AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)
Männer, die zu Bildsäulen erstarrt neben ihm standen. Die Zellentür schloss sich hinter ihm.
»Du kannst jetzt deine Handlanger einsammeln und verschwinden«, wies Jermyn Slick herablassend an, »für euch gibt's hier nichts mehr zu tun. Ihr habt ja gehört, was der Bulle in der Arena gesagt hat. Richtet das eurem Herrn aus.«
Slick fuhr wütend auf.
»Du hast mir nix zu befehlen, du Grünschnabel. Bild dir nix auf deine Gedankenkräfte ein! Wir sind zu viele, du kannst uns nich alle lenken, die draußen sin alle besoffen. Lasst euch nich einschüchtern«, rief er seinen Leuten zu, »der gaukelt euch nur was vor. Verschließt euch, wenn ihr könnt. Er is allein, mit so 'nem Hosenscheißer werden wir leicht fertig. Vorwärts, für die Ehre des Patrons!«
Er stürzte vor auf Jermyn, der vor der Tür Posten bezogen hatte, stolperte und wäre um ein Haar auf's Gesicht gefallen.
»Verdammte Scheiße, was ... was is ...«
»Du machst einen üblen Fehler, wenn du Jermyn unterschätzst. Und er ist nicht allein! Erinnerst du dich an mich?«
So unerwartet war der helle Klang der Mädchenstimme in dem düsteren Gewölbe, dass Slick mit offenem Mund zum Gang glotzte.
Ninian trat aus dem Schatten, das Licht der Fackeln huschte über das liebliche Gesicht mit den fremdartigen, schrägen Augen. Die Männer glotzten sie an wie eine Erscheinung.
»Was bist du denn für eine?«, keuchte Slick. »Noch 'ne Gauklerin? Willste mir weismachen, dass ich meine Beine nich bewegen kann? So leicht lass ich mich nich einwickeln.«
Er lachte rau und zerrte mit aller Kraft an seinem Fuß, um sich von der vermeintlichen Täuschung zu befreien. Mit einem Schmerzensschrei kippte er nach vorn.
»Aah, meine Füße, meine Knöchel ...«
Ninian lächelte.
»Tut es weh? Siehst du, ich mache dir nichts vor. Der Schmerz ist echt. Fühlt es sich nicht an wie damals, als du deinen Patron zum Ruinenfeld begleitet hast, obwohl Jermyn es verboten hatte?«
Er bückte sich und tastete im Dunkeln über den Boden.
»Licht, bringt Licht, ihr Trottel«, bellte er und als der Fackelschein auf seine Beine fiel, fluchte er lästerlich. Die Männer, die neugierig die Hälse reckten, wichen zurück.
Der Boden hatte seine Füße geschluckt. Wie zwei Pfähle steckten die Beine in den Steinplatten, die sich lückenlos um seine Knöchel geschlossen hatten. Während die Männer zusahen, bewegten sie sich, drückten sich noch tiefer in den schwarzen Stoff der Beinlinge. Slick winselte. Schweiß trat ihm auf die Stirn, er konnte sich kaum aufrecht halten.
»Wenn ich will, zerquetschen die Steine deine Füße. Es wäre mir ein Vergnügen«, Ninian lächelte, süß und erbarmungslos. »Pfeif deine Leute zurück und hör dir an, was Jermyn zu sagen hat.«
Slick warf seinen Kumpanen einen verzweifelten Blick zu. Sie rührten sich nicht, aber die Strolche im Gang, die nicht sehen konnten, was ihm in dem Vorraum geschah, drängten grölend nach vorne.
»Bleibt, wo ihr seid, oder es wird euch leid tun!«
Ein greller Blitz zerriss die Dunkelheit und schlug in die Steinplatten vor dem Gang. Die vordersten Männer wichen jaulend zurück, als ihnen die Funken ins Gesicht sprangen. Als sie mit den Nachrückenden zusammenstießen, drehten sie sich um und traktierten sie mit den Fäusten. Ninian jagte einen zweiten Feuerstoß über ihre Köpfe, es stank nach versengtem Haar.
»Zurück, zurück. Da is 'n böser Geist, 'n Dämon, raus, raus hier ...«
Sie begriffen, dass sie dem Schrecken in der dunklen Kammer nicht gewachsen waren und versuchten, durch den engen Gang zu entkommen. Ein heilloses Durcheinander entstand, aber ein dritter Blitzstrahl machte ihnen Beine und brüllend gab die ganze Bande Fersengeld.
Jermyn wartete, bis es still geworden war. »Ihr könnt dem Ehrenwerten ausrichten, dass der Bulle sich von ihm losgesagt hat. Er weiß, dass der Vertrag verbrannt ist, euer Herr wird verstehen, was das bedeutet. Er darf mir danken, dass ich den Bullen daran gehindert habe, ihm das Genick zu brechen. Noch etwas«, er trat an Slick heran und fing den Blick des Mannes ein. Slick schloss die Augen, aber es nützte nichts. Wort für Wort prägte Jermyn ihm die Botschaft mit glühenden Zeichen ein.
»Sag ihm, er soll den Bullen und Witok in Ruhe lassen. Wenn ihnen etwas zustößt, wird das auch sein Ende sein. Sag ihm, ich habe alles aus seinem verdammten Kasten mitgenommen, aber nicht alles verbrannt, Wenn er nicht spurt, wandert der Brief, den ich nicht verbrannt
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