervortraten, machte er keinen Versuch, seine Gegner abzuschütteln. Mit blutunterlaufenen Augen starrte er auf das Schauspiel vor sich.
    Zwei Schwarzsilberne hatten Witok gepackt und drückten ihn zu Boden. Der Verwachsene lag auf den Knien, ein Mann hatte seine Hand in die Mähne gekrallt und bog den zottigen Kopf erbarmungslos zurück. Witok röchelte, nur das Weiße seiner Augäpfel war zu sehen, aus seinem verzerrten Mund tropfte Speichel.
    »Lass ihn los, du Bastarrrd«, keuchte der Bulle, »was hat er damit zu tun? Feiglinge, ihr Feiglinge ...«
    »Wir wollen nur sicher sein, dass du vernünftig mit dir reden lässt und keine Dummheiten machst«, erwiderte ein dritter Schwarzsilberner kühl. »Diese Vorstellung eben war sicher nich dein Ernst. Du kannst von Glück sagen, wenn der Patron dich dafür nich auf die Galeeren verkauft. Wie kommste dazu, ihm die Gefolgschaft zu kündigen? Er kann dich an den Galgen bringen und mich würd's nicht wundern, wenn er's täte. Ihr gebt bestimmt 'n nettes Pärchen, ihr zwei, wenn ihr nebeneinander baumelt. Aber den hässlichen Krüppel muss man schinden, der hat ja keinen Hals für den Strick.«
    Sie rissen seinen Kopf weiter nach hinten und die Männer grölten. Witok zuckte, ein heiseres Ächzen drang aus seiner entblößten Kehle und dem Bullen sprangen Tränen in die Augen. Sein Widersacher lachte.
    »Schaut, er flennt! Liegt er dir so am Herzen, der widerliche Zwerg?«, höhnte er, »hast ihn wohl lieber um dich als hübsche Weiber.«
    »Bastarrd«, flüsterte der Bulle. Er war hilflos, jeden Versuch, sich zu wehren, musste Witok bitter büßen. Die Tränen, die er nicht wegwischen konnte, liefen ihm über die Wangen, in ohnmächtiger Wut ballte er die Fäuste. Plötzlich ging sein Blick an dem Sprecher vorbei, seine Augen weiteten sich und er warf sich so heftig nach vorn, dass die Männer ihn um ein Haar losgelassen hätten. »Du«, heulte er, »du Schwätzer, mit deine schöne Reden! Eine eigene Schule! Du hast mich zum Narren gehalten. Warrum hast du mich nich gelassen in Rruhe, du Lügner, du ...«
    So groß war seine Verzweiflung, dass er noch tobte, als Witoks Peiniger ihr Opfer freigaben, die Augen verdrehten und ohne Laut zusammenbrachen. Erst als Witok stöhnend zu Boden sank, kam der Bulle zur Besinnung. Fortunagras Männern hatte es die Sprache verschlagen und in der verblüfften Stille klang die gelangweilte Stimme sehr laut.
    »Ach nee, schau, wen wir da haben! Langsam bin ich deine hässliche Fratze leid, Slick. Schwarzsilber steht dir übrigens nicht.«
    Die Züge des Mannes verzerrten sich, knurrend wandte er sich dem Sprecher zu.
    »Du! Warum hab ich mir nich gedacht, dass du dahinter steckst?«
    Jermyn lächelte süß.
    »Mach dir nichts draus, denken war noch nie deine Stärke. Deshalb setzt Fortunagra dich auch nur für solche Drecksarbeit ein.«
    Ohne sich um die feindseligen Blicke zu kümmern, trat er zwischen sie und stieß die reglosen Männer mit der Stiefelspitze an.
    »Sehr schön, völlig außer Gefecht.«
    Er nickte zufrieden und der schwarze Blick glitt zu den Männern, die den Bullen festhielten. Sie jaulten auf, als habe man ihnen eins mit der Peitsche übergezogen und sprangen beiseite. Kaum fühlte der Bulle sich frei, wollte er sich auf Slick stürzen, aber Jermyn hielt auch ihn fest.
    »Lass gut sein, die übernehmen wir. Bring Witok weg!«
    Der Bulle beugte sich zu dem Stöhnenden hinunter und hob ihn ohne Mühe auf die Schultern, um ihn in die Zelle zu tragen. Er hätte es freiwillig getan, aber er konnte sich der Stimme in seinem Kopf ebenso wenig widersetzen, wie die

Weitere Kostenlose Bücher