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AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian – Erstes Buch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Norman
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bereit, ihn zu spenden.
    Ninian holte tief Atem und nickte. Was gab es für sie schon zu fürchten? »Schön, ich komme mit.«
    »Gut so, gut so, mein Täubchen«, gurrte LaPrixa und teilte zuvorkommend die leise klingelnden Perlenschnüre.
    Weder sie noch Jermyn waren je durch den Vorhang gegangen und trotz ihres Jammers regte sich in Ninian die Neugier.
    Zunächst verbarg sich dahinter nichts aufregenderes als ein spärlich beleuchteter Gang, der nach vielen Windungen an einem Schacht endete.
    LaPrixa nahm die Öllampe aus einer Wandnische, raffte ihre Röcke und begann die steilen, ausgetretenen Stufen hinabzusteigen. Ninian folgte ihr zögernd. An manchen Stellen war der Putz von der Wand gebröckelt. Schmale, rötliche Ziegel kamen darunter zum Vorschein, wie an den Mauern der Gladiatorenschule. Auch dieses Gebäude musste aus der Alten Zeit stammen.
    »Wo bleibst du? Es geht nur ein wenig hinunter oder hast du Angst vor den Mächten der Unterwelt?« LaPrixas Stimme hallte in dem engen Treppenschacht. Sie stand am Fuß der Treppe, das flackernde Öllicht verwandelte ihr Gesicht in eine dämonische Maske aus glänzendem Ebenholz mit hämisch gefletschten Zähnen.
    Einen leisen Schauder verdrängend, sprang Ninian die restlichen Stufen hinunter. Sie musste die Tiefe nicht fürchten!
    Sie folgten einem weiteren Gang. Nach und nach lockte der Schein des Öllichts Bruchstücke von farbigen Bildern aus dem Dunkel, immer deutlicher und vollständiger. Ninian wollte LaPrixa gerade danach fragen, als es vor ihnen heller wurde und sie durch einen gemauerten Bogen in eine verzauberte Welt traten.
    Malereien bedeckten die Wände, blühende Gärten und Landschaften, so frisch und lebensecht, dass Ninian glaubte, den Duft der Blumen zu riechen. Kinder spielten mit einem springenden Hund, junge Mädchen umschlangen sich anmutig, Männer in weißen, faltenreichen Gewändern saßen in ernstes Gespräch vertieft. Unter der Decke zog sich ein Fries von Ranken und Blumen aus glitzernden Steinwürfeln entlang, der Fußboden war belegt mit Spiralen aus schwarzen und weißen Kacheln. Öllampen auf eisernen Wandhalterungen beleuchteten die ganze Pracht.
    Ninian war überwältigt. Die verblassten Reste solcher Bilder hatte sie in den Ruinen bewundert, ihre gemalte, lächelnde Freundin im Palast schien eine Schwester der lieblichen Gestalten zu sein, die für Augenblicke aus der Dunkelheit auftauchten und wieder verschwanden.
    Sie beschleunigte ihre Schritte, um LaPrixa einzuholen.
    »Wo sind wir?«
    Die Hautstecherin lachte.
    »Erkennst du es nicht? In den Resten eines Badehauses der Alten. Wir sind in die Tiefen der Zeit hinabgestiegen. Sie waren ebensolche Schweine wie meine heutigen Kunden, aber sie wussten zu leben. Wart's ab, meine Schöne, gleich werden dir die Augen übergehen.«
    Gemalte, marmorne Säulen und Giebel umrahmten Türen zu beiden Seiten des Ganges.
    LaPrixa öffnete eine davon und ließ Ninian hineinsehen.
    Sanftes Grün schimmerte ihr entgegen. An den Wänden rollten schaumgekrönte Wogen über eine unterirdische Küste. Meeresgötter tummelten sich in den Brechern; ein bärtiger Wassermann wühlte lachend mit seinem Dreizack das Wasser auf und eine anmutige Nixe, deren goldene Haare wie ein Teppich um sie ausgebreitet auf den Wellen lagen, blickte aus dunklen, sehnsüchtigen Augen über ihre weiße Schulter.
    Über einem geräumigen Becken im Boden ragten zwei silberne Fischköpfe mit geöffneten Mäulern aus der Wand. Ein kleines Kabinett, Tisch und Ruhebett bildeten die ganze Einrichtung des Raumes. Ein schwacher, herber Geruch lag in der Luft.
    »Das ist ... unglaublich, LaPrixa.«
    »Nicht wahr?«, erwiderte die dunkle Frau selbstgefällig. »Hat mich eine Stange Geld gekostet. Was glaubst du, weshalb ich mir von diesem Hurensohn Fortunagra Geld geliehen hatte? Aber es war die Sache wert – die Narren kommen hierher, um wie ihre großen Vorfahren zu baden und ihre Gelage zu feiern. Sie zahlen jeden Preis und streiten sich darum, wer die Räume als nächster benutzen darf. Komm, das ist noch nicht alles!«
    Je weiter sie durch die bemalten Räume schritten, desto wilder und freizügiger wurden die Bilder an den Wänden. Ausgelassene Zecher saßen bei einem üppigen Gelage, zwei erbrachen sich in Schüsseln, die von Sklaven bereitgehalten wurden. Ein Paar umarmte sich zärtlich und auf den folgenden Bildern sah man es in den verschiedensten Stellungen des Liebesspiels. Es blieb nicht bei einem Paar. Die Alten

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