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AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian – Erstes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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prächtige Schultern.
    »Witok sagte, du hattest ein Mädchen ... Fräulein dabei gehabt«, begann er.
    »Sie gehört zu mir!«, fiel Jermyn ihm scharf ins Wort. Seiner Meinung nach reichte diese Auskunft, aber Ninian runzelte die Stirn und widerstrebend stellte er sie vor.
    »Du kannst dich auch bei ihr bedanken, dass du nicht mehr vor dem Ehrenwerten Fortunagra zu Kreuze kriechen musst. Jetzt gehab dich wohl. Auf bald. Komm, Ninian!«
    Plötzlich verdrossen marschierte er aus dem Vorraum. Ninian tat ihm den Gefallen und folgte ihm, aber der Bulle versagte keinem hübschen Mädchen seinen Dank.
    »Ich steh in Eurer Schuld, Fräulein«, rief er ihr nach. Sie drehte sich um und lächelte.
    »Sag Ninian zu mir, ich bin ebensowenig ein Fräulein, wie er Patron ist. Ich bin froh, dass du frei bist.«
    Jermyn nahm sich vor, seine Geschäfte mit dem Bullen allein zu regeln.
     
    Sie sprachen nicht, als sie durch die samtige Schwärze der Sommernacht zum Ruinenfeld zurückkehrten. Trotz der späten Stunde war es noch warm und die riesige Masse des Alten Zirkus hob sich dunkel gegen die flirrenden Sterne ab.
    Jermyn starrte auf ihrer beider Schatten, die vor ihnen her schwebten, ineinander flossen und sich wieder trennten.
    In den Gewölben waren sie wie eins gewesen, sie hatten weder Worte noch Blicke gebraucht. Ninian hatte gewusst, wann sie eingreifen musste, hatte seinen Ton aufgenommen, den spöttischen, verächtlichen Ton, mit dem man Leute wie Slick zur Raserei treiben konnte.
    Sie ging dicht neben ihm, er spürte die Wärme ihrer Hand. Mit einer winzigen Bewegung könnte er sie ergreifen ... verstohlen sah er sie an. Ihre Züge waren in dem flimmernden Licht weiß und lieblich wie die Gesichter der steinernen Göttinnen, die sie so bewunderte – und so unnahbar. Sie war weit weg.
    Den Bullen hatte sie angelächelt und ihr Stimme hatte warm geklungen. Vielleicht dachte sie gerade an den schönen Gladiator. Die Eifersucht schmeckte bitter und presste sein Herz wie eine gewaltige Faust zusammen. Er fürchtete jedes Lächeln, jeden Blick, den sie einem anderen Mann schenkte.
    »Es war gut, dass wir den Brief behalten haben«, sagte er, als das Schweigen unerträglich wurde, »wir dürfen nichts aus der Hand geben, was wir als Druckmittel gegen Fortunagra benutzten können.«
    »Ja«, erwiderte Ninian einsilbig.
    Der Rausch der Macht, der sie in dem unterirdischen Gewölbe mitgerissen hatte, beunruhigte sie. Es war nicht ihr Kampf gewesen, sie hätte sich nicht einmischen müssen. Was kümmerte sie ein abgehalfterter Gladiator und sein buckliger Freund? Aber sie hatte es genossen, Slick und sein Gossengesindel zu peinigen. Der Hohn war ihr ohne Mühe von den Lippen gekommen, zum ersten Mal hatte sie verstanden, warum Jermyn so sprach. Es war ... ja, erhebend gewesen, die Gegner im Gefühl der eigenen Überlegenheit zu verspotten.
    Sie sollte sich entsetzen vor diesen Empfindungen. Von ihrem Vater hatte sie gehört, der Weg der Waffen sei der letzte, den man wählen solle, und wer die Waffe führte, sollte in seinem Herzen deshalb trauern. Sie hatte nichts mit der kriegerischen Ninian zu tun haben wollen, aber von dem Moment an, da sie den Kellerraum betreten hatte, war eine wilde Freude in ihr gewachsen, bis ihr Blut prickelte wie von dem himmlischen Feuer.
    Sie sah auf. Hoch über ihr, beinahe im Zenit, stand sie, AvaNinian, das Doppelgestirn, die zweifache Göttin. Doch schien die eine blass und verzagt unter dem triumphierenden Glanz der anderen. Ninian, die Kriegerin, wuchs und sandte ihre Strahlen wie ein Netz aus, um Ninian, das Mädchen, darin zu fangen.
    Trotzig ballte sie die Fäuste. Sie wollte sich nicht in diesen Netzen verstricken, wollte Herrin bleiben in ihrem Haus und nicht an Pflichten erinnert werden, die sie hinderten, ihren eigenen Wünschen zu gehorchen.
    Gewaltsam riss sie sich von den verstörenden Sternen los.
    »Mach mit dem Brief, was du für richtig hältst, ich mag nichts mehr davon hören! Morgen gehe ich zu Vitalonga. Witok hat geheimnisvolle Dinge über die Gladiatoren der Alten Zeit vor sich hingebrummt und ich möchte mehr darüber wissen, wenn wir jetzt schon eine Gladiatorenschule aufmachen.«
    Jermyn fuhr zusammen, als sie unvermittelt sprach, aber er war froh, dass sie aus der kalten Ferne zurückgekehrt war und dass sie an tote statt an lebende Gladiatoren dachte.
    »Wie du willst«, meinte er großzügig. »Obwohl ich nicht verstehe, wieso du das alte Zeug so magst. Ich halte jede

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